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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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McGillycaddy. »Seht hin, meine Kinder! Seht, wie unser Herr jene bestraft, die es wagen, mit Feuer und Schwert in sein Reich einzudringen!«
    Im gleichen Moment erreichte der Schatten das Ufer. Erst glaubte ich, eine Art riesiger schwarzer Qualle zu sehen, aber dann zerfloss sein Körper, formte sich neu, wurde zu einem Gewebe, dann zu einer klumpigen Zusammenballung schwärzlich geronnener Dinge …
    Dafür konnte ich umso besser erkennen, was er gebracht hatte.
    Einen Menschen. Einen Menschen in einem monströsen, aus schwarzem Kautschuk und messingfarbenem Metall gefertigten Anzug. Einen von Nemos Männern!
    Die Leiche eines seiner Männer, genauer gesagt. Der schwere, aus zähem Gummimaterial gefertigte Anzug war zerrissen, die Schläuche, die ihn mit dem Oxygentank auf seinem Rücken verbanden, hingen in Fetzen herunter und das runde Sichtfenster des Messinghelmes war zerborsten. Ich konnte nicht genau erkennen, was dahinter war, aber es war rot und weiß und erinnerte mich nicht unbedingt an ein menschliches Gesicht.
    »Seht!«, kreischte McGillycaddy noch einmal. »Dies ist nur einer der Frevler, aber die anderen werden sein Schicksal teilen, ehe die Sonne aufgegangen ist. Und so wie ihnen wird es allen ergehen, die versuchen, uns aufzuhalten!«
    Entsetzt starrte ich auf die reglose Gestalt im Taucheranzug. Das schwarze Etwas im Wasser zog sich zurück, aber auf einen Wink McGillycaddys hin kamen zwei seiner Männer herbei und hoben den Toten hoch, um ihn wie in einem grausigen Triumphzug an Land zu tragen und ins Feuer zu werfen. Es war ein furchtbarer Anblick: seine Arme und Beine pendelten, als wäre kein Knochengerüst mehr in seinen Gliedern. Ich musste an einen gleichartigen Körper denken, den ich in den Abwässerkanälen von Aberdeen gesehen hatte …
    »Irgendetwas ist schief gegangen«, murmelte ich. »Das … das ist einer von Nemos Männern.«
    Frane sah mich irritiert an. »Nemo?«, vergewisserte er sich. »Etwa … etwa der Nemo?«
    Jetzt war ich an der Reihe, erstaunt zu sein. Ich hatte von einem Mann von Franes Bildungsstand kaum erwartet, dass er den Namen Nemo kannte. Trotzdem nickte ich. »Genau dieser, Frane«, antwortete ich. »Aber er dürfte gar nicht mehr hier sein. Nicht, wenn …«
    Ich sprach nicht weiter, denn der Gedanke, der aus dem schrecklichen Bild folgerte, war so furchtbar, dass ich für einen Moment mit beinahe verzweifelter Macht versuchte, ihn wegzuleugnen. Natürlich half es nichts. Und natürlich war es die einzig logische Erklärung dafür, dass die NAUTILUS nicht zu dem verabredeten Treffen gekommen war.
    »Ich muss dort hinunter«, sagte ich.
    Frane erbleichte. »Wohin? In … in den See?«
    Ich nickte. »Ja. Ich … ich muss nachsehen, was passiert ist.«
    »Sie sind wohl verrückt geworden!«, keuchte Frane. »Was glauben Sie, dort unten ausrichten zu können? Sie -«
    Ich schnitt ihm mit einer Bewegung das Wort ab, drehte mich herum und deutete mit einer Kopfbewegung zur Stadt zurück. »Sie gehen zurück zu Mrs. Borden«, sagte ich, während ich bereits begann, mein Hemd aufzuknöpfen. »Sie warten genau bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, dann bringen Sie sie aus der Stadt. Wenn es sein muss, gegen ihren Willen. Haben Sie das verstanden?«
    Frane starrte mich an, schluckte ein paarmal heftig und nickte schließlich. Ich wusste, dass er gehorchen würde. Typen wie Frane sind zwar im Allgemeinen kaum fähig, ohne Schwierigkeiten weiter als bis acht zu zählen, aber dafür sind sie leicht zu beeinflussen. Wenigstens für eine Weile.
    »Helfen Sie mir!«, befahl ich. Frane bückte sich gehorsam nach dem Atemgerät, wuchtete es hoch und hielt es so lange, bis ich die ledernen Riemen übergestreift und die Schnallen verschlossen hatte. Dann zog ich mir den leichten Helm über, überzeugte mich davon, dass die frischen Sauerstoffpatronen angeschlossen und zwei Ersatzpatronen sicher in meinem Gürtel verstaut waren, und schlüpfte zum Schluss in die Schwimmflossen.
    Nicht einmal hundert Schritt von McGillycaddy und seinen tanzenden Anhängern entfernt, ließ ich mich ins Wasser gleiten.
     
    Das Meer war sehr ruhig an diesem Abend. Fast ein bisschen zu ruhig für Lawrences Geschmack. Über den Wellen, die kaum handhoch und so träge wie geschmolzenes Blei waren, lag ein blassgrauer Hauch von Nebel und obgleich die Sicht im Grunde klar war, schien doch alles, was weiter als drei-, vierhundert Yards entfernt war, wie hinter einem

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