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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nachgaben.
    »Bleiben Sie liegen«, sagte ich. »Das Blut muss erst wieder richtig zirkulieren.«
    »Jenny«, wimmerte Several. »Meine kleine Jenny. Sie … sie …«
    »Was ist passiert, Several?«, fragte ich. »Bitte – ich weiß, dass es schwer für Sie ist, aber ich muss wissen, was geschehen ist.«
    Several schien meine Worte überhaupt nicht zu hören. Sie warf sich auf dem Bett hin und her und stammelte immer wieder den Namen ihrer Tochter.
    Schließlich ergriff ich sie an den Schultern, drängte sie mit sanfter Gewalt auf das Bett zurück und legte die rechte Hand auf ihre Stirn, sodass ich mit Daumen und kleinem Finger ihre Schläfen umfasste und mein Zeige- und Ringfinger auf ihren geschlossenen Augen lagen. Ich war nervös und es fiel mir schwer mich zu konzentrieren, aber es gelang mir immerhin, sanfte beruhigende Impulse in ihren Geist zu senden, und nach einigen Minuten beruhigte sich ihr rasender Herzschlag; ihr Atem begann allmählich wieder normal zu werden und sie hörte sogar auf zu zittern. Aber wie beim ersten Mal, als ich sie auf diese Weise vor einem Zusammenbruch bewahrt hatte, spürte ich auch jetzt, dass ich das Grauen in ihr nur betäubt, nicht etwa vertrieben hatte. Ich war nicht sehr erfahren in solchen Dingen.
    »Also«, begann ich von neuem. »Was ist geschehen, Several? Sind diese Männer gekommen und haben Ihre Tochter entführt?«
    Several starrte mich eine Ewigkeit lang an und ich begann schon zu befürchten, dass meine Hilfe diesmal umsonst gewesen war. Aber dann schüttelte sie den Kopf und stemmte sich mühsam auf die Ellbogen hoch.
    »Jennifer«, sagte sie matt. »Sie … sie ist aufgewacht, Robert. Sie ist erwacht, nachdem Sie gegangen waren. Sie … sie ist erwacht. Aber sie war nicht mehr sie selbst. Sie war … o Gott, mein armes Kind. Diese Bestien! Was haben sie mit Jennifer gemacht?!«
    »Erzählen Sie«, bat ich.
    Several nickte, setzte sich ein wenig weiter auf und warf einen raschen Blick auf den Bewusstlosen unter dem Fenster. »Sie ist aufgewacht, kurz … kurz nachdem Sie gegangen waren, Robert«, begann sie von neuem. »Sie … sie hat mich niedergeschlagen und ist weggelaufen. Und danach sind diese beiden gekommen, und … und noch andere. McGillycaddy und die anderen vom … vom Clan.« Sie stockte, als die Erinnerung an das Geschehene sie wieder zu übermannen drohte. In ihren Augen schimmerten plötzlich Tränen. Aber dann gab sie sich einen sichtbaren Ruck, sah auf und fuhr mit mühsam beherrschter Stimme fort: »Sie … sie haben mich geschlagen und gesagt, dass ich meinen Mann ermordet hätte und dass ich dafür büßen müsse. Dann haben sie mich hier herauf gebracht und sind wieder gegangen. Alle bis auf … bis auf die beiden. Aber McGillycaddy hat gesagt, dass sie wiederkommen werden, sobald die Sonne aufgegangen ist, und dass … dass ich dann dafür bestraft werde, was ich getan habe.«
    »Und … Ihre Tochter?«, fragte ich vorsichtig.
    »Sie ist fort«, murmelte Several. »Sie … sie ist wieder zu ihm gegangen, Robert.«
    »Ihm?«
    »Zu Dagon«, schluchzte Several. »Ich weiß es, Robert. Sie gehört ihm. Sie hat es mir gesagt, ehe sie ging. Sie … sie ist …«
    Plötzlich warf sie sich zur Seite, vergrub das Gesicht in den Kissen und weinte; beinahe lautlos, aber sehr heftig. Diesmal ließ ich sie gewähren. Vielleicht war es besser, wenn sie ihren Tränen freien Lauf ließ.
    Ich stand auf und kniete neben dem Dürren nieder. Several hatte gesagt, dass sie wiederkommen würden, wenn die Sonne aufging, was uns zu einer gewissen Gnadenfrist verhalf. Aber ich wollte sicher gehen. Und es gab da noch ein paar Punkte, die zu klären waren.
    Ich drehte den Kerl auf den Rücken, zwängte seine Zähne auseinander und grub so viel Zigarre aus seinem Mund, wie ich konnte. Er röchelte, rang keuchend nach Luft und spie halb aufgelösten Tabak aus. Sein Blick flammte vor Hass, als er mich ansah.
    Als er die Hand hob, versetzte ich ihm eine Ohrfeige. Er versuchte kein zweites Mal, nach mir zu schlagen.
    »Ich hoffe, wir verstehen uns jetzt«, grollte ich, wobei ich mir Mühe gab, so finster wie möglich dreinzublicken. »Dir passiert nichts, wenn du vernünftig bist. Wenn nicht …«
    Ich sprach nicht weiter, aber das war auch nicht nötig. Unausgesprochene Drohungen sind meist wirkungsvoller als ausgesprochene. Der Dürre nickte hastig, spuckte ein weiteres Stück Zigarre aus und betastete mit den Fingerspitzen seine verbrannten Lippen. Wahrscheinlich

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