Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
seine Männer identifizieren konnte.
    »Diese beiden waren meine treuen Diener in den letzten Jahren«, sagte er. »Sie waren da, um mir dabei zu helfen, die einfachsten Dinge des täglichen Lebens zu verrichten. Sie haben mich getröstet, wenn ich dachte, es nicht mehr aushalten zu können. Sie haben mich schreien gehört, in den Nächten, in denen ich vor Schmerz fast wahnsinnig wurde.«
    Er hob die Hand und einer der Männer kam näher, ergriff mich unter den Armen und führte mich zu einem steinernen Sessel, in den er mich wenig sanft hineinsinken ließ. Ich keuchte vor Schmerz.
    »Jetzt werden es deine Diener sein«, fuhr Barlaam spöttisch fort. »Sie werden bleiben, als Einzige, während ich und die anderen gehen. Sie werden bleiben und auf dich Acht geben. Wann immer du einen Wunsch hast, rufe sie und sie werden zur Stelle sein. Nur einen werden sie dir nicht erfüllen. Den Tod.«
    »Du verdammtes … Ungeheuer«, stöhnte ich. »Dafür wirst du … bezahlen, das … das schwöre ich.«
    Barlaam lachte. »Du hast es noch nicht begriffen, wie?«, fragte er, ruhig und in fast amüsiertem Ton. »Du bist nicht mehr in der Situation, Drohungen aussprechen zu können.« Sein Gesicht schien zu zerfließen, als eine neue Woge von Schmerz meinen Blick trübte. Ich sah kaum, wie er auf mich zutrat und die Hand hob, als wolle er mich schlagen.
    Aber er führte die Bewegung nicht zu Ende, sondern schüttelte nur den Kopf, ließ den Arm wieder sinken und betrachtete eine Sekunde lang seine Hand.
    »Nein«, sagte er. »Ich werde dich nicht schlagen. Du wirst Schmerzen leiden, schlimmer, als du dir vorzustellen vermagst, aber jedes bisschen Schmerz, das du fühlst, wird dein eigener sein. Nichts als das, was du selbst bewirkt hast. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.« Er lachte, richtete sich auf und wandte sich mit einem Ruck um, blieb dann aber noch einmal stehen, um zu mir zurückzublicken.
    »Und nun lebe wohl, Robert Craven«, sagte er. »Und lange. Sehr lange.«
    Sein schreckliches Hohnlachen hallte noch lange in meinen Ohren wider. Selbst, als es in Wirklichkeit schon längst verklungen war.
     
    Der Mann lag wie tot da. Sein Kopf war blutig; die Schläfe aufgerissen von dem Hieb, mit dem ihn einer seiner Bewacher niedergestreckt hatte, seine Glieder in sonderbar verrenkter Haltung. Seine Augen blickten glasig, aber noch war Leben in seinem Körper; wenn auch nicht mehr viel. Ganz langsam hob und senkte sich seine Brust und hätte man genau hingesehen, hätte man bemerkt, dass sich seine rechte Hand Millimeter um Millimeter bewegte.
    Aber es gab niemanden, der genau hinsah, obwohl der riesige unterirdische Dom voller Schritte und hektisch hin und her rennender Männer war.
    Es mussten an die zwei Dutzend der hochgewachsenen, in schreiend bunte Umhänge gekleideter Männer sein, die im Laufe der letzten Minuten buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht waren. Die meisten von ihnen schienen ziellos hierhin und dorthin zu eilen, einige jedoch waren mit einer sonderbaren, aus Kristall und blitzendem silbernem Stahl bestehenden Apparatur beschäftigt, die unweit des grünen Pfuhles aufgestellt war. Hätte es einen Beobachter außer dem halbtoten Mann gegeben, wäre ihm vielleicht das dünne, aus einer Art rauchigem grünen Licht bestehende Band aufgefallen, das vom Zentrum der sonderbaren Anordnung in die Grube hinabführte.
    Aber auch den gab es nicht. Es gab nur die Magier von Maronar, die Grube mit den halb materialisierten Thul Saduun – und den Mann auf dem Boden.
    Zeit verging. Manchmal zitterte der Berg und von Zeit zu Zeit drang ein schwaches, unendlich tiefes Grollen durch die Wände aus erstarrter Lava, ein Grollen, das oben auf der Insel ein apokalyptisches Brüllen sein musste, ein infernalisches Toben und Schreien, das den Weltuntergang ankündigte.
    Nach einer Welle begannen sich die Magier um den silbernen Apparat zu versammeln, in scheinbar willkürlicher, in Wahrheit aber sehr genau überlegter Anordnung. Einige von ihnen hoben die Arme und begannen mit leisen Stimmen zu summen; eine Melodie, die so düster und unheilschwanger war wie die Wesen, denen sie dienten. Andere verharrten einfach reglos und mit geschlossenen Augen, während sich zwei Männer zu beiden Seiten des Gerätes aufstellten.
    In der Mitte der silbernen Scheibe, auf der die Kristallapparatur aufgebaut war, glühte plötzlich ein sanftes, grünes Licht. Rasch gewann es an Leuchtkraft, wurde zu einer Kugel und wuchs schließlich in die

Weitere Kostenlose Bücher