Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Höhe, bis es zu einem mehr als mannshohen, in grellem grünen Licht strahlenden Oval geworden war.
    Dann trat ein Mann aus dem grünen Leuchten.
    Er war groß – kein Riese, aber doch sehr hochgewachsen –, breitschultrig und trug einen schwarzen, kurz geschnittenen Bart. Zwischen den Gestalten der Magier wirkte seine Kleidung geradezu lächerlich: schwarze Lackschuhe, dunkle Hosen, dazu ein Rüschenhemd, das irgendwann sicher einmal weiß gewesen war, jetzt aber von zahllosen Schmutz-, Brand- und Blutflecken übersät war. Sein Gesicht war schmal und in seinem Haar leuchtete eine gezackte, schlohweiße Strähne.
    Mit einem entschlossenen Schritt trat er von der Scheibe herunter, ging – ohne die knienden Männer auch nur zu beachten – bis zum Rand der Grube und starrte reglos in das grüne Wabern hinab. Lange – sicher länger als fünf Minuten – stand er einfach so da, dann drehte er sich mit einem Ruck herum und winkte einen der Magier herbei.
    »Wie weit seid ihr?«, fragte er. Er bediente sich dabei einer Sprache, die uralt war. Kein lebender Mensch hatte sie je gehört, denn sie war erloschen, noch bevor die ersten Säugetiere auf dem Antlitz dieses Planeten erschienen waren.
    »Es ist alles vorbereitet, Herr«, antwortete der Magier. »Sobald die Sonne aufgeht, könnt Ihr beginnen.«
    Ein kurzes, triumphierendes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes in Robert Cravens Körper. »Das ist gut«, sagte er. »Ich bin sehr zufrieden mit euch. Und nun lasst uns keine Zeit mehr verlieren!«
    Der Magier nickte, fuhr herum und ging zu seinen Kameraden zurück, während Barlaam weiter reglos stehen blieb und in die Grube hinabstarrte. Seine Hände führten dabei kleine, zupackende Bewegungen aus.
    Schließlich wandte er sich wieder um, blieb aber plötzlich abermals stehen, blickte einen Moment zu dem Mann auf dem Boden herab und ging mit raschen Schritten zu ihm hinüber. Stirnrunzelnd stieß er ihn mit dem Fuß an und drehte ihn auf den Rücken. Ein leises Stöhnen drang aus dem Mund des Verletzten.
    »Wer ist das?«, fragte der Mann mit Robert Cravens Gesicht.
    »Ein Niemand, Herr«, antwortete einer der Magier. Seine Stimme klang, als hätte er Angst. »Einer der Matrosen vom Schiff. Er war bei Craven, als er hergebracht wurde.«
    Barlaam nickte. »Ich erinnere mich. Aber was tut er hier?«
    »Er versuchte zu fliehen«, antwortete der Magier hastig. »Golam schlug ihn nieder. Ich … lasse ihn fortschaffen.« Er wollte sich umwenden, um seine Worte unverzüglich in die Tat umzusetzen, aber Barlaam hielt ihn mit einer raschen Handbewegung zurück.
    »Nein«, sagte er. »Lass ihn hier. Er stellt keine Gefahr dar. Und jene in der Tiefe werden hungrig sein, sobald sie erwachen. Mögen sie ihn als erstes Opfer nehmen.«
    Und der Mann auf dem Boden hörte zu.
     
    Im Laufe der letzten Stunden hatten die Schmerzen ein wenig abgenommen. Vielleicht hatte ich mich auch nur daran gewöhnt; so weit man sich daran gewöhnen kann, dass jede noch so kleine Bewegung, jedes Verziehen der Lippen, ja selbst das Atmen Qualen mit sich bringt.
    Dafür war etwas anderes gekommen. Etwas, das vielleicht schlimmer als der körperliche Schmerz war.
    Begreifen.
    Langsam, unerträglich langsam, hatte ich angefangen zu begreifen welches Schicksal mir bevorstand; wie grausam die Rache war, die Barlaam an mir genommen hatte. Sein Körper war zerstört worden, als der sterbende Tyrannosaurier seine Flugscheibe unter sich begrub, und dass er überhaupt noch lebte, konnte nur Barlaams Zauberkraft und dem unglaublichen Wissen seines Volkes zuzuschreiben sein, aber trotz allem war dieser Körper nur mehr ein Wrack, ein zerstörtes Etwas, in dem sein Geist wie in einer Folterkammer gefangen gewesen war.
    Und jetzt der meine …
    Mein Blick hatte sich etwas geklärt und ich vermochte mich auch ein wenig zu bewegen, sodass ich eine etwas bequemere Haltung auf dem harten Stuhl angenommen hatte. Der Raum, in dem ich mich befand, war fensterlos und finster, aber von einer Anzahl kalter, runder Lichter erhellt, die schwerelos eine halbe Handbreit unter der Decke schwebten, sodass ich genügend Einzelheiten erkennen konnte, um mir wenigstens ein Bild meines Gefängnisses machen zu können.
    Die Kammer war rechteckig und offenbar aus dem natürlich gewachsenen Fels eines Berges herausgemeißelt worden. Vielleicht gehörte sie zum Tempelberg von Maronar, den ich schon einmal betreten hatte; aber irgendetwas sagte mir, dass es nicht so war. Die

Weitere Kostenlose Bücher