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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begriff seinen Irrtum einen Sekundenbruchteil zu spät.
    Jennifer wartete, bis er ganz dicht heran war, trat darin blitzschnell zur Seite und ließ ihn über ihr Bein stolpern. Der Magier keuchte, verlor das Gleichgewicht und fiel mit wild rudernden Armen dicht hinter ihr auf die Knie.
    Jennifer drehte sich nicht einmal herum. Aber ihr Ellbogen krachte ins Genick des Magiers. Er brach tot zusammen.
    Für die Dauer eines einzelnen, schmerzhaft schweren Herzschlages starrte ich Jennifer nur an, unfähig, zu glauben, was ich gerade gesehen hatte. Es war weiß Gott nicht das erste Mal, dass ich zusehen musste, wie ein Mensch ums Leben kam. Aber ich hatte selten eine derartige Kaltblütigkeit erlebt wie bei dem, was dieses so zart aussehende Mädchen gerade getan hatte. Die beiden Männer waren tot gewesen, ehe sie auch nur Zeit fanden, die Gefahr überhaupt zu begreifen, in der sie schwebten.
    Dann, von einer Sekunde auf die andere, begriff ich, wem ich wirklich gegenüberstand. Das war nicht Jennifer. Es war ihr Körper, oder wenigstens etwas, das aussah wie ihr Körper, aber längst nicht mehr sie selbst.
    Etwas von der Abscheu und dem Schrecken, den ich empfand, musste sich wohl auf meinem Gesicht widerspiegeln, denn Jennifer runzelte plötzlich die Stirn und blieb einen Moment stehen, ehe sie näherkam. Dann kniete sie neben meinem Stuhl nieder, hob die Hände und versuchte, meine Stirn zu berühren.
    Ich schlug ihren Arm beiseite, obwohl die Bewegung fast mehr Kraft von mir verlangte, als Barlaams ausgezehrter Körper noch aufzubringen vermochte.
    »Rühr mich nicht an, du … du Ungeheuer«, krächzte ich.
    Jennifer sah verwirrt auf. »Was hast du gesagt?« In ihren Augen stand ein Staunen geschrieben, das beinahe echt wirkte.
    »Du hast es … gehört«, antwortete ich mühsam. Meine Stimme drohte mir den Dienst zu verweigern. »Rühr mich nicht an, Hastur!«
    Jennifer fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Sprich diesen Namen nicht aus!«, keuchte sie. »Niemals, Robert, hörst du?«
    »Warum nicht?«, fragte ich zornig.
    »Es ist verboten«, flüsterte Jennifer. »Es bringt großes Unglück, ihn auch nur zu denken, Robert. Woher … weißt du ihn?«
    »Hast du vergessen, dass ich zwei Jahre meines Lebens damit zugebracht habe, die alten Schriften und Bücher zu studieren, Hastur?«, fragte ich. »Oder ist es dir einfach nur unangenehm, dass ein so schwacher und dummer Mensch wie ich dein Geheimnis gelöst hat?«
    »Ich und …« Jennifer versuchte zu lächeln, brachte aber nur eine Grimasse zustande. »Du täuschst dich, Robert. Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich bin Jennifer.«
    Und irgendetwas sagte mir, dass das die Wahrheit war. Es war nicht mein magisches Talent, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, denn das war wie alles andere erloschen, seit ich in diesem zerstörten Körper gefangen war. Aber ich wusste es einfach.
    »Aber noch gestern …«, begann ich, wurde aber sofort wieder von Jennifer unterbrochen, die heftig den Kopf schüttelte und mir mit einer Geste bedeutete, zu schweigen.
    »Gestern – das war ich nicht«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wem du begegnet bist, vielleicht wirklich ihm, dessen Namen man nicht aussprechen darf, aber ich war es nicht.«
    »Aber wie … wie kommst du dann hierher?«
    »Er hat mich geschickt«, antwortete Jennifer.
    »Um mich zu retten?«
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Nein«, gestand sie. »Bis vor wenigen Minuten noch wusste ich nicht einmal, dass du hier bist. Ich wurde aus einem anderen Grund geschickt. Aber wie es scheint, bin ich gerade noch zurecht gekommen.«
    Ich wollte antworten, aber meine Stimme versagte mir endgültig den Dienst. Ein dumpfer, bohrender Schmerz machte sich in meiner Brust bemerkbar und mein Blick begann sich wieder zu trüben. Die kleine Anstrengung, mit Jennifer zu reden, war bereits zu viel für diesen Körper gewesen.
    Auch Jennifer schien das zu spüren, denn sie stand plötzlich auf, musterte mich einen Moment stumm und voller Sorge, wandte sich dann plötzlich um und kniete neben einem der toten Magier nieder. Voller Entsetzen – und unfähig, auch nur einen Finger zu rühren, um sie daran zu hindern – beobachtete ich, wie sie den reglosen Körper herumdreht, die Hände unter seinen bizarren Mantel schob – und ihn mit einem Ruck von seinem Leib riss!
    »Um Gottes willen, was … was hast du vor?«, stammelte ich.
    Jennifer antwortete nicht, sondern rollte den Toten mit dem Fuß davon und breitete

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