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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Howard lebte, aber ich spürte, dass der Funke in ihm im Erlöschen begriffen war. Ich hatte versucht, ihm Kraft zu geben, aber es kam dem Versuch gleich, einen Fluss mit bloßen Händen auszuschöpfen.
    Seine Lebenskraft war aufgebraucht. Sein Körper lebte noch – das hieß, dass sein Herz schlug und er atmete. Aber das war auch schon alles. Weder Nemo noch Rowlf hatten mir sagen können – oder wollen – was es war, was Jennifer ihm angetan hatte. Aber was immer: Es hatte seine Lebenskraft aufgebraucht, ihm etwas genommen, das vielleicht nie wieder ersetzt werden konnte.
    Eine einzelne Träne lief über meine Wange. Ich wischte sie nicht fort.
    »Könnt ihr … Ihm helfen?«, fragte ich leise.
    Nemo und Obote schüttelten stumm den Kopf, während Rowlf plötzlich nicht mehr die Kraft zu haben schien, meinem Blick standzuhalten.
    »Vielleicht«, sagte Nemo schließlich. »Nicht wir. Aber es … es gibt einen Ort, an dem er gerettet werden kann. Möglicherweise. Wir werden ihn hinbringen.«
    »Aber es wird lange dauern«, fügte Rowlf hinzu. »Und du kannst uns nicht begleiten.«
    Ich fragte nicht weiter nach dem Sinn dieser Worte. Ich wusste, dass ich ohnehin keine Antwort bekommen hätte.
    Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, trat ans Fenster und blickte auf das Meer hinaus. Die NAUTILUS schoss durch das Wasser wie ein Pfeil, aber Krakatau war noch immer sichtbar; eine grelle Flamme, die die Nacht durchstach. In wenigen Augenblicken würde aus den Flammen ein lodernder Ball werden und es war die Energie dieser Explosion, die die NAUTILUS durch Zeit und Raum wieder um zwei Jahre in unsere Gegenwart schleudern würde. Jedenfalls war es das, was Hastur mir gesagt hatte.
    Aber sie würde auch noch mehr tun …
    »Wohin fahren wir?«, fragte ich.
    »Zu einem Ort, den ich dir nicht verraten darf«, antwortete Nemo. »Aber wir bringen dich zurück nach England, wenn du willst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich. »Es gibt … noch etwas, was ich tun muss.« Die Worte Hasturs klangen noch in meinen Gedanken nach: Suche Necron und verhindere, dass er die SIEBEN SIEGEL zusammenfügt. Suche seine Burg und töte ihn – und handle schnell! Ich drehte mich um und sah Nemo an. »Bringt der Kurs der NAUTILUS uns nach Amerika?«
    Nemo nickte. »Ja. Ein Stück nördlich von San Francisco.«
    »Dann setzt mich dort an Land«, sagte ich.
    »Aber warum?«, wunderte sich Nemo.
    »Es gibt jemanden in den Staaten, den ich besuchen möchte«, antwortete ich ausweichend. »Wir werden uns später sehen.« Ich wandte mich an Rowlf. »Arkham?«
    Rowlf schüttelte den Kopf. »Nein. Wir … müssen nach New York. Wir können uns dort treffen. Wenn … du dann noch lebst.«
    Es überraschte mich nicht sehr, dass er erraten hatte, wohin ich wollte. Und dass meine Chance, Necrons Drachenburg zu finden und lebend wieder herauszukommen, mehr als gering war. Das Einzige, was mich ein wenig wunderte, war, dass er nicht einmal mit einem Wort versuchte, mich davon abzuhalten.
    Ich wollte antworten, aber in diesem Moment zerriss ein blendend weißer Blitz die Nacht hinter uns und als ich herumfuhr, sah ich eine neue, lodernd weiße Sonne über dem Meer aufgehen, ein Ball aus höllischem Feuer, der die Insel Krakatau aus dem Meeresboden riss und sich zu einem meilenhohen, wabernden Pilz aus Flammen und Glut formte.
    Nemo gab einen scharfen Befehl und die NAUTILUS begann zu tauchen, um der Flutwelle zu entgehen, die in wenigen Minuten den Ozean durchpflügen würde.
    Kurz, bevor sich das Wasser über den Turm des Schiffes schloss, erreichte uns der Schall der Explosion: ein ungeheures Dröhnen und Kreischen, als stürzten ganze Berge zusammen.
    Aber in meinen Ohren klang es wie ein Schrei.
    Der Todesschrei aus sechsunddreißigtausend Kehlen.

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