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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Regen aufgehört hatte. Ein münzgroßer Brocken glühenden Steines fiel auf ihre Schulter und brannte ein Loch in ihre Haut.
    Der Schmerz erreichte ihr Bewusstsein kaum. Langsam, wie unter einem inneren Zwang, erhob sie sich, trat hinter ihrer Deckung hervor und blickte in die Runde.
    Aber sie ging nicht weiter auf den Gipfel zu, sondern wandte sich nach einer Sekunde des Zögerns wieder um und begann ein Stück des Weges, den sie sich gerade so mühsam emporgequält hatte, wieder hinunter zu gehen.
    Denn plötzlich wusste sie, wohin sie sich wenden musste.
     
    Selbst das Atmen fiel mir schwer.
    Um meine Brust schien ein unsichtbarer Reif aus Stahl zu liegen, der quälend eng zusammengezogen war, und meine Glieder waren mit Zentnergewichten beschwert, die aus jeder Bewegung eine Tortur machten. Ich konnte nicht richtig gehen, denn mein linkes Bein gehorchte den Befehlen meines Willens nicht mehr so, wie ich es gewohnt war, und mein Blick war getrübt; ich erkannte nur noch Dinge, die näher als fünf oder sechs Yards waren. Alles, was dahinter lag, begann zu verschwimmen und sich in blassen Farbflecken aufzulösen.
    Das Schlimmste waren die Schmerzen.
    In meinem Körper schien kein Nerv zu sein, der nicht ununterbrochen wehtat, mancher mehr, mancher weniger heftig, in ihrer Gesamtheit aber so schlimm, dass ich am liebsten laut geschrien hätte. Aber selbst meine Stimme zu gebrauchen, tat weh.
    »Wie gefällt dir, was du erlebst, Robert Craven?«, fragte Barlaam.
    Seine Gestalt (seine Gestalt?!) verschwamm immer wieder vor meinen Augen. Sein Gesicht verzog und verbog sich, wie durch einen Zerrspiegel betrachtet, und das dumpfe Rauschen in meinen Ohren machte aus seiner Stimme ein höhnisches Meckern.
    »Es ist schlimm, nicht wahr?«, fuhr er fort. »O ja, ich weiß, was du fühlst. Vergiss nicht, dass ich lange Zeit in diesem Körper gelebt habe. Wie habe ich ihn verflucht!«
    Ich wollte irgendetwas sagen, aber alles, was ich hervorbekam, war ein krächzender Laut, der meine Kehle schmerzen ließ, als schlucke ich Glassplitter.
    Barlaam lachte böse. »Streng dich ruhig an, Robert Craven«, kicherte er. »Übe nur fleißig. Du wirst sehen, in ein paar Tagen schon wirst du ohne Mühe reden und laufen können – ohne große Mühe wenigstens. Und vielleicht bist du eines Tages sogar fähig, länger als wenige Minuten aus eigener Kraft stehen zu können. Ich konnte es nie, aber wer weiß? Du hast einen starken Willen.«
    Er beugte sich zu mir herab, packte mich mit schmerzhafter Kraft am Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Sein Gesicht – mein Gesicht – war mir ganz nahe.
    Der Anblick erfüllte mich mit einem Entsetzen, das mich für Augenblicke schier um den Verstand zu bringen schien. Es war mein Gesicht, das da auf mich herabsah, meine eigene Hand, die meinen Kopf gepackt und herumgerissen hatte, meine eigene Stimme, deren Worte jetzt so höhnisch hinter meiner Stirn widerhallten!
    »O ja, ich weiß, wie es ist«, fuhr er fort. »Dieser Körper ist die Hölle. Ich habe ihn gehasst, Robert Craven, meinen eigenen Körper. Seit du und die El-o-hym mich in diese Falle gelockt und ihn zerstört habt, habe ich angefangen, ihn zu hassen, denn er hat mir Schmerzen und Mühe bereitet, jede Sekunde an jedem Tag. Wie habe ich ihn gehasst!«
    Er ließ mein Kinn los und ich hatte nicht die Kraft, die plötzliche Bewegung aufzufangen. Mein Kopf flog zurück und prallte heftig gegen den felsigen Boden. Der Schmerz war nicht sehr heftig. Trotzdem betäubte er mich fast. Farbige Ringe tanzten vor meinen Augen.
    »Was hast … du vor?«, keuchte ich. Jedes Wort war eine Qual. »Wenn du … mich töten willst, dann … dann tu es.«
    »Töten?« Barlaams Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Wie kommst du nur auf diese Idee? O nein, Robert Craven. Du wirst leben. Noch viele, viele Jahre leben. Aber du wirst jede Sekunde dieser Jahre verfluchen, wie ich die der letzten. Jeden Augenblick wirst du das Schicksal darum anflehen, dich endlich zu erlösen.« Er kicherte. »Aber ich fürchte, es wird taub sein, das Schicksal«, sagte er hämisch.
    Plötzlich kniete er nieder, packte mich mit seinen kräftigen Händen und zerrte mich in die Höhe. Die Bewegung jagte feurige Wellen aus Schmerz durch meinen Leib.
    »Schau her!«, sagte er, während er meinen Kopf herumdrehte und mich zwang, zur anderen Seite des Raumes zu blicken. Ich erkannte nur Farbflecke, aber einige davon bewegten sich, sodass ich sie mit einiger Mühe als

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