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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er jemanden fand, der einen Liebhaberpreis bezahlte … Aber der Mann beachtete es gar nicht.
    »Hier gibt es keine Boote«, sagte er. »Nicht für euch.«
    Shannon runzelte die Stirn. Der Mann hinter ihm spannte sich weiter, legte die Hände flach nebeneinander auf den Tisch und stand ganz langsam auf, ebenso wie seine drei Begleiter. Wieder bedeutete mir Shannon mit einem raschen Blick, mich zurückzuhalten, und wieder nickte ich ebenso unmerklich. Allmählich begann er selbst mir unheimlich zu werden. Hatte er Augen im Hinterkopf?
    »Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt«, sagte Shannon, noch immer freundlich, aber plötzlich mit einer Stimme, die so kalt war wie Glas. »Das hier ist für Sie. Das Boot bezahlen wir extra.« Er schob den Dollar abermals über die Theke.
    Der Kreole starrte ihn an, nahm den Golddollar – und warf ihn zielsicher in den Spucknapf, der neben Shannons Füßen vor dem Tresen stand. »Ihr kriegt kein Boot«, sagte er kalt. »Verschwindet. Alle beide.« Gleichzeitig gab er den Männern hinter Shannon einen Wink.
    Plötzlich ging alles unglaublich schnell. Mit einer einzigen Bewegung sprangen die vier Kerle vollends auf und stürzten sich gleichzeitig auf Shannon, so rasch, dass ich die Bewegung kaum wahrnahm.
    Shannon war trotzdem schneller.
    Ich konnte nicht genau erkennen, was er tat, aber einer der vier krümmte sich plötzlich auf dem Fußboden, während der zweite wie von Geisterhand den Boden unter den Füßen verlor und gegen den dritten Burschen prallte, um ihn von den Füßen zu reißen. Noch bevor die beiden auf dem Boden aufprallten, hatte Shannon den vierten gepackt, herumgedreht und ihm von hinten den Arm um den Hals geschlungen; gleichzeitig bohrte sich sein Knie in den Rücken des Burschen.
    »Shannon! Pass auf!« Mein Schrei vermischte sich mit dem Klirren von Glas, als der Kreole in Shannons Rücken eine Weinflasche beim Hals ergriff und auf der Theke zerschlug. Ich gewahrte die Bewegung im allerletzten Augenblick, aber meine Warnung wäre trotzdem zu spät gekommen, wäre der kreolische Barkeeper nicht beim Klang meiner Stimme zusammengefahren und hätte den Bruchteil eines Atemzuges gezögert. So blieb mir genug Zeit, mit einem Sprung über seinen Tresen zu flanken, den Stockdegen hervorzureißen und ihm die Spitze der Waffe gegen den Adamsapfel zu drücken.
    Der Bursche erstarrte mitten in der Bewegung. Das zerborstene Ende der Flasche, bereits zum Schlag erhoben, entglitt seinen Fingern und zerschellte auf dem Boden.
    »Danke«, sagte Shannon, ohne sich umzublicken oder den Würgegriff um den Hals seines Gefangenen auch nur einen Deut zu lockern. Der Mann zerrte mit aller Kraft an Shannons Arm, aber genauso gut hätte er versuchen können, einen Felsen mit bloßen Händen zu verrücken. Ich sah, wie sein Gesicht allmählich rot anlief und seine Augen aus den Höhlen zu quellen begannen.
    »Du bringst ihn um, Shannon«, sagte ich erschrocken.
    Shannon schürzte abfällig die Lippen. »Und?«, sagte er. »Das ist nichts anderes, als was sie mit mir vorhatten – mit dir übrigens auch.« Trotzdem lockerte er seinen Griff; der Gefangene rang keuchend nach Luft und erschlaffte in seinen Armen.
    »Also«, fuhr Shannon mit erhobener Stimme fort. »Was soll das? Ist das eure Art, Fremde zu behandeln?«
    Natürlich bekam er keine Antwort, aber die Männer, die nunmehr alle herangekommen waren und einen dicht geschlossenen Halbkreis um Shannon und seinen Gefangenen bildeten, rückten drohend näher.
    Shannon lächelte kalt. »Noch einen Schritt«, sagte er ruhig, »und ich breche ihm das Rückgrat.« Gleichzeitig verstärkte er den Druck seines Knies auf den Rücken des Matrosen. Der Mann ächzte gequält, war jedoch klug genug, keinen Versuch der Gegenwehr zu machen.
    Shannons Worte ließen irgendetwas in mir erstarren, denn ich spürte, dass er sie ganz genau so meinte, wie er es sagte. Es war keine leere Drohung, mit der er die Männer einschüchtern wollte! Betroffen – aber auch stärker verunsichert, als ich es in diesem Moment mir selbst gegenüber einzugestehen bereit war – trat ich einen halben Schritt zurück und nahm die Degenspitze vom Hals des Kreolen.
    Der Bursche keuchte, hob die Finger an die Kehle und starrte erschrocken auf das Blut, das aus einem winzigen Schnitt in seiner Haut quoll. Sofort hob ich den Degen wieder, berührte ihn aber nicht noch einmal, sondern beschränkte mich darauf, einen Moment lang mit der Klinge vor seinem Gesicht

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