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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ächzte Shannon. »Was soll der Schwachsinn, Harmfeld?«
    »Leutnant Harmfeld, wenn ich bitten darf«, sagte Harmfeld ruhig. »Und als Schwachsinn würde ich es nicht gerade bezeichnen.« Er lächelte, aber es war das kälteste Lächeln, das ich jemals bei einem Menschen gesehen hatte. Harmfeld hob die Hand und deutete auf einen Punkt hinter uns. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass die Männer aus der Hafenkneipe gekommen waren und uns drohend umstanden.
    »Betrachten Sie es als eine Maßnahme, die Ihrem eigenen Schutz dient«, fuhr er fort. »Vorerst jedenfalls.«
    »Schutz?« Ich schüttelte verstört den Kopf, bemerkte plötzlich, dass ich den Degen noch immer in der Hand hielt, und steckte ihn so hastig weg, dass ich mir dabei in den Daumen schnitt. »Was soll das heißen, Leutnant?«
    Harmfeld zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ziehen Sie es vor, hier zu bleiben«, sagte er. »Aber ich fürchte, dann bleiben Sie nicht mehr lange am Leben. Jop Eldekerk war hier sehr beliebt, wissen Sie?«
    »Eldekerk?« Plötzlich fielen mir die Worte des Kreolen wieder ein und der Hass, den ich in seinen Augen gelesen hatte. Eine furchtbare Ahnung stieg in mir empor. »Wollen Sie damit sagen, dass -«
    Harmfeld schnitt mir mit einer ärgerlichen Handbewegung das Wort ab. »Spielen Sie nicht den Narren, Craven«, sagte er. »Sie wissen genau, dass er tot ist.« Mit einem Male nahm seine Stimme einen kalten, offiziellen Klang an. »Ich verhafte Sie beide unter dem dringenden Verdacht des Mordes an Jop Eldekerk und Leutnant Hendrick Roosfeld. Und wahrscheinlich noch einigen Männern mehr«, fügte er etwas leiser hinzu.
    Ich starrte ihn an, rang vergeblich nach Worten und brachte nur ein hilfloses Krächzen zustande.
    Anders Shannon. Wenn ihn Harmfelds Worte überhaupt überraschten, dann überspielte er es hervorragend. Seine einzige Reaktion bestand aus einem kalten, abfälligen Lächeln, das den schwelenden Zorn in Harmfelds Augen zu neuer Glut entfachte.
    »Sie sind ein Idiot, Leutnant Harmfeld«, sagte Shannon betont. »Glauben Sie wirklich, wir wären so dumm, am hellen Tag hierher zu kommen, wenn wir mit Eldekerks Tod irgendetwas zu tun hätten?«
    Harmfeld atmete hörbar ein. »Ich weiß nicht, was Sie gedacht haben und warum«, sagte er gepresst. »Und es geht mich auch nichts an. Legen Sie die Waffe weg und heben Sie die Hände!«
    Shannon reagierte nicht. Aber ich spürte, dass eine sonderbare Veränderung mit ihm vonstatten ging. Er rührte nicht einen Muskel, aber mit einem Male schien eine fühlbare Spannung von ihm auszugehen. Von einer Sekunde auf die andere erinnerte er mich an ein Raubtier, das nur auf eine Gelegenheit wartete, loszuspringen.
    »Das alles ist ein schrecklicher Irrtum, Leutnant«, sagte ich. »Wir haben nichts mit Eldekerks Tod zu tun. Ich wusste nicht einmal, dass -«
    »Warum erzählen Sie das alles nicht dem Richter?«, unterbrach mich Harmfeld. Ärgerlich trat er auf Shannon und mich zu – wobei er sorgsam darauf achtete, nicht in die Schussbahn seiner Leute zu geraten –, nahm Shannon den Dolch weg und streckte fordernd die Hand nach meinem Degen aus. Ich zögerte einen winzigen Moment, aber das halbe Dutzend drohend erhobener Gewehre zehn Schritte vor mir überzeugte mich rasch davon, wie sinnlos jeglicher Widerstand sein musste. Seufzend händigte ich ihm die Waffe aus.
    »Sie begehen einen furchtbaren Fehler, Harmfeld«, sagte ich.
    Der Leutnant zuckte mit den Achseln. »Möglich«, sagte er. »Wenn ja, werde ich mich entschuldigen. Wenn nicht, wird es mir ein großes Vergnügen sein, Sie höchstpersönlich an den Fockmast der Zuidermaar zu knüpfen.«
    Ich sah ihn fragend an, aber Harmfeld ignorierte meinen Blick, trat zurück und machte eine Bewegung mit der Hand. Zwei seiner Männer ließen die Gewehre sinken, kamen auf uns zu und banden Shannon und mir die Hände auf den Rücken. Ich spürte, wie Shannons Spannung weiter stieg, und warf ihm einen fast flehenden Blick zu. Zu meiner Erleichterung machte er keinerlei Anstalten, sich zu wehren.
    Erst als wir beide sicher gebunden waren und die Läufe der beiden Gewehre im Rücken verspürten, ließen die vier verbliebenen Marinesoldaten ihre Waffen sinken.
    Harmfeld hob abermals die Hand und zwei der Männer liefen durch die niedrige Brandung zu einer flachrümpfigen Pinasse hinüber, die zwischen den schäbigen Fischerbooten der Dorfbewohner dümpelte. Das Schiff fiel mir erst jetzt auf. Ebenso wie das Emblem an seinem

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