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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bug.
    Überrascht wandte ich mich an Harmfeld. »Die niederländische Marine?«, fragte ich. »Was, in drei Teufels Namen, hat das zu bedeuten? Was suchen Sie hier?«
    Harmfeld lächelte kalt. »Nichts. Eigentlich ist es ein purer Zufall, dass wir Krakatau angelaufen haben. Aber ich würde Sie auch aufhängen, wenn ich zur transsylvanischen Gebirgsmarine gehörte, Craven. Eldekerk war ein persönlicher Freund von mir.«
    »Sie irren sich!«, protestierte ich verzweifelt. »Sie -«
    Harmfeld unterbrach mich mit einem Stoß in den Rücken, der mich vorwärts taumeln ließ. »Erzählen Sie das alles dem Gouverneur von Borneo«, sagte er. »Und jetzt gehen Sie, ehe meine Geduld endgültig erschöpft ist.«
    Angetrieben von den harten Stößen des Gewehrlaufes in meinem Rücken, stolperte ich durch die eiskalte Brandung, kletterte ungeschickt und durch meine auf den Rücken gebundenen Hände arg behindert an Bord der Pinasse und ließ mich in ihrem Heck nieder. Shannon nahm neben mir Platz und nach Harmfeld stiegen auch die Soldaten der Reihe nach in das Schiffchen.
    Zwei von ihnen nahmen uns gegenüber Platz und zielten weiter mit ihren Gewehren auf unsere Gesichter, während die anderen nach den Rudern griffen und kräftig zu pullen begannen. Rasch drehte sich das Schiffchen in die Brandung und begann, sich von der Küste zu entfernen.
    Erst in diesem Augenblick entdeckte ich das Schiff.
    Es war sehr groß; ein Dreimaster, der vor Waffen nur so starrte und weniger als eine halbe Meile vor der Küste lag. Ich hatte ihn bisher nicht einmal gesehen, was allerdings in Anbetracht der Umstände nur zu verständlich war. Das musste die Zuidermaar sein, von der Harmfeld gesprochen hatte.
    »Ihr Schiff?« Die Frage war höchst überflüssig, aber Harmfeld antwortete trotzdem darauf.
    »Ja. Sie werden es bald kennen lernen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Shannon ruhig.
    Harmfeld blinzelte. Ich sah, wie sich der Mann neben ihm spannte und den Kolben seines Gewehres ein wenig fester umklammerte.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Harmfeld lauernd.
    Shannon lächelte. »Ich meine«, antwortete er, »dass es genug ist. Wir sind weit genug von der Küste entfernt. Sie können uns die Fesseln abnehmen.«
    Harmfeld starrte ihn an. Sein Unterkiefer klappte herunter, als wolle er etwas sagen, aber dann brachte er nur einen krächzenden Laut zustande.
    Der ruhige, beinahe monotone Klang von Shannons Stimme hätte mich warnen müssen, aber ich begriff erst, was er tat, als Harmfelds Blick erlosch und die Gesichtszüge der beiden Bewaffneten erschlafften, als hätten sie plötzlich jegliche Kontrolle über ihre Muskeln verloren.
    »Legt die Waffen weg und nehmt uns die Fesseln ab«, sagte Shannon, und diesmal war seine Stimme nicht mehr sanft und freundlich, sondern von einem so harten, suggestiven Klang, dass selbst ich die Ausstrahlung seiner hypnotischen Macht spürte: eine Woge unsichtbarer, knisternder Kraft, die an mir vorüberbrandete und den letzten Rest freien Willens, der den Männern vor uns verblieben sein mochte, wie eine Flutwelle zerschmetterte.
    »Tut, was … was der Mann sagt«, sagte Harmfeld stockend.
    Die beiden Männer mit den Gewehren standen auf, mit Bewegungen, die mehr an die von Puppen als an die lebender Menschen erinnerten. Wortlos warfen sie ihre Gewehre über Bord, traten hinter Shannon und mich und lösten die Stricke, die unsere Handgelenke hielten.
    Shannon nahm aufatmend die Hände vom Rücken und begann seine Gelenke zu massieren, um das gestaute Blut wieder in Fluss zu bringen. Sein Blick wich dabei keine Sekunde von dem Harmfelds. »Gut«, fuhr er fort, noch immer in dem gleichen, monotonen Ton, »und jetzt springt über Bord. Alle.«
    Ich wollte auffahren, aber ich kam nicht dazu, denn Shannon schien die Bewegung zu spüren, ehe ich sie überhaupt begonnen hatte. Sein Kopf ruckte herum, und für den Bruchteil einer Sekunde war ich es, der die ganze hypnotische Macht seines Blickes spürte. Kraftlos sank ich zurück auf die harte Bank und sah zu, wie Harmfeld und seine Leute gehorsam wie Marionetten aufstanden – und einer nach dem anderen über Bord sprangen.
    Erst als auch der letzte Matrose im Wasser war, fiel der lähmende Bann von mir ab. Mit einem Schrei sprang ich auf, verlor auf dem schwankenden Boden den Halt und fiel der Länge nach hin.
    Shannon lachte leise, beugte sich vor und streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen. Ich funkelte ihn an, schlug seinen Arm beiseite und stemmte mich aus

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