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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diesen Ungetümen mit mechanischer Gewalt kaum beizukommen war – aber allein die Wucht der Kanonenkugel hatte gereicht, seinen Körper nahezu in zwei Stücke zu zerreißen und es meterweit zurückzutreiben.
    »Jetzt!«, schrie Harmfeld.
    Die Zuidermaar feuerte eine ganze Salve auf das Ungeheuer. Und jeder einzelne Schuss saß im Ziel.
    Das Monstrum wurde regelrecht zerfetzt. Eine gewaltige Säule aus kochendem Meerwasser und schwarzem, stinkendem Schleim schoss in die Höhe und sank in weitem Umkreis auf das Meer herab. Das Schiff zitterte unter dem Rückschlag seiner eigenen Kanonen, legte sich träge auf die Seite und kippte wieder in die Waagerechte zurück.
    Als sich der Pulverdampf verzog, war der Ozean leer. Nur hier und da schwamm noch ein kleiner Brocken schwarz-schleimiger Materie und tief unter dem Wasser schien etwas Gewaltiges, Körperloses zu zucken und zu beben.
    Harmfeld ließ sich mit einem erschöpften Seufzer auf die Reling sinken, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sah mich an. »Sehen Sie, Craven«, sagte er. »Soviel zu Ihren unbesiegbaren Horror-Monstern. Eine gute niederländische Kanone schafft zur Not auch noch die. Es ist vorbei.«
    Ich antwortete nicht, sondern drehte mich – eigentlich ohne so recht zu wissen, weshalb – herum und blickte in die entgegengesetzte Richtung. Über dem Meer waren die Wolken auseinander gerissen. Und im gleichen Moment, in dem das Mondlicht das Meer berührte, wusste ich, dass Harmfeld Unrecht hatte.
    Es war nicht vorbei. Im Gegenteil.
    Es begann erst.
     
    Es war sehr warm hier unten, tausend Yards unter der Erde und zweimal tausend Yards unter dem Flammen speienden Krater des Krakatau. Und es war eine unangenehme, auf schwer in Worte zu fassende Weise bedrohlich wirkende Wärme, ein erstickender Hauch, der aus den Wänden, der Decke und dem Boden drang, aus den brodelnden Lavaseen emporstieg und mit dem Zischen flammender Feuergeysire die Luft durchwob.
    Seit einer Stunde stand Dagon reglos am Ufer des gewaltigen Lavasees und starrte auf das Wogen und Kriechen unter sich herab. Die Oberfläche des rot glühenden Sees war in beständiger, zuckender Bewegung. Aber es war nicht nur das Brodeln glühenden Gesteines, nicht nur der Pulsschlag des Vulkanes. Gewaltige, wurmähnliche Dinge bewegten sich unter der Hitze atmenden Oberfläche, stießen manchmal wie im Spiel hindurch und versanken wieder, Spritzer geschmolzenen Steines zehn, fünfzehn Yards hoch in die Luft schleudernd. Dann und wann drang ein tiefes, beunruhigendes Grollen an Dagons Ohr und manchmal reckte sich der augenlose Schädel eines Ssaddit aus dem geschmolzenen Stein wie ein Fisch, der nach Luft schnappt.
    Ihre Zahl war wieder gestiegen. Dagons Diener hatten ihm Opfer gebracht, genug, selbst die Gier jener in der Tiefe zu befriedigen. Der Moment, auf den er all die Jahre gewartet hatte, war nicht mehr weit.
    Dagon verspürte einen leisen Schauer von Furcht, als er daran dachte, wie viele Leben zerstört worden waren, um diese Armee des Schreckens zu schaffen. Selbst er, für den das Leben eines Menschen oder irgendeiner anderen Kreatur weniger galt als der Schmutz unter seinen Füßen, bekam Angst, als er daran dachte, welcher Art die Wesen waren, die zu erwecken er hergekommen war.
    Aber es war zu spät, um jetzt noch zurück zu können. Er hatte den entscheidenden Schritt noch nicht getan, aber die Tür ins Land der Schrecken war bereits einen Spalt breit aufgestoßen. Er hatte den eisigen Hauch der Hölle gespürt und seine Hände, die jetzt sorgsam unter dem lang wallenden Umhang verborgen waren, legten Zeugnis davon ab.
    Dagon vertrieb den Gedanken mit einem ärgerlichen Schnauben, erwachte endlich aus seiner Erstarrung und wandte sich mit einem Ruck ab. Als würden die Ssaddit das Gehen ihres Meisters – aber war er das überhaupt? – spüren, begann der See aus geschmolzenem Gestein heftiger zu brodeln und zu zischen. Die Lava spritzte so hoch, dass seine Diener, die sich im Kreis um den gewaltigen flammenden Krater aufgestellt hatten, ein paar Schritte zurückwichen und die Schatten begannen hektischer hin und her zu huschen.
    Einer seiner Diener vertrat ihm den Weg, als Dagon die schmale steinerne Treppe ansteuerte, die hinab in jenen Bereich des Krakatau führte, den zu betreten nur ihm allein gestattet war. Es war ein kleiner hagerer Mann, dessen nackter Oberkörper vor Schweiß glänzte und dessen Gesicht vor Schmutz starrte und gezeichnet war vom Tod; wie die

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