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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einzigen seiner Männer lebend wiedersehen würde. Selbst die hell lodernden Brände die im Laufe der letzten halben Stunde auf die ganze Stadt und den Hafen und sogar auf das Meer übergegriffen hatten, als triebe brennendes Öl auf den Wogen, ließen uns nicht erkennen, was dort drüben wirklich geschah.
    Aber das war auch nicht nötig. Meine Phantasie reichte durchaus, mir das zu zeigen, was meine Augen nicht sehen konnten: Es waren Dagons Kreaturen, die gleichen protoplasmischen Ungeheuer, die die Zuidermaar angegriffen und die Majundes verschleppt hatten, und vermutlich auch einige seiner fürchterlichen Ssaddit, wie die überall aufflammenden Brände bewiesen.
    Nein – Harmfeld würde nicht einen seiner Männer wiedersehen. Und wenn wir noch lange hierblieben, waren vermutlich auch wir verloren. Wir hatten den ersten Angriff der Ungeheuer abgeschlagen, aber das besagte nicht viel. Ich kannte Dagon zu genau, um mir auch nur eine Sekunde lang einzubilden, dass er so leicht aufgeben würde.
    »Dann nehmen Sie mir wenigstens die Handschellen ab!«, sagte ich. »Die Dinger sind nicht besonders bequem.«
    Harmfeld runzelte die Stirn, sah einen Moment auf die dünne silberne Kette herab, die meine Handgelenke aneinander band, als müsse er ernsthaft überlegen, wozu sie überhaupt da war, dann schüttelte er den Kopf. »Das ist auch nicht der Sinn von Handschellen«, sagte er.
    »Zum Teufel, Harmfeld, ich habe Ihnen das Leben gerettet!«, fuhr ich auf.
    Harmfeld fuhr zusammen wie unter einem Hieb. »Sie werden unfair, Craven«, sagte er. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, aber …« Er sprach nicht weiter, sondern seufzte abermals und starrte wieder zur Küste hinüber. »Ich kann es nicht«, sagte er. Es klang wie eine Entschuldigung. »Ich habe meine Befehle und ich muss mich daran halten. Sie wissen, warum wir Sie und Ihren Freund gefangen genommen haben«, begann er.
    »Nein«, sagte ich zornig. »Aber Sie werden es mir gleich sagen.«
    Harmfelds Miene verdüsterte sich. »Warum machen Sie es sich und mir so schwer?«, fragte er. »Sie werden nicht bestreiten, dass Sie Eldekerk gekannt haben. Sie sind zusammen gesehen worden.«
    »Aber ich habe ihn nicht umgebracht!«, fauchte ich. »Und Shannon auch nicht. Im Gegenteil, Harmfeld. Eldekerk stand auf unserer Seite!«
    »Unserer Seite?«, hakte Harmfeld nach. »Was heißt das?«
    »Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was passiert ist?«, fragte ich anstelle einer direkten Antwort. »Was bringt Sie auf die Idee, dass Shannon und ich Eldekerk ermordet haben sollen?«
    »Seine eigene Aussage«, antwortete Harmfeld. »Er wurde gefunden, Craven, mit einem Messer im Bauch. Er konnte gerade noch Ihren Namen sagen, ehe er starb.«
    »Und das reicht für Sie, mich eines Mordes zu bezichtigen?«, keuchte ich. »Sind Sie von Sinnen?«
    Harmfeld lächelte. »Nein. Vielleicht sind Sie ja wirklich unschuldig, Craven. Aber wenn, dann frage ich mich, warum Sie und Ihr sonderbarer Freund nicht einfach mit uns gekommen sind. Sie müssen zugeben, dass es etwas befremdlich wirkt, wenn jemand, der sich nichts vorzuwerfen hat, unter ziemlich dramatischen Umständen flieht, kaum dass ich auftauche.«
    »Aber ich habe es Ihnen erklärt!«, sagte ich wütend. »Mehr als einmal.«
    Harmfeld bedachte mich mit einem fast mitleidigen Blick; ein Blick, der den dumpfen Zorn, der in mir brodelte, zu neuer Glut entfachte. Für einen Moment war ich nahe daran, ihn schlichtweg zu hypnotisieren, wie Shannon es zuvor getan hatte. Aber ich tat es nicht. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es gekonnt hätte, denn was immer Tergard mit meinem Geist angestellt hatte, wirkte noch immer nach; meine magischen Kräfte waren längst noch nicht wieder vollkommen regeneriert.
    Aber ich hätte es wohl auch nicht getan, wäre ich im Vollbesitz meiner Fähigkeiten gewesen. Es hat mir schon immer widerstrebt, einen Menschen zu Dingen zu zwingen, die er nicht wollte; und in diesem Falle wäre es allerhöchstens schädlich gewesen. Hypnose ist ein zweischneidiges Schwert. Man kann einen Mann dazu bringen, seine eigene Mutter auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen, aber egal, wie perfekt man ist, jemand, der unter Hypnose handelt, ist wenig mehr als eine Puppe, kaum zu eigenen Entscheidungen fähig. Ich wusste noch immer nicht genau, was auf dieser Insel vorging, aber was immer es war, es war etwas Gewaltiges; etwas, bei dem ich keine Helfer brauchen konnte, die mit Mühe und Not bis drei zählen können.
    Vom Gipfel

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