Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Gesichter aller, die zu lange hier unten nahe des schlagenden Herzens des Berges waren. Der Krakatau war wie ein feuriger Gott, der kein anderes Leben in seiner Nähe duldete. Er tötete, allein durch seine Nähe.
    »Was gibt es?«, herrschte Dagon den Mann an.
    »Verzeiht, wenn ich Euch störe, Herr«, antwortete der Sklave. »Aber wir haben einen Eindringling gefasst.«
    »Einen Eindringling?« Dagon zog eine Grimasse. »Dann tötet ihn.«
    Er wollte weitergehen, aber wieder hob der Mann schüchtern die Hand und Dagon blieb abermals stehen. »Was ist noch?«, fauchte er ungeduldig.
    »Ihr solltet ihn … Euch ansehen, Herr«, antwortete der Sklave kleinlaut. »Er ist … anders als die anderen.«
    »Anders?« Dagon runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    Aber diesmal antwortete der Mann nicht mehr. Sein Blick flackerte vor Angst.
    »Gut«, sagte Dagon. »Ich sehe ihn mir an. Führe mich zu ihm.«
    Der Sklave nickte heftig, drehte sich herum und ging so schnell voraus, dass Dagon fast Mühe hatte, ihm überhaupt zu folgen. Sie durchquerten die Höhle in entgegengesetzter Richtung und betraten einen niedrigen, von blutig rotem Licht erfüllten Stollen, der tiefer hinein in das steinerne Herz des Berges führte.
    Sie erreichten eine hohe, domartig gewölbte Kammer, die als bisher einziger Raum etwas wie eine Möblierung aufwies – in einer Ecke gab es eine niedrige, mit feuchtem Stroh gedeckte Bettstatt, davor einen einzelnen Stuhl.
    Auf dem Bett lag ein Mann. Er war an Händen und Füßen gefesselt und so grob hingeworfen worden, dass Dagon sein Gesicht nicht erkennen konnte. Und trotzdem spürte er sofort, warum ihn der Sklave geholt hatte.
    Etwas an diesem Mann war sonderbar. Dagon glaubte die Gefahr, die er verströmte, beinahe greifen zu können. Es war bizarr, ja, beinahe lächerlich: Der schwarz gekleidete Fremde war an Händen und Füßen gebunden – und trotzdem hatte Dagon das Gefühl, einer tödlichen Viper gegenüberzustehen, nicht einem hilflosen Mann …
    »Er hat vier von uns getötet, Herr«, sagte der Sklave leise. »Mit bloßen Händen. Wir mussten ihn zu zehnt angreifen, um ihn zu überwältigen.«
    Dagon nickte. »Es ist gut«, sagte er. »Du kannst gehen.«
    Der Sklave entfernte sich schweigend und Dagon trat vollends an das Bett heran. Der Mann rührte sich nicht und sein Atem ging langsam und so gleichmäßig wie der eines Schlafenden. Aber davon ließ sich Dagon nicht täuschen.
    »Wir sind allein«, sagte er. »Sie brauchen sich nicht mehr zu verstellen. Ich weiß, dass Sie wach sind.«
    Einen Moment lang schien es, als würde der Gefangene weiter den Schlafenden spielen, und Dagon spürte einen raschen Anflug von Ungeduld, ja, beinahe Zorn. Aber dann hob der Mann den Kopf, drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf; mit einer Behändigkeit, als spüre er die stramm angelegten Fesseln gar nicht. Dagon sah, wie er sich spannte, obgleich sein Gesicht vollkommen ausdruckslos blieb.
    »Versuchen Sie es nicht«, sagte Dagon ruhig. »Meine Diener haben mir berichtet, wie gefährlich Sie sind. Aber ich bin viel stärker als ein Mensch.«
    Der Fremde sah auf und während sein Blick über das Gesicht Dagons huschte, nutzte der Fischgott seinerseits die Gelegenheit, sich seinen Gefangenen eingehender zu betrachten.
    Der Fremde war überraschend jung; nicht mehr als zwanzig, allerhöchstens einundzwanzig Jahre nach der Zeitrechnung der Menschen und von schlankem, aber sehr kräftigem Wuchs. Seine Hände waren von jener Sehnigkeit, die große Kraft verriet, und der Blick seiner hellblauen, wasserklaren Augen war wie Stahl. Selbst Dagon begann sich unter diesem Blick unwohl zu fühlen.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Shannon«, sagte der junge Mann. »Mein Name ist Shannon.«
    »Shannon …« Dagon wiederholte den Namen ein paarmal, als versuche er, sich an seinen Klang zu gewöhnen. Dann nickte er. »Ich erinnere mich. Du bist der junge Magier, der zusammen mit Robert Craven kam. Was willst du?«
    Der Fremde antwortete nicht, sondern starrte ihn nur weiter an. Plötzlich huschte ein sonderbares, schwer zu deutendes Lächeln über sein Gesicht.
    »Du bist Dagon«, sagte er.
    Dagon nickte. »Das ist richtig. Du kennst mich?«
    »Nicht persönlich«, antwortete der Fremde. »Aber ich habe von dir gehört. Ich bin hier, weil ich dich gesucht habe.«
    Dagon lächelte dünn. »Du hast mich gefunden. Aber ich glaube nicht, dass du Grund hast, dich darüber zu freuen. Was willst du?«
    »Mit dir

Weitere Kostenlose Bücher