Hexer-Edition 18: Endstation Hölle
stürzte ein Teil des Daches ein und riss Löcher in die Decken der oberen Zimmer.
»Rettet euch!«, schrie jetzt auch Rowlf mit einer Stimme, die den Lärm übertönte. »Raus aus dem Kasten!«
Verstörte Hotelgäste tauchten an der Treppe auf. Sie vernahmen das Krachen im Dach und das Prasseln. Aus einem Riss in der Decke quoll erster Rauch und breitete sich rasch im obersten Geschoss aus.
Howard hielt einen Moment inne, überlegte, ob er nach oben zurückkehren und helfen sollte, dann eilte er weiter abwärts, bis er die Hotelhalle erreichte. Der Portier stand draußen auf der Veranda und betrachtete fassungslos die rauchenden Trümmer, die auf den Vorplatz stürzten.
»Aber nix wie weg!« Rowlf packte den schmächtigen Malayen und riss ihn mit sich ins Freie. Augenblicklich wurden sie bis auf die Haut durchnässt, aber das spielte jetzt keine Rolle.
Unter dem Dach des Urwaldes blieben sie stehen und blickten zurück. Die Hotelgäste quollen wie aufgeschreckte Hühner aus dem Eingang und aus den Seitenfenstern des Erdgeschosses. Sie hatten die Gefahr endgültig erkannt.
Das Dach brannte. Das trockene Holz des Dachstuhls war eine willkommene Nahrung für die Flammen und die nasse Oberfläche und die Farbe waren schnell verbraucht. Riesige Lohen stiegen in den Himmel hinein und von den Außenwänden des obersten Stockwerkes brachen die ersten Teile ab und stürzten hinab. Als Letzter verließ der Hotelmanager das brennende Gebäude. Mit flehend erhobenen Händen rannte er den Weg hinab und schloss zu seinem Portier auf. Irgendwo auf der anderen Seite flüchtete der Rest des Personals und die beiden Malayen jammerten in ihrer Muttersprache über das Unglück.
»Dort!« Howard deutete nach oben, wo sich der riesige brennende Teppich abzeichnete. Er hatte halb in dem Dachstuhl gesteckt, kam jetzt mit wuchtigen Schlägen heraus und legte sich wie eine zweite Haut um das Gebäude. Die letzten Gäste stoben schreiend davon und sie hatten Howard und Rowlf bald eingeholt.
»Cthugha verfolgt nur uns«, stieß der Amerikaner hervor. »Diese Menschen werden in Mitleidenschaft gezogen, wenn sie sich länger in unserer Nähe aufhalten. Los, zum Berghang! Dort hat das Vieh Schwierigkeiten, uns zu verfolgen!«
Sie drangen in das Dickicht ein, das den Weg hinab säumte, rissen und zogen an den Ranken und Flechten, schoben sich zwischen dornigen Ästen hindurch und krochen über umgestürzte Baumstämme.
Über ihnen, höchstens zwanzig bis dreißig Yards entfernt, hing der ovale Teppich und verbreitete mit seinen ansteckenden Flammen einen Gestank, der bald bis zum Boden vordrang, ihnen den Atem nahm und sie zum Niesen reizte. Das Prasseln verstärkte sich. Cthugha grub eine Schneise in den Wald und er nahm dabei keinerlei Rücksicht. Wie bei dem Hotel besaß er ein eindeutiges Ziel und spätestens seit den Geschehnissen im Suezkanal konnten sie sich eine Vorstellung davon machen, worin dieses Ziel bestand.
»Dort hinauf!«
Howard hatte zwischen mehreren Bodenwellen eine kleine Schlucht entdeckt, die kaum bewachsen war. Die schrägen Felswände besaßen eine Höhe von etwa dreißig Yards und Lovecraft zog den Revolver und entsicherte ihn, um sich rechtzeitig gegen Tiere zur Wehr setzen zu können, die in der Schlucht Zuflucht vor dem Regen gesucht hatten. Unter ihren Füßen polterten Steine und rollten zur Seite, verschwanden in kleinen Pfützen, die sich auch hier bereits gebildet hatten. Cthugha war noch immer über ihnen, sie hörten ihn deutlich. Er brach durch das Blätterdach und arbeitete sich immer weiter auf den Boden zu. Aus der Schneise war längst ein Tunnel durch das Dickicht geworden. Der Wind trieb den Brandgeruch herbei und der Regen vermochte es nicht, alle Schwelbrände im Keim zu ersticken.
»Wenn ich das überlebe, werd’ ich dem Ding die Feuerwehr aufn Leib schicken«, knurrte Rowlf böse. Er ging mit ausgebreiteten Armen voran und drückte Äste, Zweige und andere Hindernisse zur Seite, die von oben in die kleine Schlucht ragten.
Sie erreichten das obere Ende des Einschnitts. Sie befanden sich direkt am Berghang und das Gelände stieg steiler an. Der Fels war zu Ende, der Boden wurde wieder von üppig wuchernden Flechten und Moos bedeckt. Kleine Schatten huschten hier und da zwischen den dichten Büschen hindurch und auch die größeren Tiere machten sich bemerkbar. Die Gefahr hatte sie aufgescheucht. Der Brandgeruch trieb sie aus ihren Unterschlüpfen.
Plötzlich blieb Howard stehen. Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher