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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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drängen. Ich hatte gesiegt und nur das zählte in diesem Augenblick. Das Wagnis war einem Selbstmordversuch gleichgekommen, doch ich hatte es überlebt. Die Mamelucken und Templer waren hinfortgeschleudert und in einem gewaltigen magischen Sturm über alle Länder und Epochen verteilt worden. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich durch die Augen der Kreatur den Riss in der Zeit gesehen, hatte miterlebt, wie das Weltengefüge selbst erbebte und einen Mahlstrom gebar, der meine Feinde verschlungen hatte wie ein hungriges, reißendes Tier.
    »Der Todeswind, Robert!«
    Die Stimme war dicht an meinem Ohr erklungen, doch als ich erschrocken herumfuhr und die Augen zu einem winzigen Spalt öffnete, konnte ich nicht mehr als einen vagen Schemen erkennen, der neben mir hockte. Und erst als eine schlanke Hand mich bei der Schulter packte und unsanft rüttelte, kehrte ich aus den schrecklichen Visionen in die Wirklichkeit zurück.
    Sill el Mot! Natürlich; ich war nicht allein gewesen, wie mir mein verwirrter Verstand hatte vorgaukeln wollen. Mit mir hatte sich auch Sill el Mot aus dem Chaos gerettet: Sill el Mot, die Templerjägerin; Sill el Mot, ohne deren Hilfe ich den letzten, verzweifelten Kampf kaum überlebt hätte.
    Und diese Erinnerung brach den Bann. Ich kauerte mich nicht länger hilflos zusammen, apathisch und resigniert dem Wüten des Sandsturmes ausgeliefert, sondern ergriff rasch den dargebotenen Arm und zog mich in die Höhe.
    Weit kam ich nicht. Der Orkan fing sich in meiner Jellaba, riss mich zurück und wieder zu Boden. Für ein paar schreckliche Sekunden verlor ich den Kragen, den ich mir schützend vor das Gesicht gepresst hatte, und schluckte glühenden Sand. Nur mit größter Mühe gelang es mir, die Panik zu unterdrücken und methodisch nach dem Stoff zu suchen.
    Sill el Mot fiel neben mir auf die Knie, presste ihren Kopf gegen meine linke Schulter und umschlang mit beiden Armen meinen Rücken. Für einige Augenblicke wurde ihr schwarzes Cape zu einem winzigen, flatternden Zelt, das zumindest unsere Gesichter vor dem allgegenwärtigen Sand schützte. Ich spürte ihre erhitzte Wange an der meinen, hörte ihren keuchenden Atem an meinem Ohr. Meine Hände tasteten nach den Rändern des Umhanges und zogen ihn fest zusammen. Für Sekunden kehrte eine unwirkliche, trügerische Ruhe ein.
    »Es ist der Wind des Todes«, keuchte Sill. »Wenn er uns erreicht, sind wir verloren!«
    Ich hustete trocken. »Wenn er uns erreicht … Ich schätze, wir stecken schon mittendrin!«
    Ich konnte fühlen, wie ihr Körper erschauderte. »Du Narr«, erwiderte sie mit einer Stimme, die mich den Schrecken erahnen ließ, noch bevor sie ihn aussprach. »Dies hier ist nur ein schwacher Vorbote des Sturmes! Unsere Körper werden zerrissen und unsere Gebeine über die ganze Wüste verstreut, wenn sein Herz uns erreicht!«
    Für Sekunden war ich nicht fähig, auch nur ein Wort hervorzubringen. Die wahnwitzige Vorstellung, bei lebendigem Leibe durch einen gigantischen Fleischwolf gedreht zu werden, würgte schmerzhaft in meinem Hals. Mir wurde klar: Wenn es noch eine Rettung gab, mussten wir sie schnell finden. Wie lange mochte die Frist noch währen, bis Wind und Sand das vollbrachten, was unseren menschlichen und dämonischen Gegnern nicht gelungen war: uns zu töten?
    Um uns herum wuchs das Wüten des Sturmes weiter an und zerrte wie mit unsichtbaren Händen an unserer Kleidung. Sill brachte ihren Mund näher an mein Ohr heran, trotzdem konnte ich ihre Worte kaum vernehmen, mit denen sie gegen das rasende Toben anschrie.
    »Du allein kannst uns noch retten, Sidi! Deine Magie hat die Templer bezwungen; jetzt benutze sie, den Todeswind zu brechen!«
    Ihre Worte klangen bitter in mir nach. Natürlich – für Sill war ich ein mächtiger Zauberer, ein Held. Wie konnte sie auch wissen, dass dieser Ausbruch magischer Energien, dessen Zeuge sie geworden war, fast meine ganze Macht auf einen Schlag verbraucht hatte? Ich würde Tage brauchen, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen.
    Plötzlich vernahm ich einen leisen Aufschrei der Überraschung neben mir. Sill war neben mir aufgesprungen. Ich spürte, wie sie nach meinem Ärmel griff und mich sanft mit sich zog, ohne dass ich sah, ob sie etwas entdeckt hatte, was uns vor dem Todeswind schützen konnte.
    »Komm, Sidi!«, drängte sie. »Es sind nur dreißig Schritt. Wirst du es schaffen?«
    Ich wusste nicht einmal, was ich schaffen sollte, dennoch hastete ich tief geduckt

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