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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gemeinsam mit ihr los.
    Zehn Schritte, bevor wir unser Ziel erreichten, sah auch ich endlich für den Bruchteil einer Sekunde die Felsgruppe, die wie ein grauer Schemen nur ein paar Schritte vor uns aufragte; doch im gleichen Moment schlug der Sturm noch einmal mit gnadenloser Gewalt zu, als wolle er alles aufbieten, um die bereits sicher geglaubten Opfer nicht mehr entkommen zu lassen.
    Ich bin sicher, wäre da nicht die Hoffnung auf Schutz gewesen, nur einen Steinwurf entfernt – meine Kräfte hätten mich in jenem furchtbaren Moment endgültig verlassen. Wir waren dem Tode näher als dem Leben, als wir uns unter die Felsen schleppten und in einem Spalt verkrochen. Der Sturm blieb hinter uns zurück; was an Sand zu uns hineingelangte, hatte seine vernichtende Kraft verloren.
    Jetzt erst, nachdem ich mir den Staub aus der Lunge gehustet und aus den Augen gewischt hatte und halbwegs zu Atem gekommen war, hatte ich Gelegenheit, unser Versteck näher in Augenschein zu nehmen.
    Auf den ersten Blick waren es tatsächlich graue Felsen, die wie durch ein Wunder bisher nicht vom Sand verdeckt worden waren, wenn sie auch seltsam flach und symmetrisch angeordnet wirkten.
    Auf den zweiten Blick war es mehr.
    »Schau dir das hier an«, raunte Sill hinter mir, und als ich mich mühsam umwandte, sah ich, dass sie mit den Fingern über den Fels zu ihrer Linken strich. Ich rückte näher zu ihr heran.
    Es waren Bilder; ein seltsam anmutendes Relief, vor Urzeiten in den Stein gemeißelt, das der Wüstenwind mit den Jahren so blank poliert hatte, dass es kaum mehr zu erkennen war. Ich wollte Sill gerade nach dem Sinn der Bilder fragen, als ich sah, wie ihre Finger weiter über den Stein huschten und ihre Lippen lautlose Worte formten. Sie konnte es lesen! So schwieg ich und wartete, bis sie am Ende der Bilderkette angelangt war.
    »Nun?«, fragte ich ungeduldig, als sie keinerlei Anstalten machte, mich über die Bedeutung des Reliefs aufzuklären.
    Sie schien wie aus einem Traum zu erwachen, sah mich einen Moment verloren an und wandte sich wieder den Zeichen zu. Noch einmal tastete sie darüber und diesmal las sie wie aus einem offenen Buch daraus vor.
    »Gedenke des einen wahren Gottes, zu dessen Ehre und Lob dieser Tempel errichtet ist, und preise Seine Taten, denn dies ist das Tor zu Seinem Reich. Warmes Blut sollst du hier als Opfer bringen, bevor dein Fuß Seine ewigen Hallen berührt. Erfüllst du diesen Wunsch nicht, so wird dein eigen Fleisch den Gott besänftigen, auf dass Er Sein Reich nie verlasse. Denn wisse, dass allein die Macht des Blutes Seiner Macht ebenbürtig ist, und dass Sein Reich …«
    Ich schrak auf, als Sill plötzlich innehielt, so sehr hatte mich diese seltsame Botschaft in ihren Bann gezogen. »Und weiter?«, fragte ich, als sie nicht fortfuhr.
    »Nichts weiter«, entgegnete sie. »Hier ist der Stein gebrochen. Der Rest der Warnung fehlt.«
    »Der Warnung?«
    Sill richtete sich ein wenig auf und deutete auf ein quadratisches Signum, das über der Bilderreihe thronte. »Siehst du diese Gestalt hier?«, fragte sie.
    Ich rückte noch etwas näher, bis ich das kunstvoll gefertigte Bild in allen Einzelheiten erkennen konnte. Es zeigte einen aufrecht stehenden Menschen mit seltsam lang gezogenem, spitzem Gesicht, der in der Rechten einen gebogenen Stab und in der Linken einen Klöppel hielt. Irgendwie erinnerte mich die Gestalt an etwas, das ich vor langer Zeit in London gesehen hatte … im Britischen Museum. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Anubis«, keuchte ich.
    Sill nickte. »Der hundsköpfige Totengott«, erwiderte sie mit tonloser Stimme. »Wir haben die verbotene Pyramide der Dhahab gefunden. Wir sitzen unter der Opferplatte an ihrer Spitze.«
     
    Trotz allem hatte ich nicht daran geglaubt, dass der Sandsturm noch an Wut zunehmen könnte.
    Ich hatte mich geirrt.
    Über unseren Köpfen, jenseits der yarddicken Steinplatte, stürzte die Welt zusammen. Es war nicht mehr das bloße Heulen des Windes und das Prasseln von Sand; es war, als schlüge Thors Hammer gegen den Fels, und das Dröhnen seiner urgewaltigen Schläge hallte in unseren Ohren wider.
    Und es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Hatten die massiven Felsen zunächst noch Schutz verheißen, so schmolz das Gefühl von Sicherheit nun dahin wie Eis in der Wüste. Die wütenden Böen fuhren mit ungestümer Kraft unter den Stein, packten unsere Körper und versuchten uns gleichsam ins Freie zu zerren, als Beute für den

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