Hexer-Edition 18: Endstation Hölle
Sturm.
Längst waren wir bis in den hintersten Winkel zurückgewichen und klammerten uns hilfesuchend aneinander, doch schon jetzt war abzusehen, dass es kein Entkommen vor dem Inferno gab. Selbst wenn es uns gelang, dem immer stärker werdenden Sog zu widerstehen, selbst wenn die tonnenschwere Opferplatte dem Orkan trotzte, würden wir bald schon unter den Sandmassen elendiglich ersticken.
Wir saßen in einer gottverdammten Falle, aus der es kein Entrinnen gab.
Und ich brauchte nur in Sill el Mots Augen zu blicken, um zu wissen, dass uns das Herz des Sturmes noch nicht einmal erreicht hatte.
Doch gleichzeitig sah ich noch etwas anderes in ihrem Blick; etwas, das mich beinahe tiefer berührte als die Gewissheit, sterben zu müssen. Etwas, das mein Herz traf und mit Traurigkeit erfüllte.
Es war die Hoffnung in ihren Augen, ich würde uns retten können. Sie legte ihr Schicksal in meine Hände!
Und das war es letztendlich, was mir den Mut zurückgab. Wie hatte ich aufgeben können, solange noch ein Funken Leben in mir war? Mehr als einmal hatte ich schon vor schier unmöglichen Situationen gestanden und immer war es mir geglückt, sie zu meistern. Ich hatte gegen die GROSSEN ALTEN bestanden; wie konnte mich dann ein Sandsturm vernichten?
Natürlich, es war reines Wunschdenken, doch es half mir, mich noch einmal aufzuraffen und um unser beider Leben zu kämpfen.
Ich berührte Sill an der Schulter und wies auf die Bilder im Stein. »Da war von einem Tor die Rede!«, brüllte ich gegen den tosenden Sturmwind an. »Gibt es vielleicht einen Weg hinab in die Pyramide?«
Sill schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht!«, rief sie zurück. »Die Dhahab sind eine Legende, genau wie dieser Tempel. Es heißt, ihre Opfer wären zu Anubis hinabgefahren, nachdem man ihnen das Herz aus der Brust geschnitten hat, aber ich glaube nicht …«
Der Orkan heulte wütend auf und riss ihr die Worte von den Lippen, noch ehe sie mein Ohr erreichten. Fast, dachte ich erschrocken, als wäre er ein lebendiges, denkendes Wesen, das verhindern wollte, dass wir eine Möglichkeit fanden, uns zu retten.
Ich fuhr hoch, stieß mir prompt den Schädel an der niedrigen Decke und begann in aller Hast über den Stein zu tasten. Ich hatte genug über Tempelanlagen und Pyramiden gelesen um zu wissen, dass meist ein komplizierter Mechanismus den geheimen Eingang sicherte. Irgendein verborgener Hebel, ein Sandgewicht, das man verschieben musste …
Ich hätte fast geschrien vor Freude, als meine Finger eine schmale Kerbe ertasteten, die schräg nach oben verlief und in einer winzigen Öffnung endete, die durch die Opferplatte führte. Hastig verfolgte ich ihren Lauf auch in die entgegengesetzte Richtung. Kein Zweifel, ich hatte das Tor gefunden; auch am unteren Ende verschwand die Rinne im Fels.
Und ich kannte sogar den Schlüssel, es zu öffnen! Ohne zu zögern knöpfte ich meine Jacke auf, zerrte den Stockdegen unter meinem Gürtel hervor und zog ihn blank.
Sill fiel mir in den Arm, als ich die blitzende Klinge gegen mich selbst richtete. Was sie mir zurief, konnte ich nicht verstehen, doch ihr Blick sprach Bände. Wahrscheinlich dachte sie, ich würde den Tod von eigener Hand dem Schicksal vorziehen, das der Orkan für uns bereit hielt.
Ich lächelte ihr beruhigend zu, löste mich von ihr und begann den Ärmel meines Hemdes nach oben zu rollen.
Ich wusste, dass es keinen anderen Weg gab. Trotzdem kostete es mich alle Überwindung, die scharfe Klinge auf meinen Unterarm zu setzen und durchzuziehen.
Warmes Blut schoss aus dem Schnitt und tropfte in den Sand. Für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen, als ich den heißen Schmerz in mir aufsteigen fühlte. Ich biss die Zähne zusammen, ließ den Degen fallen und presste die Wunde an den Fels über der Rinne. Das dunkle, schwere Blut floss hinein und am Stein herab, erreichte endlich den winzigen Durchlass am Boden und versickerte darin.
Aber nichts geschah.
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich in dieser Stellung verharrte, wie lange das Blut aus meinem Körper strömte und in der Öffnung im Stein verschwand. Es müssen Minuten gewesen sein, in denen das Leben in heißen, pulsierenden Strömen aus mir herausfloss, in denen mich Angst und Zweifel plagten.
Wie viel Blut konnte ein Mensch verlieren? Was, wenn ich mich geirrt hatte, wenn jener geheimnisvolle Mechanismus nur in meiner Vorstellung existierte?
Ich spürte Sills Arme um meine Schultern und ihre Wange an der meinen. Fühlte, wie
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