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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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glühenden Funken stoben wie leuchtende Höllenkäfer aus dem Haus und überall waren Flammen, Flammen, Flammen … Das Haus war unrettbar verloren. Hinter den Fenstern im Erdgeschoss wütete die Hölle. Ein unvorstellbarer Sturm tobte über dem Anwesen und so quälend hell das Licht der Blitze und des wirbelnden Strudels auch sein mochten, umso vollkommener war die Dunkelheit, die ringsum herrschte. Das Gebäude schien am Grunde eines Schachtes aus Finsternis zu stehen. Für die Menschen in der Stadt musste es so aussehen, als hätte die Hölle selbst ihre Pforten aufgetan, um ihre schlimmsten Gewalten über die Welt der Menschen auszuschütten. Für Howard sah es nicht so aus.
    Er wusste, dass es so war.
    Er hatte all seine Kraft aufwenden müssen um auch nur die Tür des Fuhrwerks zu öffnen. Der Sturm hatte sich mit unsichtbaren Fäusten dagegen geworfen, als wolle er mit aller Gewalt verhindern, dass er den Wagen verließ. Irgendwie hatte er es doch geschafft, aber nur um sofort von einer Windböe gepackt, von den Füßen gerissen und wie ein welkes Blatt in einem Feuersturm davongewirbelt zu werden. Er hatte versucht sich irgendwo festzuklammern, aber seine Kraft hatte dazu einfach nicht gereicht. Wäre er nicht gegen ein Hindernis geschleudert worden, so hätte ihn der Sturm vermutlich bis ans Ende der Straße geschleudert. Der Aufprall war so hart gewesen, dass er halb betäubt einige Augenblicke lang liegen blieb.
    Aus der Kutsche drang das Weinen des Kindes, ein dünner, sonderbar klagender Laut, der trotz des Wüten des Höllensturmes sehr deutlich zu vernehmen war, und die Pferde zerrten immer ängstlicher an ihrem Geschirr. Ihre Hufe schlugen Funken aus dem Pflaster und von ihren Nüstern tropfte Schaum. Die Kutsche wankte wild hin und her und Howard begriff plötzlich, dass es gar nicht die Frage war, ob sie umfiel, sondern nur mehr die, wann und warum. Wenn der Sturm sie nicht von den Rädern riss, dann würden die Pferde in wenigen Augenblicken durchgehen. Von dem Kutscher war keine Spur zu sehen. Howard hoffte, dass er sich vor dem Sturm in Sicherheit gebracht hatte und nicht zu einem weiteren unschuldigen Opfer im Ringen der Götter geworden war. Sicher war er nicht. Den Wesen, denen sie sich entgegengestellt hatten, war ein Menschenleben nicht nur gleichgültig – Howard bezweifelte, dass sie überhaupt begriffen, dass Menschen mehr waren als Dinge, die sie nach Gutdünken benutzen oder auch zerstören oder wegwerfen konnten.
    Er wusste nicht, wie lange er so dalag. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber wahrscheinlich waren nur Augenblicke vergangen, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn mit solcher Kraft in die Höhe riss, dass er erschrocken aufschrie. Im ersten Moment erkannte er den Fremden nicht einmal. Er sah nur ein breites, seltsam formloses Gesicht über sich, das hinter den peitschenden Regen- und Ascheschleiern des Sturmes zu verschwimmen schien, und schlug die Hand ganz instinktiv zur Seite. Gleichzeitig versuchte er einen Schritt zurückzuweichen, schlug mit der geballten Faust nach der Gestalt und versuchte mit der anderen Hand seine Waffe zu ziehen. Er war in einem Universum des Todes gefangen und wer immer dieser Eindringling war, konnte nur sein Feind sein.
    »H.P.! Nich! Ich bins doch!«
    Er erkannte Rowlfs Stimme, erst dann sein Gesicht; und trotzdem dauerte es noch einmal zwei oder drei Sekunden, ehe er aufhörte, mit den geballten Fäusten auf die Brust des Riesen einzuschlagen. Er konnte einfach nicht aufhören. Ihm war wehgetan worden; so entsetzlich weh wie noch nie zuvor in seinem Leben; und auf eine Art, dass er die wahre Größe und Tiefe dieses Schmerzes noch nicht einmal richtig zu erahnen begann. Er musste einfach jemand anderem wehtun; auch wenn es keine Erleichterung brachte, sondern das Gegenteil.
    Rowlf schien genau zu spüren, was in ihm vorging, denn er wehrte sich nicht, ja, er versuchte noch nicht einmal den trommelnden Fausthieben auszuweichen, sondern schüttelte nur sanft den Kopf und ergriff dann Howards rechtes, eine Sekunde später auch sein linkes Gelenk, um sie beide mit nur einer Hand zu halten. Mit der anderen zog er Howard fast zärtlich an sich heran und hielt ihn einfach fest. Er sagte nichts, aber Howard sah, dass die Nässe in seinem Gesicht nicht nur vom Regen stammte.
    Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Rowlf ihm gefolgt war. Offensichtlich war sein überhasteter Aufbruch von der Hochzeitsgesellschaft doch nicht ganz

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