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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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erfolgreichen Twilight-Romanen geht. Und diese Filme sind ja auch in vielfacher Hinsicht ein unendlich dankbares Ziel für Spott und Häme gerade von Fans des Horror-und Fantasy-Genres. Die klinische Sterilität sowohl der fantastischen Elemente als auch der zentralen Liebesgeschichte in Verbindung mit den üblichen strukturellen Problemen der an allen Rändern ausfransenden Bestsellerverfilmung (siehe dazu auch
Harry Potter und Verblendung ) machen es zugegeben auch schwer, das alles ernst zu nehmen. Doch nichts steht in diesem Zusammenhang so sehr im Kreuzfeuer der Herablassung wie die Hingabe und Begeisterung, mit der sich die Fans der Reihe ihrem Objekt der Begierde widmen. Dabei ist genau dies die Schnittstelle zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die eine effektive Wirkungsbetrachtung ermöglicht; denn hat man erst einmal erkannt und akzeptiert, welche Agenda hier für welche genau definierte Zielgruppe kommuniziert wird und diese schließlich transzendiert, dann muss man konstatieren, dass die Filme völlig zu recht große Erfolge feiern. Die Maßstäbe einer genuinen Filmkritik sind hier schlichtweg unangebracht – vielmehr ist es äußerst bemerkenswert, wie die erzkonservative Haltung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, der Stephenie Meyer angehört, für ein globales Teenagerpublikum emotionalisiert und sinnlich greifbar gemacht wird.
    Im Mittelpunkt steht dabei eine Heldin ohne Eigenschaften, ein junges Mädchen, das sich im Grunde lediglich dadurch definiert, dass dunkle Kreaturen der Nacht, gefährliche, starke, aber immer höchst ehrbare und vor allem attraktive Geschöpfe um ihre Gunst kämpfen. Diese Bella ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und somit Projektionsfläche für das anvisierte Publikum all der präpubertären Mädchen, um deren Hingabe sich vor allem in den Neunzigerjahren bereits zahllose Boybands stritten. Hier wie dort sind und waren junge Männer vor allem eins – Objekt einer diffusen Begierde, die noch nicht sexuell, aber schon klar geschlechtlich motiviert war und ist. Doch die Twilight -Männer gehen einen Schritt weiter – sie sind potenziell gefährlich, sind Werwölfe und Vampire, töten, jagen und heulen den Mond an. Doch Bella ist nie in Gefahr, im Gegenteil: In zunehmendem Maße genießt sie den Schutz dieser Kreaturen. Dass sie sich dabei verliebt, ist klar, denn hier erfährt sie die Erfüllung ihrer Sehnsüchte – und damit der Wünsche des anvisierten Publikums. Es wird um sie gekämpft, emotional und ganz physisch, wie eine Prinzessin gewährt sie Aufmerksamkeit oder entzieht sie wieder – und letzten Endes sind es immer die edlen jungen Männer, die streng nach mormonischen Werten handeln, wenn Bella in ihrem jugendlichen Leichtsinn über das Ziel hinausschießt. Denn für den altmodischen Vampir Edward ist klar: kein Sex vor der Hochzeitsnacht. Das ist bedauerlich, aber auch irgendwie diffus romantisch. Und wenn dann in diesem mittlerweile vierten Film der Serie die Ehe schließlich vollzogen wird, dann führt das unmittelbar zur Schwangerschaft. Auch das entspricht ganz konkret dem christlich-Meyer’schen Weltbild; und obwohl dieser Schwangerschaft mit einem Vampirbaby natürlich etwas Unheimliches, Verstörendes und potenziell Tödliches anhaftet, und sie damit die Ängste des noch Publikums repräsentiert, so kommt ein Abbruch nicht infrage. Die Pro-Life-Vampire ziehen das durch, wer A sagt, muss auch B sagen, und das Kind wird schließlich geboren. unaufgeklärten

    Die laue Lagune. Twilight: Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht, Teil 1

    Man muss kein Zyniker sein, um das bedenklich zu finden; aber man muss akzeptieren, dass hier eine wertkonservative Botschaft, gegen die sogar die Tea-Party nichts einzuwenden haben dürfte, in eine Form gebracht wurde, die ein ganz spezielles Publikum anspricht und dabei Konstellationen geschaffen hat, die weit über reine Propaganda hinausgehen. Eine höchst involvierende Mythologie ist hier entstanden, die sich nicht einfach abwinken lässt und deren Implikationen in ihrer Wirkung kaum zu unterschätzen sind. Team Edward, Team Jacob, Romantasy, Twihards – wie gesagt, mit der Qualität der Filme hat das nicht viel zu tun. Die sind einfach nur zu lang, irgendwie matschig fotografiert und mäandern in Tonfall und Rhythmus hin und her. Was am Ende wirklich zählt, ist die höchst bemerkenswerte und perfide Art, wie hier verführt wird. Und das wohlgemerkt mit Elementen des Horrorgenres.

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