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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Erfrischungsraum, nun völlig unter meinem Einfluß. Hinter der Theke stand ein junges Mädchen mit beachtlichen Proportionen. Ohne besonderes Interesse blickte sie dem Besucher entgegen.
    Er deutete auf die Auslage mit den eingewickelten Sandwiches.
    »Ich nehme sie alle«, sagte er. »Dazu Zigaretten. Und ein großes Glas Wasser.«
    »So einen Hunger kann doch kein Mensch haben«, wunderte sie sich.
    »Packen Sie das Zeug ein, aber schnell!«
    »Warum die Eile?«
    Er gab keine Antwort, sondern ging um die Theke herum, nahm einen großen Papierbeutel und schob die Sandwiches hinein. Das Mädchen starrte ihn verwundert an, ehe sie ihn zur Seite stieß und ihm die Tüte abnahm.
    »Hinter der Theke hat niemand etwas zu suchen. Verschwinden Sie!«
    Sie verstaute die verlangten Sachen in der Tüte, stellte sie auf die Theke, nahm Papier und Bleistift und begann zu rechnen.
    »Macht zwei Dollar und fünfundachtzig.«
    Mein Mann fischte zwei zerknitterte Noten aus der Tasche und reichte sie über die Theke. Das Mädchen nahm sie. Er wartete, bis sie ein großes Glas mit Wasser gefüllt hatte, nahm es und ging auf die Tür zu.
    »He! Wohin wollen Sie mit dem Glas?«
    Er ging einfach weiter, auf den Zug zu. Ich dirigierte ihn zu meinem Waggon. Er schob die nicht verschlossene Tür ein wenig zur Seite, gab den Beutel mit den Butterbroten und Zigaretten hinein, stellte das Glas Wasser daneben und nahm dann seine Eisenbahnermütze vom Kopf, um sie hinterherzuwerfen. Er schloß die Tür wieder und drehte sich um. Das Mädchen war ihm gefolgt und stand in der Nähe.
    »Ein Freund von mir«, sagte er. »Ich habe ihn mitgenommen.«
    Er ging vor zur Lokomotive, dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Die Station und das verwunderte Mädchen blieben zurück.
    Ich hatte eine neue Entdeckung gemacht. Es war nicht unbedingt notwendig, eine ständige Kontrolle auf das Gehirn eines anderen Menschen auszuüben. Wenn ich ihm einmal den Befehl zum entsprechenden Handeln gegeben hatte, tat er das automatisch nach eigenem Ermessen und in fester Überzeugung, es gar nicht anders zu wollen. Er würde niemals ahnen, daß die ursprüngliche Absicht nicht seine eigene war.
    Ich schob die Tür ein wenig auf, damit Licht hereinkam, dann begann ich zu essen. Zwischendurch trank ich von dem Wasser. Schließlich zündete ich mir eine Zigarette an und fühlte mich wohl. Die Aufschrift der Kisten lautete: »U.S.–Raumflottenstützpunkt Bayou Le Codion«. Wenn ich Glück hatte, konnte ich New Orleans in zwölf Stunden erreichen.
    Mein Plan sah zuerst einen Angriff auf die staatlichen Delta-Laboratorien vor, eins der wichtigsten Versuchszentren. Aber warum sollte ich mir da schon heute den Kopf zerbrechen? Hatte das nicht Zeit bis morgen?
    Es war noch dämmerig, als ich kurz vor New Orleans aus dem Wagen kroch. Die Gegend war sumpfig. Sehr wohl fühlte ich mich nicht, aber ich wußte, daß ich die paar Kilometer schon schaffen würde. Den Rest meiner Vorräte hatte ich in die Taschen meines Overalls gesteckt. Sonst hatte ich nichts zu tragen, aber Arm und Bein waren genug Last. Beide schmerzten.
    Langsam wanderte ich durch das feuchte Gelände auf die ferne Straße zu, die knapp einen Kilometer vom Schienenstrang entfernt war. Die Scheinwerfer der Autos zeigten mir den Weg. Es war schon sehr warm, und ich schwitzte.
    Endlich erreichte ich die Straße. Ich blieb stehen und sah dem herankommenden Wagen entgegen. Der Fahrer dachte an einen neuen Angelhaken und ein schwarzhaariges Mädchen, mit dem er…
    Er hielt prompt neben mir, beugte den Kopf aus dem Fenster und fragte:
    »Kann ich Sie mitnehmen?«
    Ich dankte ihm und stieg ein. Er betrachtete mich neugierig, aber ich gab ihm den Befehl, sich nicht um mich zu kümmern. Er legte den Gang ein und fuhr los. Es war direkt schwierig für mich, nicht dauernd seine Gedanken zu lesen. Sie interessierten mich nicht. Aber mein Bewußtsein tat es instinktiv, nachdem es den Trick nun einmal kannte.
    Eine Stunde später setzte er mich an einer Straßenkreuzung in einem schäbigen Vorortviertel ab. Ohne ein Wort zu sagen, fuhr er dann weiter. Hoffentlich hatte er Glück mit seinem Mädchen, dachte ich noch, dann war er verschwunden. Ganz in der Nähe entdeckte ich einen Kleiderladen und steuerte darauf zu.
    Und etwa zwanzig Minuten danach war ich wieder auf der Straße, bekleidet mit einem grauen Anzug, der altmodisch wirkte. Das Hemd war auch nicht gerade modern, aber die Auswahl war nicht groß gewesen. Meine

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