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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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entschließen, kein zweites Gerät zu nehmen?«
    Lowris zuckte die Schultern. »Das wäre unser Risiko. Sie sind nicht verpflichtet, ein zweites Paar Hände zu erwerben, wenn Sie nicht wollen.«
    Kandles Mißtrauen war noch nicht ganz zerstreut. »Das scheint mir eine recht sonderbare Geschäftspraxis zu sein, Lowris. Ich sehe die Vorteile, die das Verfahren für uns hat – aber wie steht es mit Ihnen? Was ist Ihr Profit an der Sache?«
    »Die Praxis hat gezeigt, daß das Zweitgerät in den meisten Fällen bereits vor Ablauf der Leihfrist bestellt wird. Mein Angebot ist also eine Sache des Vertrauens in unser Produkt.
    Von der Bedienung einer Zweitausend-Tonnen-Presse bis zum Löten eines winzigen Drahtes – unsere Hände sind für all diese Arbeiten besser geeignet!«
    »Geben Sie mir Ihr Angebot schriftlich herein«, sagte Kandle. »Ich werde Ihnen Nachricht zukommen lassen.«
    Lowris verstaute die Hände wieder in seinem Koffer, verabschiedete sich und ging. Kandle saß hinter seinem Schreibtisch und betrachtete die verknotete Stahlstange, das Kofferradio und die Karte:
    ICH BRINGE IHNEN HÄNDE
     
    2.
    Lowris machte sich keine Illusionen über die Schwierigkeit seiner Aufgabe und zog es daher vor, die Installation des ersten Geräts persönlich vorzunehmen. Trotz seiner allgemeinen fabrikationstechnischen Ahnungslosigkeit kannte Kandle die Engpässe des Produktionsablaufes in seinem Werk und die Arbeitsplätze, die stets sehr schwer zu besetzen waren. Offensichtlich besaß er die sehr nützliche Fähigkeit, die Gewerkschaftsabgeordneten in seinem Sinne zu beeinflussen, denn an vielen Stellen in seinem Betrieb herrschten unmögliche Arbeitsbedingungen. Es scheint das besondere Glück ›unfehlbarer‹ Industriemanager zu sein, mit solchen Mißständen durchzukommen – obwohl die Fluktuation der Arbeitnehmer natürlich überaus hoch war. Lowris, der die Gesellschaft studiert hatte und über ihre Fertigung genau informiert war, war von der Arbeit, an der er die Hände ausprobieren sollte, nicht sonderlich überrascht.
    Kandles Wahl war auf die Eingabeseite eines Heiß- Verzinnungsprozesses gefallen, bei dem die Rohteile mit Hand vorbeschichtet und dann in ein Bad aus geschmolzenem Zinn eingeführt wurden, aus dem sie ein altersschwaches Förderband wieder heraushob. Dieses ließ die heißen Teile dann in einen heißen und stinkenden Paraffin-Abschrecktank fallen. Lowris nahm an, daß es Kandle billiger gekommen wäre, wenn er diesen Vorgang auf konventionelle Weise rationalisiert hätte – aber er wollte Hände verkaufen. Außerdem war Kandle kein Mensch, der gern auf Ratschläge hörte.
    Die Atmosphäre in diesem Teil der Halle war eine Beleidigung für den menschlichen Organismus. Die halogenaktivierte Schutzflüssigkeit war ausgesprochen bösartig und dafür bekannt, daß sie Hautentzündungen hervorrief. In Berührung mit dem heißen Zinnbad setzte sie heiße Chlorid- und Fluorid-Dämpfe frei, die zusammen mit den Dämpfen des Paraffinbades eine unerträgliche Mischung bildeten. Eine Öffnung im Dach zeigte, daß einer der Vorgänger Kandles die Weitsicht besessen hatte, einen Ventilator einzubauen. Offenbar hatte man das Gerät aber vor längerer Zeit wieder ausgebaut.
    In dieser kleinen Hölle aus Hitze und Dampf saßen vier Mädchen, die kaum zwanzig sein konnten, und unterhielten sich endlos während der Arbeit. Auf seine typisch unfehlbare Art hatte es Kandle versäumt, ihnen die Ankunft Lowris' mitzuteilen. In seinem fleckenlosen dunklen Anzug und mit seinem schweren schwarzen Koffer rief er daher eine leichte Verwirrung hervor.
    Als die Mädchen merkten, daß Lowris mit ihnen zusammenarbeiten sollte, verschwanden sie nacheinander im Waschraum und nahmen nach einer gewissen Zeit ihre Arbeit erwartungsvoll wieder auf, wobei sie gelegentlich in ein ansteckendes Kichern ausbrachen.
    Lowris beendete den ersten Rundgang und stellte seine ersten Messungen an. Die Mädchen beobachteten ihn heimlich, als ob sie auf irgendeinen Akt der Gewalttätigkeit gefaßt waren, wobei nicht erkennbar wurde, ob sie so etwas befürchteten oder erhofften. Lowris setzte seine Arbeit fort. Von Zeit zu Zeit errötete er leicht, denn er war es nicht gewöhnt, derart offen im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
    Schließlich nahm eines der Mädchen seinen Mut zusammen und kam stirnrunzelnd näher.
    »He – was machen Sie denn da?«
    Lowris antwortete leichthin: »Hände. Ich bin Fachmann für Hände.«
    »Na, die können Sie

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