Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
komplizierte Bewegungen des Handgelenks – abgesehen von der Notwendigkeit, den Pinsel im günstigsten Winkel zu halten. Als erfahrener Techniker besaß Lowris die nötige Geschicklichkeit, aber er brauchte Zeit, um den Arbeitsablauf zu einer fließenden, durchgehenden Bewegung zu gestalten. Als Nancy und ihre Kolleginnen vom Essen zurückkamen, war er mit seinen Experimenten beschäftigt.
    Nancy stellte sich neben ihn und beobachtete ihn fast fünf Minuten lang.
    »Mann! Sind Sie vielleicht ungeschickt!« brach es dann aus ihr hervor. »Verschwinden Sie! Ich zeig's Ihnen.«
    Sie stieß ihn förmlich vom Stuhl und begann zu arbeiten, als ob ihr Leben davon abhinge. Ihre kurzen Finger bewegten sich außerordentlich schnell und präzise – eine Leistung, die Lowris niemals erreicht hätte. Sie arbeitete sich mit einer derartigen Geschwindigkeit durch den Stapel, daß jeder Vorgesetzte seine helle Freude daran gehabt hätte. Schließlich warf sie triumphierend den Pinsel zur Seite.
    »Da!« sagte sie, blickte auf und entdeckte zum erstenmal die verschränkten Arme. »Was, zum …?«
    »Hände«, sagte Lowris schnell. »Ich bin Fachmann dafür – erinnern Sie sich?«
    »Woraus sind sie gemacht?«
    »Aus Plastik und Stahl und so weiter.«
    »Wissen Sie, einen Augenblick hab' ich die wirklich für echt gehalten. Ich meine, als ob man einen auseinandergeschnitten hätte. Was wollen Sie damit?«
    »Sie zum Arbeiten bringen, hoffe ich.«
    Sie lächelte schelmisch. »Warum breiten Sie sie nicht aus, so daß man sie zum Wollehalten nehmen kann?« Sie wandte sich um. »He, Mädchen! Das ist was Neues – man kann Wolle davon abwickeln!«
    Lowris öffnete die Säule und legte ein Probeprogramm ein. Augenblicklich gingen die Arme auseinander und begannen mit einer Serie von Bewegungsübungen zur Koordinierung der Finger und Handgelenke, während die Schulter- und Armgelenke die entsprechenden Gegenbewegungen vollführten.
    Es war ein schönes Programm, das von Madelain, Lowris' Frau, entwickelt worden war. Sie war eine ausgebildete Ballettänzerin und Pantomimin. Der Fluß der Bewegungen reflektierte getreulich ihre Präzision, Haltung und dramatische Eleganz.
    Nancy war zuerst verblüfft, fand jedoch ihr Gleichgewicht sehr schnell wieder. »He!« sagte sie. »Er hat die Dinger aufgeweckt!«
    Lowris nahm das Band heraus, setzte eine neue Kassette ein und streifte Ringe über die Plastikfinger, die er dadurch mit seinen eigenen verband und durch den Bewegungsablauf führte, der aufgezeichnet werden sollte. Das Programmieren war der schwierigste Teil seiner Arbeit. Es war vielleicht nicht schwer, einen komplizierten Vorgang zu bewältigen, wenn man es nur mit seinen eigenen Fingern zu tun hatte – doch wenn ein zusätzlicher Satz Plastikfinger zu führen war, sah die Sache schon anders aus. Lowris hatte natürlich eine gewisse Praxis in diesen Dingen, stellte sich aber trotzdem zuerst sehr ungeschickt an. Eine Stunde lang probierte er blind herum, ehe er sich an die erste Probeaufnahme machte.
    Nancy hatte ihm stirnrunzelnd zugeschaut und ein gelegentliches »Junge – sind Sie ungeschickt!« beigesteuert, was Lowris' Laune nicht gerade verbesserte.
    Als die Hände beim Probelauf der ersten Aufnahme sowohl Pinsel als auch Werkstück fallen ließen, kam sie wieder herüber.
    »Hier – ich werd's Ihnen zeigen.«
    Schweigend löschte Lowris das Versuchsband und nahm sich vor, später am Abend wiederzukommen, wenn er das Programm ohne Störungen und unerbetene Kommentare herstellen konnte. Trotzdem begann er diese selbstbewußte Nancy irgendwie zu mögen – dieses spatzengleiche Mädchen, das sich unbekümmert in alle Gespräche und Situationen hineindrängte. Er schätzte den Gegensatz zwischen ihrem respektlosen Selbstvertrauen und seiner eigenen introvertierten Vorsicht.
    Nancy ließ ihre Finger in die Ringe gleiten und spielte ein wenig damit herum, um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Dann sagte sie: »Ok, jetzt können Sie einschalten.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Das tut doch nicht etwa weh?« fragte sie.
    »Nur am Anfang«, erwiderte er bösartig.
    Sie blickte ihn forschend an. »Stimmt ja gar nicht!« entschied sie.
    Um ihr Interesse zu wecken, schaltete Lowris das Aufzeichnungsgerät ein. »Los!«
    Sie nahm Werkstück und Pinsel, machte einige zielbewußte Handbewegungen und ließ das fertige Stück in das Zinnbad fallen. Ihre Finger, die über die Ringe mit den mechanischen Händen verbunden waren und diese

Weitere Kostenlose Bücher