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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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widerrufen wurden – was er ständig tat, als ob er sich und der Welt beweisen wollte, was er unter Unfehlbarkeit verstand.
    Lowris kreuzte insgeheim die Finger und lächelte innerlich. Die Situation entwickelte sich erwartungsgemäß. In diesem Stadium hatte er kein Interesse daran, sich mit Technikern und Ingenieuren herumzuschlagen. Das lag nicht daran, daß seine Ware schlecht war – im Gegenteil. Er versuchte unauffällig, ein Produkt auf den Markt zu bringen, in dem eine Revolution des gesamten Fabrikationswesens stecken konnte. Aber es mochte schwierig sein, Hände an Ingenieure zu verkaufen, die ihr Leben lang der Überzeugung gewesen waren, daß eine Maschine der menschlichen Hand überlegen ist.
    »Gestatten Sie, daß ich Ihnen mein Gerät demonstriere«, sagte Lowris.
    Er öffnete seinen großen schwarzen Koffer und hob ein seltsames Gebilde auf den Tisch, dessen Verpackung er entfernte. Kandles Augen weiteten sich verblüfft. Der Apparat bestand aus einer Mittelsäule, die etwa fünfunddreißig Zentimeter hoch und dreißig Zentimeter breit war und aus schwerem Gußmetall bestand. Das Oberteil der Säule verbreiterte sich und nahm die Form menschlicher Schultern an, die den Ansatz für zwei täuschend echt wirkende Arme mit rosafarbenem Plastiküberzug bildeten. Die Arme waren verschränkt und endeten in wohlproportionierten, schlanken Händen. Es war ein unglaublicher Anblick.
    Lowris beobachtete amüsiert, wie Kandle erstarrte. Diesen Augenblick seiner Vorführung genoß er immer sehr, aber das war natürlich nur der Anfang. Wenn Kandle den ersten Schock überstand, war er auch weiteren Eindrücken aufgeschlossen und mochte heute abend mit einer ganz besonderen Begeisterung für die Fähigkeiten dieser Hände zu Bett gehen.
    »Hände …«, sagte Lowris langsam. »Hände und Arme – elektromechanische Nachbildungen der Bewegungsmechanismen der entsprechenden menschlichen Körperteile. Die Knochen bestehen aus Vanadium-Stahl, die Gelenke sind mit Diamant- Kugellagern versehen, und die Muskeln bestehen aus flexiblen Plastik-Gel-Solenoiden, die die Leistung menschlicher Muskeln um mindestens das Fünffache übertreffen …«
    In diesem Teil seines Verkaufsvortrages faßte er sich kurz, denn er wußte, daß Kandle sowieso nichts davon verstand und sich mit mehr oder weniger vagen Anhaltspunkten zufriedengeben würde.
    »Die Kontrolle« – Lowris ließ die Rückseite der Säule aufspringen – »erfolgt durch Bandkassette. Jede Kassette hat eine maximale Laufzeit von zwei Stunden und arbeitet über einen mehrkanaligen Abspielkopf. Für immer wiederkehrende, kürzere Vorgänge kann man Endlosbänder einsetzen. Das Gerät ist natürlich so eingerichtet, daß man damit eigene Bandprogramme erzeugen kann.«
    »Natürlich«, sagte Kandle, als ob er alles verstanden hätte, und starrte unverwandt auf das fleischfarbene Arm-Gebilde, das die eine Seite seines Schreibtisches einnahm.
    »Sie möchten natürlich gern sehen, was mein Gerät leistet«, sagte Lowris.
    »Ja«, sagte Kandle, und Lowris machte eine Steckdose an der Wand ausfindig und stellte die Verbindung her.
    »Sie müssen natürlich berücksichtigen, daß ich Ihnen nur Demonstrationsprogramme vorführen kann, die darauf abgestellt sind, die Kraft und Geschicklichkeit der Hände unter Beweis zu stellen.«
    Lowris drückte auf einen Knopf, und die Arme gingen anmutig auseinander und kamen in ausgestreckter Stellung zum Stillstand. Die beiden nach oben gekehrten Handflächen schienen auf etwas zu warten. Lowris griff in die Tasche, brachte einen Stapel Spielkarten zum Vorschein und legte ihn vorsichtig in die linke Hand. Nach einigen Sekunden griff die Hand zu, und die rechte Hand erwachte ebenfalls zum Leben und begann die Karten an vier imaginäre Spieler auszuteilen. Dabei entwickelte sie eine außerordentliche Geschwindigkeit und Präzision.
    Wie ein hypnotisiertes Kaninchen verfolgte Kandle die Bewegungen der zierlichen Finger, die über seine Tischplatte zuckten. Als der Stapel zu Ende war, setzte die rechte Hand ihre Bewegung fort und teilte zwei nicht vorhandene Karten aus, ehe sie zur Ruhe kam.
    »Erste Lektion«, sagte Lowris. »Die Maschine ist mit einem blinden Schwachsinnigen vergleichbar. Sie wird die einprogrammierten Instruktionen auf überragende Weise ausführen – sonst nichts. Mein Programm war auf vierundfünfzig Karten eingestellt, während der Stapel tatsächlich nur zweiundfünfzig enthielt. Obwohl das Gerät gewisse grobe

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