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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zum Beispiel erstmal von mir weglassen.« Sie lachte und runzelte dabei gleichzeitig die Stirn, was eine bemerkenswerte Wirkung auf ihr Gesicht hatte. »Ich meine, was tun Sie mit Ihren Händen?«
    »Warten Sie ab«, sagte Lowris.
    Sie kehrte verblüfft zu ihren Arbeitskolleginnen zurück und erstattete Bericht. Die Mädchen beobachteten Lowris fasziniert, als er jetzt seinen Koffer öffnete und das noch verhüllte Gerät auf die Werkbank setzte.
    »He! Er baut eine Statue auf!« brach es plötzlich aus dem Mädchen hervor. »Eine Statue von uns und der alten Jean, die in das Paraffin gefallen ist!« Gleich darauf stand sie wieder neben Lowris und hob erwartungsvoll eine Ecke des Verpackungsmaterials.
    »Was ist da drunter?«
    »Drei Messingaffen«, sagte Lowris boshaft. »Wir wollen feststellen, wie kalt es hier nachts ist.«
    Das Mädchen verzog das Gesicht. »He – Sie haben aber 'ne ziemlich scharfe Zunge, wie? Trotzdem gefallen Sie mir besser als die Burschen drüben im Büro.« Und sie deutete mit einem Kopfnicken zu Kandles Verwaltungsgebäude hinüber. »Die reden kaum und geben einem höchstens mal 'n kleinen Zettel, auf dem dann steht, was man tun soll.«
    »Und tun Sie immer, was man Ihnen sagt?«
    Das Mädchen legte den Kopf auf die Seite. »Manchmal … manchmal auch nicht. Kommt drauf an, wer den Zettel schreibt.«
    Sie wandte sich ab, um an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, überlegte es sich jedoch anders. »Sie können mich Nancy nennen. Alle nennen mich Nancy – sogar der alte Kandleschleicher.«
    »Das ist nett«, sagte Lowris, der gerade mit einer schwierigen Messung beschäftigt war.
    »Und wie heißen Sie?«
    »Lowris«, erwiderte Lowris.
    »Lowris – und wie weiter?«
    »Lowris – nichts weiter. Das ist mein Nachname. Ich habe auch einen Vornamen, den aber niemand benutzt. Wie kommt es, daß Sie soviel Zeit zum Plaudern haben?«
    »Oh, die im Büro wissen nicht, was sie eigentlich wollen.
    Also arbeiten wir, wenn wir Lust haben – und unterhalten uns die übrige Zeit. Kümmert sich sowieso keiner drum.«
    »Das hatte ich mir fast gedacht«, sagte Lowris und überlegte, daß das Paar Hände in diesem Werk die Minimum-Einsparung sehr schnell erreichen würde.
    Gegen Mittag rief Lowris seinen Techniker zu Hilfe und übertrug ihm die Aufgabe, die verschiedenen Stoppleisten und Gleitschienen zu bauen, die für eine einwandfreie Rohmaterial- Belieferung des Arbeitsbereiches erforderlich waren. Er verzichtete auf sein Mittagessen und machte sich sofort an die schwierige Aufgabe, die Hände für die gewünschte Tätigkeit zu programmieren.
    Der Schlüssel zum wirkungsvollen Einsatz des Gerätes lag in der Programmierung, und Lowris war nicht zu Unrecht auf seine Methode stolz, mit der er eine komplexe Folge von Befehlsimpulsen derart präzise aufzeichnen konnte, daß eine einmal eingegebene Bewegung unverändert wiederholt wurde, wobei jede noch so kleine Bewegungsnuance erhalten blieb.
    Grundsätzlich bestand seine Methode darin, die Impulse eines nicht ausbalancierten Oszillators in die flexiblen Solenoid-Spulen einzugeben, aus denen die Muskeln der Hände bestanden. Indem nun die Hände in der zu programmierenden Weise bewegt wurden und die sich ändernde elektrische Empfänglichkeit der sich bewegenden Solenoiden deutlich wurde, entstand eine Serie von Gegenimpulsen, die sich von den Ausgangssignalen unterschieden und auf einem Magnetband festgehalten wurden. Ähnliche Impulse wurden für die Sinneswahrnehmungen erfaßt und sollten den Ausgleich gewisser bewegungstechnischer Abweichungen ermöglichen. Das Band wurde dann benutzt, um die erforderlichen Antriebsimpulse zu koordinieren.
    Lowris hatte feststellen müssen, daß dieses System seine ursprünglichen Erwartungen bei weitem übertraf, obwohl er ungern an die vielen Jahre harter Arbeit dachte, die zu der heutigen Vollkommenheit geführt hatten. All das diente dazu, um industriellen Gesetzesbrechern wie Kandle einen billigen Ersatz für die menschliche Arbeitskraft anzubieten, die sie ohnehin weder hochachteten noch zu mehr als zwanzig Prozent ausnutzten.
    Um die Hände direkt in den Arbeitsvorgang einzuführen, mußte sich Lowris selbst damit vertraut machen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, der wohl in der Phantasielosigkeit der Organisatoren dieses Werkes zu suchen war, wurde die aktivierte Schutzflüssigkeit mit einer Art Pinsel auf das Werkstück übertragen. Das erforderte eine präzise Drehung des Objektes und einige

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