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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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um mich haben.“
    Kurz vor dem ersten Treibhaus blieb er plötzlich stehen.
    „Ist natürlich Blödsinn“, sagte er, „daß sich meine Schwester durch die Treibhäuser den Tod geholt hat. Aber meine Nichte ist fest davon überzeugt, und deshalb geht sie niemals in ein Treibhaus.“
    Er ging weiter, zog den Schlüssel aus der Tasche und sperrte die grüngestrichene Eisentüre auf. Wir traten ein.
    „Wer noch“, fragte ich, „außer Ihnen hat einen Schlüssel?“
    „Nur der Gärtner. Er ist ein ebensolcher Blumenfreund wie ich, und ich beschäftige ihn schon seit sieben Jahren. Es ist ausgeschlossen, daß er die Blüten weggenommen hat.“
    Die Luft in diesem Treibhaus war absolut nicht dumpfig oder feuchtheiß, sondern unterschied sich kaum von der draußen. Ich sah, daß die Glasscheiben des Daches geöffnet waren und die Sonne ungehindert hereinließen.
    Mister Pickles führte mich ans Ende des Treibhauses, zeigte auf etwa mannshohe Gewächse, die mir ein Mittelding zwischen Baum und Strauch zu sein schienen. Sie hatten kräftige dunkelgrüne, etwa handgroße Blätter.
    „Das sind sie“, sagte er mit dem Gesicht eines Staatsmannes, der einen Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten niederlegt und dabei fotografiert wird. „Sehen Sie doch selbst — nur noch ein paar Knospen sind dran. Die werden aber nicht mehr aufblühen, die sind schon zu spät dran. Die, Blüten fehlen alle — alle sind abgeschnitten worden!“
    Ich schaute mir das Grünzeug teilnahmsvoll an, dann sagte ich: „Ich möchte das mal in Ruhe untersuchen. Würden Sie, mich bitte so lange allein lassen? Es macht mich nämlich nervös, wenn mir jemand bei der Arbeit zuschaut.“
    „O bitte“, sagte er, „ganz wie Sie wünschen. Ich bekomme aber anschließend Ihren Bericht, nicht wahr?“
    „Selbstverständlich.“
    Ich wartete, bis er das Treibhaus verlassen hatte, und dann untersuchte ich den Boden. Man konnte recht gut an die Pflanzen gelangen, ohne in das weiche Erdreich zu treten, und vor den eigentlichen Beeten war feiner Kies gestreut.
    Ich krabbelte eine Weile auf dem Boden herum, und dann untersuchte ich sehr gründlich die Hibiskuspflanzen.
    Ich tat das nicht etwa, weil ich wirklich etwas zu finden hoffte, sondern in Anbetracht der fünfzig Dollar Honorar. Ich finde nämlich, jeder Kunde hat ein gewisses Recht darauf, für sein Geld etwas geboten zu bekommen; meine Leistung bestand vorerst darin, daß ich in gebückter Stellung in einem Treibhaus herumkroch.
    Als ich gerade mit meiner aufreibenden Arbeit Schluß machen wollte, entdeckte ich doch noch etwas. Nicht viel, aber immerhin etwas. Ich holte ein Stück Papier aus meiner Brieftasche, faltete es zu einer kleinen Tüte und tat das hinein, was ich gefunden hatte. Dann steckte ich es in meine Tasche.
    Immer noch hielt ich das alles für recht unwichtig. Die Menschen waren alle mehr oder weniger friedlich, und es waren ja nur ein paar Blüten gestohlen worden. So dachte ich wenigstens.
    Nachdem mir genügend Zeit vergangen zu sein schien, verließ ich also das Treibhaus, verschloß sorgfältig die Türe und kehrte ins Haus zurück. Auf einem Rasenstück entdeckte ich zwei weiße Pfaue. Sie entdeckten mich auch, kamen heran und beäugten mich mit schräggelegten Köpfen.
    In der Halle traf ich wieder keinen Menschen. Vor Einbrechern oder Dieben hatten sie hier offenbar keine große Angst.
    Ich klopfte an Mister Pickles Türe, bekam aber keine Antwort, da er mich vermutlich nicht hörte. Ich trat deshalb einfach ein. Er erwartete mich bereits voller Ungeduld.
    „Na“, sagte er aufgeregt, „wer ist der Dieb?“
    Solche Kunden schätze ich besonders!
    „Das weiß ich noch nicht“, sagte ich und setzte mich in den gleichen Sessel, wo ich vorhin gesessen hatte.
    Der Alte runzelte die Stirn.
    „Was?“ fragte er, „das wissen Sie noch nicht? Ich denke, Sie sind Detektiv?“
    „Das wohl — aber kein Hellseher. Etwas Zeit müssen Sie mir schon lassen.“
    „Haben Sie denn gar nichts gefunden?“
    Ich machte eine Kopfbewegung, die ein Mittelding zwischen Schütteln und Nicken war.
    „Ein wenig“, sagte ich, „aber nicht viel. Nur eine Kleinigkeit. Aber ich glaube doch, daß ich Erfolg haben werde.“
    Ich sah, daß er etwas fragen wollte, vermutlich nach der entdeckten Kleinigkeit, und deshalb fuhr ich rasch fort, um ihn abzulenken: „Wissen Sie genau, daß Mrs. Buttom die Treibhäuser niemals betritt?“
    Ich hatte allerdings auch noch einen anderen Grund, das zu

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