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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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abgerupft hat, um sie sich ins Knopfloch zu stecken. Solche Kerle hab’ ich sowieso gefressen! Die sollen doch sehen, daß ihr Kragen sauber ist und: die Schuhe gerade Absätze haben, und das genügt für einen Mann. Wozu muß er sich Blüten ins Knopfloch stecken?“
    Er war nun doch wieder etwas aufgetaut und warf einen scharfen Blick auf mein Knopfloch. Ich war froh, daß ich mir heute kein Blümchen hineingesteckt hatte. Manchmal nämlich, wenn ich sehr gut aufgelegt bin, tue ich das.
    Ich unterhielt mich noch eine Weile mit ihm und brachte heraus, daß er am fraglichen Abend noch um neun Uhr einen Kontrollgang gemacht und alles in Ordnung gefunden hatte. Die Blüten mußten also in der Nacht gestohlen worden sein.
    Endlich, als er unergiebig wurde, ließ ich ihn laufen und; kehrte ins Haus zurück.
    In der Halle traf ich Mrs. Buttom; mir schien, als habe sie mich hier erwartet.
    „Verzeihung, gnädige Frau“, sagte ich, „darf ich Ihnen auch ein paar Fragen stellen?“
    „Bitte“, nickte sie.
    Ich zog mir einen großen Sessel aus grünem Leder heran und setzte mich ihr gegenüber. Dann fragte ich, ob sie sich denken könne, wer die Blüten gestohlen habe.
    Mary-Ann Buttom hatte halblange, schwarze Haare. Zwei solche Haare hatte ich an den Hibiskuspflanzen gefunden.
    „Mein Gott“, sagte sie, „ich finde das ganze entsetzlich albern. Wie kann man nur wegen ein paar Blüten einen Detektiv kommen lassen!“
    „Auch ein Detektiv muß schließlich leben“, sagte ich.
    „Na ja, schon. Natürlich. So war’s nicht gemeint. Aber doch nicht wegen einer so lächerlichen Sache. Wir blamieren uns ja, wenn das bekannt wird, und...“
    „Von mir aus wird nichts bekannt, Mrs. Buttom.“
    Sie stutzte einen Augenblick, dann fuhr sie fort: „Natürlich weiß ich, wer die Blüten genommen hat.“
    „So?“ fragte ich überrascht. „Sie wissen das? Warum sagen Sie es dann nicht Mister Pickles?“
    „Ach — weil Isabel ein anständiges Mädchen ist, und weil ich froh bin, daß ich sie habe. Da war doch neulich abends ein Blumenfest, zu dem Isabel frei haben wollte. Ich nehme an, daß sie sich mit den Blüten geschmückt hat. Wozu sonst sind sie denn da? Aber er würde dafür kein Verständnis haben und das Mädchen hinauswerfen, und ich könnte dann sehen, wo ich wieder eins herbekomme. Kein Mädchen will hier oben in den Bergen arbeiten, weil’s in die Stadt hinein zu weit ist. — Jetzt können Sie ja hingehen und es ihm sagen.“
    Sie stand auf und wollte gehen, aber ich lief ihr nach und stellte mich ihr in den Weg.
    „Erstens“, sagte ich, „werde ich mit Mister Pickles natürlich nicht darüber sprechen; aber zweitens möchte ich mich doch mit diesem Mädchen gern selber unterhalten. Würden Sie bitte so liebenswürdig sein, sie mir zu schicken?“
    ‘ Sie musterte mich kurz und nickte dann.
    „Wenn Sie’s unbedingt wünschen“, sagte sie, „aber ich weiß nicht, was Sie davon haben.“
    Sie verließ die Halle, und ich wartete eine Weile.
    Isabel war ein molliges Mädchen, etwa zwischen fünfundzwanzig und dreißig, mit kurzen dunkelblonden Haaren und lustigen hellbraunen Augen.
    Ich gab ihr die Hand und sagte: „Ich bin Detektiv, Miß Isabel. Man hat mich beauftragt, herauszubringen, wer die Hibiskusblüten aus dem Treibhaus gestohlen hat. Wissen Sie’s vielleicht?“
    Isabel gehörte zu jenem hellhäutigen Mädchentyp, der leicht errötet. Diese Mädchen erröten jedoch so leicht, daß man sich hüten muß, falsche Schlüsse daraus zu ziehen.
    ,,N — nein“, sagte sie zögernd, „ich weiß nichts.“
    „Seit wann sind Sie denn schon hier im Haus?“
    «Seit fast drei Jahren.“
    «Und sind Sie hier zufrieden?“
    «O ja“, versicherte sie rasch. „Ich bin sehr zufrieden.“
    «Wie war das mit dem Blumenfest — neulich abends?“
    Wieder schoß eine Blutwelle in ihr Gesicht. Sie senkte den Blick und sagte: „Es war wunderschön, Sir.“
    „So so. Das kann ich mir denken. Wann sind Sie denn weggegangen?“
    «Bald nach dem Abendessen“, sagte sie und schaute mich fragend an. „Ich habe noch den Tisch abgeräumt und Eve z Bett gebracht, dann war Mister McFellow so liebenswürdig mich in seinem Wagen mitzunehmen.“
    „Können Sie sich erinnern, um wieviel Uhr das ungefähr war?“
    Sie dachte eine Weile nach, dann meinte sie: „So vielleicht um viertel nach acht Uhr oder halb neun.“
    „Nicht später?“
    „Nein, später bestimmt nicht, weil ich mich sehr geeilt habe.“
    Um neun

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