Hibiskussommer
BONHAM – Keine E-Mail. Kein Kontakt. Kein Kommentar.
3. PENELOPE – Ich muss sie gar nicht kennen, um zu WISSEN , wie blöd sie ist. Das Bild, auf dem sie auf der Party, auf die ich nicht gehen konnte (weil ich HIER festsitze!), an Levi hängt, sagt mehr als hundert Millionen Worte!
4. MEINE MUM – Sorry, aber wo soll ich da überhaupt anfangen?
5. MEIN DAD – Dito
6. TINOS – Ich weiß, das ist eine Insel und keine Person, aber es ist auch nicht Mykonos, und damit voll blöd. Total voll blöd. Ich musste natürlich auf der langweiligsten Insel der Welt landen.
7. TALLY
8. TASSOS
Also, Tally und Tassos habe ich von der Liste gestrichen, weil ich gerade festgestellt habe, dass sie eigentlich nicht blöd sind. Zugegeben, sie sind etwas komisch mit ihrem Pflanzengeflüster, ihrer Meditation, der Hippie-Musik und so. Aber sie gehen mir eigentlich nicht so schlimm auf die Nerven oder so. Eigentlich lassen sie mich so ziemlich die ganze Zeit in Ruhe.
Zum Beispiel gerade jetzt, wo ich praktisch seit zwei Tagen nicht mehr aus meinem Zimmer gekommen bin, da hat Tally nur am Morgen den Kopf zur Tür hereingesteckt und gefragt: »Hey, heute kein Internetcafé?«
Ich habe nur mit den Achseln gezuckt, die Augen verdreht und noch eine Weile an die Decke gestarrt.
Dann hat sie gesagt: »Ich wollte dir nur sagen, dass Tassos jetzt in sein Atelier geht.« (Er ist ein Künstler, er macht Marmorskulpturen und Keramiken und so. Er ist sogar ziemlich gut und ein bisschen berühmt, zumindest in der Welt der Marmorskulpturen und Keramiken.) »Und ich gehe in den Laden, aber wir sind beide gegen zwei wieder da, falls du zum Strand willst. Aber wenn nicht, ist das auch in Ordnung.«
Es ist lustig, dass sie das sagt, als würde ich ihren Stundenplan nicht mittlerweile auswendig kennen. Ich meine, es ist so ziemlich jeden Morgen dasselbe – Arbeit, um zwei eine Pause am Strand, nach Hause und etwas essen, was Tassos gerade gefangen hat oder was in Tallys Garten gerade reif ist, schnell duschen und dann noch einmal für ein paar Stunden zur Arbeit. Abends wird spät gegessen und normalerweise laden sie dazu ein paar Freunde ein.
Auch wenn sich das ganz okay anhört (vorausgesetzt, man mag so ein einfaches Zurück-zur-Natur-Leben und hat eine hohe Toleranzschwelle gegenüber Momenten der Ruhe, gemischt mit jeder Menge Langeweile) und auch wenn ich manchmal nachgebe und mit ihnen an den Strand gehe, habe ich das in den letzten beiden Tagen nicht getan.
Wozu auch?
Wozu das alles?
Denn Tatsache ist:
1. Amanda ist weitergeflattert. Das heißt, dass mein letztes Schuljahr schrecklich wird. Das heißt, dass mein Versuch, beliebt zu sein, null und nichtig ist. Das heißt, dass ich wieder nur ein unbedeutender Möchtegern bin, der an der Highschool vergessen wird. Das heißt, wenn ich nach zehn Jahren zum Klassentreffen komme, wird jeder fragen: »Colby? Colby WER ? Bist du auch da gewesen?«
2. Levi hat vergessen, dass es mich überhaupt gibt. Denn obwohl ich länger geblieben bin, als ich durfte, und mit ihm geschlafen habe, habe ich mich dann doch geweigert, mein Kleid auszuziehen. Und deswegen ist er jetzt bei dieser dürren rotblonden Penelope, die wahrscheinlich wegbleiben darf, solange sie möchte, und kein Problem mit gelegentlicher Nacktheit hat. Aber wenn es nicht Penelope gewesen wäre, dann wäre es eine andere, denn Tatsache ist, dass er mich von Anfang an nicht wirklich gemocht hat. Ihm war nur langweilig, und er hat versucht, sich die Zeit zu vertreiben. Und obwohl ich nie so dumm war, zu glauben, dass wir verliebt wären oder ein Paar oder auch nur so etwas Ähnliches (vor allem, weil ich sowieso nicht an so einen Unsinn glaube), sollte man doch meinen, dass er mir zwanzig Sekunden seiner kostbaren Zeit gewidmet hätte, um mir eine E-Mail oder so zu schicken, denn schließlich wusste er ja, dass ich Jungfrau war.
3. Meine Eltern, die nicht in der Lage sind, über irgendetwas zu reden, ohne sich anzuschreien, bis sie sich entschlossen haben, nur noch über ihre Anwälte miteinander zu kommunizieren, können ihre Zwistigkeiten offensichtlich durchaus beilegen, wenn es um Dinge geht, die mich betreffen. Das heißt, dass sie mich wegen meiner kleinen Briefaktion total runtergemacht haben, und das während einer sehr unangenehmen, höchst unerfreulichen (und zwar für MICH , nicht für SIE, denn sie waren total ruhig, gelassen und
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