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Hide (German Edition)

Hide (German Edition)

Titel: Hide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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eingefangen, die eigentlich für mich gedacht war.
    »Nimm das älteste Prepaid-Handy«, sagte Sam. »Wir warten draußen auf dich. Zehn Minuten.«
    »Zehn Minuten«, bestätigte ich.
    Sie steuerten die Tür an. »Anna?«, rief Sam noch über die Schulter. »Sag ihm nicht, wohin wir wollen.«
    »Mach ich nicht.«
    * * *
    Immer, wenn ich die Stimme meines Vaters hörte, hatte ich sofort das Gefühl, zu Hause zu sein. So als wären wir beide wieder in dem alten Farmhaus in New York und würden uns beim Abendessen unterhalten. Damals, als alles noch normal war, zumindest für uns. Als wir noch in Sicherheit waren.
    »Anna«, sagte Dad, als er mich erkannte. »Wie schön, dich zu hören. Ist alles in Ordnung?«
    Ich presste das Handy fester an mein Ohr. »Ja, es ist alles in Ordnung. Ich wollte mich nur mal wieder melden.«
    Er seufzte. »Von wegen. Es ist keineswegs alles in Ordnung, nicht wahr?«
    Sofort fiel die Anspannung von mir ab und ich sackte auf dem Stuhl in mich zusammen. Dad und ich waren uns nie sehr nah gewesen, selbst früher nicht, als wir noch unter demselben Dach wohnten und ich noch nicht gewusst hatte, dass mein ganzes Leben dort eine einzige Lüge war. Nur eine Sache hatte Dad echt nach wie vor drauf. Er wusste immer, wenn ich ihm etwas vormachen wollte.
    »Wie soll denn auch jemals alles in Ordnung sein?« Ich lachte, um die Stimmung aufzulockern. »Aber deshalb rufe ich gar nicht an. Ich wollte wirklich nur wissen, wie es dir geht. Also, wie geht es dir?«
    »Nun … Ich habe immer noch Schlafprobleme, aber das ist nicht weiter verwunderlich. Alles andere ist gut verheilt, den Umständen entsprechend. Ich bin halt einfach alt.« Er lachte leise, was in eine fürchterliche Hustenattacke mündete. »Entschuldige«, sagte er, als sie endlich wieder abgeklungen war. »Die Luft ist so trocken.«
    Irgendwie glaubte ich nicht, dass es nur an der Luft lag. Ich fuhr mit dem Finger durch das Salz, das auf dem Tisch verstreut lag. Ein paar Körner blieben an der Fingerkuppe kleben.
    »Und, wie geht’s den Jungs?«, fragte Dad.
    Ich warf einen Blick durch die Frontscheibe des Restaurants Richtung Parkplatz, wo ich unseren SUV am Dach erkannte und daneben sogar die drei Köpfe der Jungs ausmachen konnte. »Alles beim Alten, würde ich sagen. Cas isst ununterbrochen, Nick ist unausstehlich und Sam …« Ich verstummte. Dad war zwar nicht mein leiblicher Vater, aber trotzdem die Person, die einem Vater am nächsten kam. Meine Wangen glühten. Sam war ein Thema, auf das ich mit ihm nicht näher eingehen wollte. »Sam geht’s gut«, sagte ich abschließend.
    »Gab’s Zusammenstöße mit der Sektion?«
    »Nein, aber …«
    »Aber?«
    »Wusstest du, dass es noch mehr Labore gibt?«
    Es raschelte, Dad schien sich zu bewegen. Ich stellte mir vor, dass er gerade nach einem Strohhalm angelte, damit er darauf rumkauen konnte. Das hatte er sich vor fast vier Jahren angewöhnt, als er mit dem Rauchen aufgehört hatte. »Ich wusste es nie mit Sicherheit, aber ich bin davon ausgegangen. Schließlich war das ihr erklärtes Ziel, sie wollten mehr von euch machen.«
    »Wie viele?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Theke. Die zehn Minuten waren fast um.
    »Ihr wollt die aber nicht etwa suchen, oder?«, fragte Dad. »Oder habt ihr etwa vor, die anderen zu befreien, wenn es denn noch mehr von euch gibt?«
    »Nein«, sagte ich und das war die Wahrheit. Oder zumindest war das nicht unser erklärtes Ziel. Das erklärte Ziel war, Dani zu finden. Die anderen zu befreien, wenn es denn welche gab, war eher so was wie ein Bonus.
    »Was denn dann? Wieso fragst du sonst ausgerechnet jetzt nach weiteren Laboren?«
    Ich wollte ihm so gern von meiner Schwester erzählen. Ich wollte so gern überhaupt irgendjemandem von meiner Schwester erzählen. Aber Sam würde rasend werden und außerdem würde ich Dad damit nur unnötig in Gefahr bringen.
    »Das kann ich dir nicht sagen, das weißt du doch.«
    Er seufzte. »Ja, das weiß ich.«
    »Ich muss auflegen.«
    »Also gut.« Er holte tief Luft. »Pass aber bitte gut auf dich auf, ja?«
    »Machen wir doch immer.«
    »Ich meinte auch ganz speziell dich, Anna.«
    Ich biss die Zähne aufeinander, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. »Mach ich.«
    Wir verabschiedeten uns und ich legte auf. Wenn es nach Sam ging, taugte das Prepaid-Handy jetzt sowieso nichts mehr, also versenkte ich es im Rest meines Eistees und verließ zügig das Lokal. Ich wollte so

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