Hide (German Edition)
potenziellen Angriff einigermaßen sicher, weil es einfach zu viele Augenzeugen gab.
Cas und Nick saßen Sam und mir gegenüber. Cas hatte sich das größtmögliche Menü bestellt. Um nichts von seiner Konstitution einzubüßen, wie er meinte. Dazu gehörten Eier, Speck, Toast, Rösti und Pancakes. Wir anderen begnügten uns mit dem Wesentlichen, was in meinem Fall ein Käseomelette war. Dabei hatte ich eigentlich gar keinen Hunger.
Nick beugte sich vor und sprach mit leiser Stimme. Wenngleich uns dieser öffentliche Ort durch Anonymität Sicherheit bot, so ließ er eben auch kaum Raum für Privatsphäre. »Ich muss das wahrscheinlich gar nicht sagen, aber ich halte es für eine schlechte Idee, Trev zu trauen.«
Ich starrte in die Lücke zwischen Nick und Cas, fokussierte aber auf nichts, nahm meine Umwelt nur verschwommen wahr und dachte nach. Der Teil von mir, der größeren Wert auf Selbsterhaltung legte, war Nicks Meinung. Was ich ihm gegenüber natürlich nie zugeben würde. Aber dieses Treffen mit Trev war schon ein großes Risiko gewesen, seinen Informationen zu trauen, barg noch ein viel größeres. Und wenn ich diese Spur verfolgte, würden die Jungs auf jeden Fall mitziehen. Daran zweifelte ich nicht im Geringsten. Aber das hieß eben auch, dass es hier nicht nur um mich allein ging. Wenn ich auf der Suche nach meiner Schwester in die Falle geriet, säßen die anderen mit mir drin.
»Stell dir mal vor, es geht um eine Person, die dir was bedeutet«, sagte Cas. »Für die würdest du doch auch alles tun, oder?«
Nick schnaufte. »Genau aus dem Grund bedeutet mir niemand etwas.«
»Ich traue ihm«, sagte ich eher unvermittelt und blinzelte. »Trev hatte mehr als einmal Gelegenheit dazu, uns an die Sektion auszuliefern. Er hatte sogar mehr als einmal Gelegenheit dazu, uns zu töten, wenn er das denn gewollt hätte. Aber er hat es nicht getan. Wenn er wirklich zu hundert Prozent hinter den Zielen der Sektion stehen würde, könnten wir diese Unterhaltung jetzt gar nicht führen. Dann wären wir dort auf dem Feld von Agenten umzingelt worden.«
Sam trank einen Schluck Kaffee, die Finger um den Rand des Bechers gelegt. Als er ihn wieder abgestellt hatte, sank er auf seinem Stuhl zusammen und legte einen Arm um meine Rückenlehne. »Sie hat recht. Es gibt keinen vernünftigen Grund für die Sektion, das hier in die Länge zu ziehen. Wenn sie uns wirklich haben wollten, hätten sie uns längst. Und Trev hätte dafür gesorgt. Ich schlage vor, wir schauen uns das Labor mal an. Vielleicht sind da noch mehr von uns.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Cas und Nick. Die Jungs konnten sich untereinander nonverbal mit nicht mehr als einem Zwinkern oder einem zuckenden Mundwinkel verständigen. Ich ging davon aus, dass sie diese Art Kommunikation lange vor ihrer Zeit im Labor gelernt und perfektioniert hatten, nämlich als sie noch als Auftragskiller unterwegs gewesen waren.
Cas hatte gerade den letzten Bissen verschlungen, wischte sich nun den Mund ab und warf dann die Serviette auf den Teller. »Es ist ein paar Wochen her, seit ich mich das letzte Mal so richtig austoben konnte. Und ich hätte schon Bock, dass es mal wieder richtig zur Sache geht.«
»Das kann ich mir denken«, murmelte Nick. »Aber wahrscheinlich wirst du drum betteln müssen.«
Cas grinste. »Sehr witzig, Nicky.«
Sams Hand fuhr mir die Wirbelsäule hinunter, bis sie auf meinem unteren Rücken liegen blieb. Ich wandte mich ihm zu, unsere Knie stießen unter dem Tisch aneinander.
»Bist du dir wirklich sicher?«, fragte er.
Ich nickte. »So sicher wie noch nie.«
»Dann sollten wir uns auf den Weg machen.« Er deutete zu dem braunen Umschlag, der aus meinem Rucksack ragte. »Das Delta-Labor ist ein paar Stunden von hier entfernt. Wenn wir jetzt losfahren, sind wir noch vor Sonnenaufgang dort.«
Die Jungs schoben ihre Stühle zurück und standen auf.
»Wartet«, sagte ich. »Darf ich meinen Vater anrufen?«
Ich hatte vor über zwei Wochen das letzte Mal mit ihm gesprochen. Unser Verhältnis war nicht gerade optimal, weder früher noch jetzt. Und obwohl er mich fünf Jahre lang belogen und mich in dem Glauben gelassen hatte, er wäre mein leiblicher Vater, während ich eigentlich nur Teil des Programms war, das er im Farmhaus durchführte, war er trotzdem so etwas wie Familie für mich. Außerdem hatte er uns bei der Flucht geholfen und uns im Hauptquartier der Sektion den Rücken freigehalten. Und er hatte sich eine Kugel
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