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Tabletten schluckte. Die Dinger gehörten schon fast zu meinen Grundnahrungsmitteln. Wie viele solcher Pillen konnte eine einzelne Person eigentlich vertragen, bevor sie schädlich wurden?
»Und, sind die Jungs sauber?«, fragte ich Sam.
»Soweit sieht’s gut aus, wir haben keine Peilsender gefunden.«
»Und du bereitest sie schon darauf vor, dass sie ab morgen allein weiterziehen?«
Er nickte. »Greg und ich werden gleich einkaufen fahren, um ihnen eine Grundausstattung zu besorgen.«
»Gut.« Ich setzte mich auf und sofort verschwamm mir wieder alles vor den Augen. Gleichzeitig bekam ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Das war mein bisher extremster Flashback gewesen.
»Erzähl, was ist passiert?«, fragte Sam und rutschte näher an mich. Er legte mir den Arm um die Taille, die Finger zögerten kurz auf dem Stück freiliegender Haut, wo mir das Oberteil hochgerutscht war. Sofort zuckte sein Blick zu Dani, um zu prüfen, ob sie uns beobachtete. Er hatte ja keine Ahnung, dass sie sich schon über unsere Beziehung im Klaren war.
»Sie weiß Bescheid«, flüsterte ich. »Über uns.«
Er sah wieder zu mir. »Du hast es ihr erzählt?«
»Sie wusste es schon.«
Er presste die Lippen aufeinander, nickte und schaute wieder weg. Manchmal fiel es mir sehr leicht, Sam zu lesen. Dann wiederum gab es Momente wie diesen, in denen ich das Gefühl hatte, es stünde plötzlich eine Mauer zwischen uns. Hatte er Schuldgefühle? Hätte er Dani lieber selbst von uns erzählt?
Er sah mich wieder an und fragte noch einmal: »Was ist passiert?« Das Gespräch über Dani war also beendet.
»Ich weiß es nicht.«
Seine Augen wurden schmal, so als würde er ahnen, dass ich ihm etwas Wichtiges verschwieg. »Kannst du dich an nichts erinnern?«
Ich hätte ihm wirklich gern von dem Flashback erzählt, aber nicht hier mit dieser ganzen Zuhörerschaft. Später vielleicht, wenn wir mal für ein paar Minuten unter uns waren.
»Mir ist einfach nur schwindelig geworden, mehr nicht.«
»Aha.« Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf den Kopf. »Ruh dich ein bisschen aus, bis ich wiederkomme. Und das ist kein Vorschlag.«
»Jawohl, Sir.«
Er schenkte mir einen Blick, der deutlich sagte, dass ihm mein Humor missfiel. Dann wandte er sich an Greg: »Bist du so weit? Wir sollten uns auf den Weg machen.«
Greg drückte sich von der Wand ab, an der er während der Unterhaltung mit Dani gelehnt hatte.
»Wir sind in einer Stunde zurück«, sagte Sam. »Niemand verlässt in der Zwischenzeit dieses Zimmer, verstanden?«
Wir alle murmelten zustimmend und schon waren Sam und Greg auf dem Weg.
14
Mondlicht fiel durch den geteilten Vorhang auf den schäbigen grauen Teppich. Ich konnte nicht schlafen. Deshalb zählte ich die Risse an der Decke, während Sam leise neben mir atmete. Im anderen Bett lag Dani, mit dem Rücken zu mir, das Gesicht zum Bad gerichtet. Greg schlief auf dem Boden, er hatte darauf bestanden.
Mein Körper war ein einziger, schmerzender Zellhaufen. Ich fand einfach keine bequeme Liegeposition.
Sam bewegte sich. »Was ist los?«, flüsterte er.
»Nichts.«
»Du lügst.« Das war eine Feststellung, keine Anklage.
Ich seufzte und rieb mir die Augen. »Vorhin … Mir war nicht nur schwindelig, ich hatte einen Flashback. Einen ziemlich intensiven.«
Er stützte sich auf einen Ellbogen. »Wieso hast du nichts davon erzählt?«
»Du warst beschäftigt und ich …«
»Anna«, unterbrach er mich. »Du musst in diesem Punkt verdammt noch mal ehrlich sein, sonst …«
»Als ob du wirklich ehrlich wärst.« Ich sprach leise, aus Angst, die anderen zu wecken. »Du erzählst mir rein gar nichts. Du hast bisher kein Wort dazu gesagt, wie es dir damit geht, dass Dani wieder da ist. Und ich bin mir sicher, dass irgendetwas in dir vorgeht, du hast sie schließlich mal geliebt.«
Er ließ den Kopf hängen. »Dass sie wieder da ist, ändert rein gar nichts.«
»Du kannst das doch nicht vorhersehen. Wer weiß schon, welche Erinnerungen wieder bei dir auftauchen werden und was sie dann in dir auslösen. Das könnte alles verändern.«
»Wird es aber nicht.« Er beugte sich zu mir, fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Dann küsste er mich sanft. Und dann ein weiteres Mal, diesmal begieriger.
Ich rutschte näher zu ihm, schob sein T-Shirt hoch, um es ihm auszuziehen, doch er hielt mich davon ab. Erst da fielen mir die vielen blauen Flecken auf, die seinen ganzen Brustkorb überzogen.
Er war in schlimmerer
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