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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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machen sie einem zu schaffen. Das linke Bein habe ich mir an drei Stellen gebrochen. Bei Regen tun alle drei weh«, sagte er.
    »Wie kommt es, dass du Cowboy geworden bist, Grandpa Ray? Dein Daddy war kein Rancher oder Cowboy, oder?« Sie drehte die Lautstärke herunter. Die Reiter kamen wie in einer unaufhörlichen Wiederholungsschleife aus der Box in die Arena und trugen offenbar alle den gleichen schmutzigen Hut.
    »Nee, war er nicht. Er war Bergarbeiter. Rove Forkenbrock«, sagte er. »Meine Mutter hieß Alice Grand Forkenbrock. Dad hat in den Union-Pacific-Bergwerken gearbeitet. Dann ist ihm was passiert, und er musste aufhören. Hat dann als Bote für verschiedene Firmen gearbeitet, Texaco, California Petroleum, große Firmen. Was für eine Arbeit mein alter Herr da hatte, weiß ich nicht genau. Er fuhr einen verdreckten alten Model-T-Ford. Ist immer wieder mal gefeuert worden und musste sehen, dass er was Neues fand. Obwohl er an der Flasche hing, was meistens der Grund war, dass er rausflog, fand er jedes Mal schnell eine neue Arbeit.« Er trank einen kleinen Schluck Whiskey.
    »Aber mich hätten keine zehn Pferde in die Nähe von so einem Bergwerk gebracht. Mit Pferden konnte ich ungefähr so viel anfangen wie mit Arithmetik, aber mit Kühen kam ich zurecht, und als ich nach der achten Klasse mit der Schule fertig war, fand Dad, das mit der Highschool sollte ich besser lassen, denn die Zeiten waren hart, und ich musste Arbeit finden«, sagte er. »Damals war mir das egal. Wenn mein Dad sagte, was ich tun sollte, tat ich das, und basta. Ich habe ihn geachtet. Ich habe meinen Vater geehrt und geachtet. Für mich war er ein guter und anständiger Mensch.« Unerklärlicherweise kam ihm Unkraut in den Sinn.
    »Ich sah mich nach einem Job um und fand einen auf Bledsoes Double B Ranch«, sagte er. »Rancharbeiter. Die Bledsoes haben mich mehr oder weniger aufgezogen, bis ich ins Wahlalter kam. Damals wollte ich mit meiner Familie nix mehr zu tun haben«, sagte er und verfiel in eine altersbedingte Träumerei. Unkraut, Unkraut und Wildnis.
    Beth schwieg für ein paar Minuten und plauderte dann über ihre Söhne. Syl hatte in einer Schulaufführung einen Adler gespielt, und das Kostüm war eine echte Herausforderung gewesen. Bevor sie ging, sagte sie ganz nebenbei: »Weißt du, ich möchte, dass meine Söhne ihren Urgroßvater kennenlernen. Was hältst du davon, wenn ich den Kassettenrecorder mitbringen und alles aufnehmen und abtippen würde? Es wäre wie ein Buch über dein Leben - etwas, was die künftigen Generationen unserer Familie lesen könnten.«
    Er lachte spöttisch. »Manches davon würde man lieber nicht wissen. Wir haben unsere schmutzige Wäsche, genau wie jede andere Familie.« Aber nachdem es ihm eine Woche lang im Kopf herumgegangen war und er sich gefragt hatte, warum er es so lange für sich behalten hatte, sagte er zu Beth, sie solle ihre Maschine mitbringen.
     
    Sie saßen bei geschlossener Tür in seinem kleinen Zimmer.
    »Das gilt hier als ›asozial‹. Hier sitzen alle bei offener Tür im Zimmer und brüllen die Besucher an, als wäre jeder mit jedem verwandt. Das nennen sie ›ländliche Familie‹. Ich bin lieber für mich.«
    Sie stellte ein Glas Whiskey und ein Glas Wasser neben seinem Ellbogen auf den Tisch und legte den Kassettenrecorder dazu, der kleiner als eine Zigarettenschachtel war. Dann sagte sie: »Er ist eingeschaltet, Grandpa. Erzähl mir, wie es war, damals aufzuwachsen. Du redest einfach, wenn dir danach zumute ist.«
    Er räusperte sich und begann langsam zu sprechen, den Blick auf das Ausschlagen der Lautstärkeanzeige gerichtet. »Ich bin vierundachtzig Jahre alt, und was früher war, ist vorbei, und deshalb ist es egal, was ich jetzt erzähle.« Er nahm nervös einen Schluck Whiskey und nickte.
    »Neunzehnhundertdreiunddreißig war ich vierzehn, und keiner hatte einen roten Heller.« Die Stille jener Zeit vor dem Verkehrsgetöse und den Laubbläsern und dem prahlerischen Lärm des Fernsehens war Teil seiner Persönlichkeit; seine Worte kamen spärlich, es fiel ihm schwer, seine Geschichte zu erzählen. Die Geräuschlosigkeit seiner Jugend, abgesehen vom natürlichen Geräusch des Windes, der trampelnden Hufe, des Knackens der alten Balken der Blockhütte in winterlicher Kälte und der Schreie wilder Reiher, die flussabwärts flogen. Wie wortkarg waren damals Männer und Frauen gewesen, die ganz ihrer Beobachtungskraft vertraut hatten! An manchen Tagen waren vereinzelte

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