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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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der Schule gewesen sein muß, auch wenn sie aussieht, als sei sie Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig. Als ich erfahre, daß sie auf dem zweiten Bildungsweg studiert und vorher als Sekretärin in irgendeinem linken Verlag gearbeitet hat, versuche ich, den Eindruck, den ich vermittelt habe, zu korrigieren, ohne das Tipp-Ex mit dem ganz dicken Pinsel aufzutragen, falls ihr der Vorstellung folgen könnt, und stelle mich nicht sehr geschickt dabei an.
    »Als ich das Von-wegen-nicht-Reinlassen sagte, meinte ich nicht, daß du jung aussiehst. Das tust du nicht.« Herr im Himmel. »Du siehst auch nicht alt aus. Du siehst so alt aus, wie du bist.« Teufel auch. Was ist, wenn sie fünfundvierzig ist? »Doch, das tust du. Etwas jünger vielleicht, aber nicht viel. Nicht zuviel. Gerade richtig. Ich hatte ganz vergessen, daß es so was wie Erwachsenenstudium gibt, verstehst du.« Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich einen Auftritt als aalglatter Schleimbolzen jederzeit einem als weitschweifig salbadernder, stammelnder Volltrottel vorziehen.
    Minuten später sehne ich mich allerdings in die Volltrottelzeiten zurück. Meiner nächsten Inkarnation, dem geilen Bock, ist das himmelweit vorzuziehen.
    »Du mußt eine riesige Plattensammlung haben«, sagt Caroline.
    »Ja«, sage ich. »Willst du mit raufkommen und sie dir ansehen?« Keine Hintergedanken! Ich schwöre! Ich dachte, sie würden vielleicht ein Foto von mir vor meiner Plattensammlung haben wollen, so was in der Art! Aber als Caroline mich über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg mustert, spule ich das Gesagte zurück, um es mir noch mal anzuhören, und stöhne in hörbarer Verzweiflung. Wenigstens das bringt sie zum Lachen.
    »Ich bin sonst nicht so, ehrlich.«
    »Mach dir nichts draus. Ich glaube sowieso nicht, daß er mich eins von diesen guardianmäßigen Porträts schreiben läßt.«
    »Das war nicht meine Sorge.«
    »Ist schon gut, wirklich.«
    Mit ihrer nächsten Frage ist ohnehin alles vergessen. Mein Leben lang habe ich auf diesen Moment gewartet, und als er da ist, kann ich es kaum glauben: Ich fühle mich unvorbereitet, kalt erwischt.
    »Was sind deine fünf absoluten Lieblingsplatten?« sagt sie.
    »Wie bitte?«
    »Deine fünf Lieblingsplatten aller Zeiten? Deine Liste für die einsame Insel, minus – wie viele? Minus drei?«
    »Wieso minus drei?«
    »In dieser Einsame-Insel-Rubrik sind es immer acht, oder? Und acht minus fünf macht drei, stimmt's?«
    »Ja. Plus drei aber. Nicht minus drei.«
    »Nein. Ich sagte … egal. Deine fünf Lieblingsplatten also.«
    »Wie, im Club oder zu Hause?«
    »Gibt's da einen Unterschied?«
    »NATÜRLICH …« Zu schrill. Ich tue so, als hätte ich etwas im Hals, räuspere mich, fange noch mal von vorne an. »Na ja, tja, einen kleinen. Es gibt meine fünf liebsten Danceplatten, und dann gibt es meine fünf Lieblingsplatten. Verstehst du, eine meiner Lieblingsplatten aller Zeiten ist ›Sin City‹ von den Flying Burrito Brothers, aber die würde ich nie im Club spielen. Es ist eine Country-Rock-Ballade. Da würden alle nach Hause gehen.«
    »Macht nichts. Fünf von irgendwas. Also noch vier.«
    »Wieso noch vier?«
    »Na ja, wenn eine davon ›Sin City‹ ist, dann bleiben noch vier.«
    »NEIN!« Diesmal unternehme ich nichts, um meine Panik zu kaschieren. »Ich hab' nicht gesagt, es sei unter den ersten fünf! Ich sagte nur, es sei eins meiner Lieblingsstücke! Letztendlich landet es vielleicht auf Platz sechs oder sieben!«
    Ich mache mich da etwas zum Affen, aber ich kann nicht anders: Das hier ist zu wichtig, und ich habe zu lange darauf gewartet. Aber wo sind sie hin, all diese Platten, die ich seit Jahren im Geiste mit mir herumgetragen habe, nur für den Fall, daß Roy Plomley oder Michael Parkinson oder Sue Lawley oder wer sonst gerade My Top Twelve auf Radio One moderierte, mich anriefe und als kurzfristigen und zugegeben unbekannten Ersatz für jemand Berühmten einlüde? Aus irgendeinem Grund fällt mir praktisch keine einzige Platte ein außer »Respect«, und das ist definitiv nicht mein Lieblingssong von Aretha.
    »Kann ich heimgehen und es mir überlegen und dir dann durchsagen? In etwa einer Woche?«
    »Hör zu, wenn dir nichts einfällt, macht's auch nichts. Dann mache ich eine Liste. Mein fünf Lieblingssongs aus dem alten Groucho Club oder so was.«
    Sie will eine Liste machen! Sie will mich der ersten und einzigen Chance berauben, meine Charts zur Veröffentlichung in einer Zeitung zusammenzustellen!

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