High Heels im Hühnerstall
bewundert, wie viel du für ihn getan hast. Allerdings weiß ich nicht, ob das dir das Recht gibt, den Versuch zu unternehmen, mir meinen Verlobten auszuspannen.«
»Das weiß ich jetzt auch.« Wendy zuckte mit den Achseln. »Als ich Louis an jenem Vormittag gesehen habe, waren alle diese Gefühle wieder da – wie ich mich mit ihm gefühlt habe, wie glücklich ich damals gewesen bin, und auf einmal ist mir klar geworden, dass ich seinen Sohn hatte. Ich wollte nicht, dass diese Gefühle erneut hochkommen und mich dann wieder deprimiert zurücklassen – ich hatte mich an mein Leben gewöhnt, ich war zufrieden. Aber dann hast du uns auf der Messe entdeckt und zwei und zwei zusammengezählt, und ich wusste, dass mir keine andere Wahl mehr blieb. Ich musste mich meinen Gefühlen für Louis stellen. Ich dachte, ich wollte ihn zurückhaben. Ich habe die ganze Sache mit Seth benutzt, um ihn zurückzugewinnen; ich dachte, je mehr Zeit er mit mir verbringt und je mehr Sorgen er sich um Seth macht, desto größer wäre die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder Gefühle für mich empfinden würde. Aber dazu sollte es nie kommen. Er würde dich niemals verlassen. Ich muss mich bei dir entschuldigen.«
Sophie nickte. »Na ja, ich entschuldige mich ebenfalls dafür, dass ich dein Leben auf den Kopf gestellt habe, obwohl du mich gebeten hast, darauf zu verzichten.«
»Ich glaube, du hattest keine andere Wahl«, stellte Wendy fest.
Sophie zuckte mit den Schultern. »Ich hätte es wahrscheinlich nicht so abrupt machen sollen. Ich habe diese ganze Achterbahn in Gang gebracht hat. Das tut mir leid.«
Die beiden Frauen saßen einen Moment schweigend da, und Sophie warf einen Blick zur Eingangstür, weil sie an Louis und die Mädchen im Auto dachte.
»Was ist mit Seth?«, fragte Sophie. »Kommt er runter? Ich würde wirklich gerne mit ihm sprechen.«
Wendy ging an den Fuß der Treppe und rief zu ihm hinauf.
»Seth, komm runter, mein Lieber, und rede mit Sophie. Komm schon, sie ist dir gar nicht böse.«
Sophie lauschte auf die schweren Schritte auf der Treppe, und schließlich tauchte Seth in der hellen Küche auf und blinzelte unter dem Neonlicht, die Ärmel seines Pullovers hatte er über die Finger hinuntergezogen. Seine Augen wirkten rot gerändert und geschwollen, er sah blass, verängstigt und sehr, sehr jung aus.
»Hallo«, sagte er, konnte Sophie aber nicht in die Augen sehen, als er sich an den Frühstückstisch setzte. Wendy stellte den Wasserkessel auf.
»Geht es dir gut?«, fragte Sophie ihn freundlich.
»Ja«, antwortete er. »Mir geht’s es gut – und dir? Es tut mir so leid, was passiert ist. In der Schule hat mir keiner gesagt, dass ich die Mädchen nicht mitnehmen darf. Ich meine, ich dachte, falls es ein Problem wäre, hätten sie mich doch gestoppt. Das hat aber niemand.«
»Ich weiß«, erklärte Sophie. »Seth, ich will nicht so tun, als wären das gestern nicht die schlimmsten, stressreichsten und fürchterlichsten zwei Stunden meines Lebens gewesen, aber ich glaube, ich verstehe, warum du das getan hast. Und Louis versteht es ebenfalls. Wir wollen es einfach vergessen und nach vorn schauen.«
»Ich weiß«, antwortete Seth. »Und ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, ich werde euch nicht mehr belästigen. Ich halte mich von euch fern, ich verspreche es.«
»Nein … Wir möchten nicht, dass du dich fernhältst. Wir wollen dich kennenlernen … Das heißt, wenn du das willst. Es ist am Anfang bestimmt ungewohnt, aber Louis ist ein guter Mann und ein wunderbarer Vater und …« Sophie sah zu Wendy hinüber. »Ich werde ihn an Silvester heiraten.«
»Das geht aber schnell«, stellte Wendy fest. »Bist du schwanger?«
»Ja«, antwortete Sophie, was dazu führte, dass Wendy ihren Tee herausprustete. »Aber das ist nicht der Grund. Wir heiraten, weil wir uns lieben.«
Seth grinste, dann verzog er das Gesicht. »Oh, Gott, du bist schwanger, und ich habe dich das alles durchmachen lassen, ich bin ein solcher Schwachkopf.«
»Na ja, das war nicht der beste Augenblick, aber mir geht es gut, dem Baby geht es gut, und jetzt wollen wir alle nach vorn blicken. Uns auf die Hochzeit und das Baby konzentrieren. Und auf diese seltsame und wunderbare neue Familie, die wir gründen, und zu der du hoffentlich zählen wirst.« Sie sah Wendy an. »Ihr beide.«
Seth und Wendy wechselten einen Blick, über dessen Bedeutung Sophie sich nicht ganz klar wurde.
»Ich bin hierher gekommen, um euch beide zur Hochzeit
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