Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
Vom Netzwerk:
einbeziehen.«
    »Verstehe. Hat Louis es dir erzählt?«, fragte Wendy. »Wenn wir so weitermachen, solltest du Bescheid wissen.«
    »Worüber sollte ich Bescheid wissen?«, fragte Sophie beunruhigt.
    »In London, in dieser zweiten Nacht, in der Nacht, als er dich verlassen hat und mir zu Hilfe gekommen ist, nachdem die Polizei Seth in Gewahrsam genommen hatte, da war es, weiß Gott, wie viel Uhr, jedenfalls wirklich spät. Louis hat mich zu meiner Pension zurückgebracht. Ich habe versucht, ihn dazu zu bewegen, bei mir zu bleiben, habe versucht, ihn zu mir ins Bett zu locken. Ich habe mich ihm an den Hals geschmissen, ehrlich, habe mich richtig zum Narren gemacht. Aber er wollte nichts mit mir zu tun haben, nicht einmal für eine Sekunde. Er hat mir erklärt, dass er dich liebt, er hat gesagt, er würde unten in einem Sessel schlafen, und das hat er getan, die ganze Nacht. Ich habe mich in mein Bett gelegt und an Seth in der Arrestzelle und an Louis unten im Sessel gedacht, und da ist mir klar geworden, was für eine verdammt dumme, egoistische Kuh ich gewesen bin, dass ich Seth, Louis und dich unnötigerweise eine Menge habe durchmachen lassen. Das tut mir leid, Sophie.«
    Sophie lehnte sich ein Stückchen zurück, blickte auf ihren lauwarmen Tee hinab und fragte sich, ob das nur irgendeine böse ausgedachte Beichte war und Wendy nach einer Sekunde verkünden würde, dass sie den Tee mit Zyanid gesüßt hatte.
    »Es tut dir leid?« Sophie war der Meinung, es wäre am besten, der Sache auf den Grund zu gehen.
    »Ich war wütend und eifersüchtig und verunsichert. Wütend, weil mein schönes, ruhiges kleines Leben auf einmal auf den Kopf gestellt werden sollte, eifersüchtig, weil dir alles einfach zuzufliegen schien, was ich nie hatte, und verunsichert, weil Louis im Begriff stand, sich in das Leben meines Sohnes zu drängen und seinen Dad zu spielen, ohne die schwierigen Zeiten durchmachen zu müssen, ohne die vielen Jahre des Kampfes meistern zu müssen, die ich hinter mir habe. Es schien ungerecht zu sein, und ich habe alle Schuld auf dich geschoben. Seth hat sein unbesonnenes und zorniges Wesen nämlich von mir geerbt.«
    »Aha«, sagte Sophie vorsichtig. »Tut mir leid, Wendy. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich meine, ich weiß, dass es schwer gewesen sein muss für dich. Aber du hast daraus einen Kampf um Louis gemacht, und das begreife ich noch immer nicht. Warum nur?«
    Wendy seufzte. »Mein Leben ist nun einmal so verlaufen, und damit komme ich zurecht. Es waren meine Entscheidungen, die mich dahin gebracht haben. Ich habe mich entschieden, Louis nichts von Seth zu sagen, obwohl ich glaube, dass mein Dad wahrscheinlich eine Menge damit zu tun hat. Ich habe mich entschlossen, ihn zu behalten, obwohl ich ihn zur Adoption hätte freigeben können. Und es war schwer. Mum und Dad waren für mich da, aber ich konnte die Jahre, in denen man jung und unbeschwert ist, nie so genießen wie alle anderen. Keine Abende im Pub, keine nennenswerten echten Freunde. Es ist wirklich schwierig, einen Freund zu finden, wenn man sich um ein Baby kümmern muss. Ich habe Seth von ganzem Herzen geliebt. Aber ich hatte nie den Eindruck, mein Leben wirklich zu leben. Das ist mir erst klar geworden, als ich Louis wiedergesehen habe, aber ich habe mich nicht so glücklich oder zumindest nicht auf die gleiche Art glücklich gefühlt wie in jenem letzten Sommer mit ihm. Seth hat mich natürlich glücklich und stolz gemacht. Aber da war immer auch der andere Teil des Lebens: Verantwortung, Rechnungen, die bezahlt werden mussten, Babysitter, die ich finden musste, damit ich zur Arbeit gehen, die Tür hinter mir zuschlagen und mich aufreiben konnte. Ich habe Fehler gemacht, den falschen Mann geheiratet, ihn Seth viel zu schnell aufgedrängt und dann wieder weggenommen, als es nicht richtig funktioniert hat. Das hat Seth sehr verletzt. Und das habe ich gleich gewusst. Ich wollte es einfach nicht zugeben. Ich habe einiges falsch gemacht, aber ich habe immer versucht, mein Bestes für ihn zu geben. Habe geschuftet wie ein Pferd, um ihm die Art von Leben bieten zu können, die er verdient hat, auch wenn ich es nicht immer richtig hinbekommen habe. Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass ich in jenem letzten Sommer mit Louis zum letzten Mal wirklich unbekümmert und glücklich war. Und das ist schließlich schon sehr lange her.«
    »Du hast viel durchgemacht«, pflichtete Sophie ihr bei. »Seth hat mir erzählt, wie sehr er dich

Weitere Kostenlose Bücher