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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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dass er ihn liebte und dass es ihm leidtat … dass er sich mehr als alles andere wünschte, es wäre anders gekommen… Sein verfluchter Stolz!
    Worte zu finden fiel ihm nicht leicht; so war er nun einmal. Er erinnerte sich an den Tag, an dem Liam sich ihm geöffnet hatte, ihm gestanden hatte, wie stolz er auf ihn war. Damals hatte er eine gewaltige Freude empfunden. Warum konnte er für seinen Sohn nicht das Gleiche tun? Bei Marion brauchte er nicht zu sprechen. Sie erriet, was er empfand, denn sie kannte seine Gefühle. Zu seinen anderen Söhnen hatte er eine gute Beziehung. Alexander war der einzige, der ihm Gewissensqualen bereitete, und er fühlte sich hilflos. Bis jetzt war Caitlin die Mittlerin zwischen ihnen gewesen, hatte den einen aufgeheitert und dem anderen alles erklärt. Wie sollte er nun, da sie nicht mehr da war, mit dem Jungen umgehen?
    Duncan hoffte, seinem Sohn näherzukommen, indem er ihn mit auf den Feldzug nahm. Marion war dagegen gewesen. Aber er hatte seine Entscheidung getroffen. Es war an der Zeit, dass Alexander seinen Platz unter seinen Leuten einnahm. Er besaß den Elan der Krieger, ihren Willen zum Sieg und ihre an Besessenheit grenzende Leidenschaft, die sie dazu trieb, ihre Grenzen zu überschreiten.
    Im Hintergrund des Raumes stand Alexander steif wie ein Stecken da und fixierte den Rücken seines Vaters, um nicht in das starre Antlitz seiner Großmutter blicken zu müssen. Duncans Schultern wurden von Schluchzern geschüttelt. Als der Junge das hörte, wurde ihm klar, dass er seinen Vater zum ersten Mal weinen sah, und er verspürte den Wunsch, ihn zu berühren, die Hand auf diese starken Schultern zu legen, die vor Kummer bebten. Er wünschte sich, er könne seinen Schmerz mit ihm teilen. Doch er hielt sich zurück, denn er fürchtete, sich eine Abfuhr zu holen.
    Marion hob den Kopf und erblickte ihren Sohn. Angesichts seines tiefen Kummers stand sie seufzend auf und löste sich von Caitlins Lager, um zu ihm zu gehen. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm, ihr zu folgen.
    »Komm, wir wollen deinen Vater einen Moment allein lassen.«
    Sie gingen hinaus. Marion beugte sich über Alexander und küsste ihn auf die Stirn, eine zärtliche, selbstlose Geste. Die bedingungslose Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Er fühlte sich getröstet. Aber die Liebe einer Mutter vermag nicht alle Bedürfnisse eines Kindes zu stillen. Der Junge bedurfte dringend der Zuneigung seines Vaters und der Anerkennung seiner Altersgenossen. Er wollte, dass man stolz auf ihn war. Großmutter Caitlin hatte von ihm verlangt, sein Volk, seine Seele zu bewahren. Er würde es tun, denn er hatte es ihr auf dem Totenbett gelobt.
    »Sie ist glücklich dort, wo sie jetzt ist«, flüsterte ihm seine Mutter zu, während sie mit der Hand Ordnung in seine Mähne brachte. »Sie hat gelitten, und da hat Gott sie zu sich gerufen…«
    »Ich weiß…«
    Als Alexander die Augen niederschlug, begegnete er Johns Blick. Sein Zwilling sah ihn mit zusammengepressten Lippen an. Verbitterung malte sich auf seinen angespannten Zügen. Rasch drehte Alexander sich um und rannte in die Hügel.
    Hoch auf dem Meall Mor betrachtete Alexander mit schwerem Herzen sein grünes Tal, das sich vor ihm erstreckte, als er jemanden kommen hörte. Sein Vater setzte sich neben ihm ins Gras und legte ihm einen Gegenstand zwischen die Knie, auf seinen Kilt.
    »Das hast du vergessen, mein Junge.«
    »Ich möchte lieber, dass du es für mich aufbewahrst, Vater…«
    »Warum?«
    »Ich habe Angst, die Brosche zu verlieren«, log er und wandte sich ab.
    Duncan zögerte und räusperte sich.
    »Einverstanden, Alas. Ich werde gut darauf aufpassen, bis du sie dir von mir wiederholst.«
    »Danke.«
    »Weißt du, dass Großvater dir damit ein Zeichen seines Vertrauens geschenkt hat? Das Wappen des Clans … Er hat es von seinem Vater bekommen, und es war ihm sehr kostbar.«
    »Vom dem, der bei dem Massaker umgekommen ist?«
    »Hmmm… ja.«
    Nachdenklich drehte Duncan das Schmuckstück zwischen den Fingern und ließ es im Mondlicht aufleuchten. Dann überfiel ihn die Erinnerung an Liams Tod, und er ließ es rasch in seinem Sporran 11 verschwinden. Manchmal, so wie der Blitz aufflammt und dort einschlägt, wo es ihm beliebt, überfielen ihn ohne Vorwarnung die Ereignisse dieses traurigen Tages und stürzten ihn in tiefe Betrübnis. Verstohlen sah er Alexander an, der den Himmel betrachtete. Er hatte nicht vergessen, dass sein Sohn ihm an diesem

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