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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die Axt in der verstümmelten Faust, und hob sich.
    »Nein!« Ian stürzte sich auf ihn, stieß Rollo beiseite und schnappte nach der Hand mit der Axt, doch es war zu spät; die Klinge senkte sich mit einem Geräusch, bei dem es Rachel weiß vor Augen wurde, und Ian schrie.
    Sie war schon in Bewegung, bevor sie wieder etwas sehen konnte, und schrie ebenfalls, als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie rückwärtsschleuderte. Sie prallte gegen die Wand und glitt daran hinunter, bis sie mit offenem Mund am Boden landete. Vor ihr wand sich ein riesiger Ball aus Gliedmaßen, Fell, Kleidern und Blut. Ein Schuh traf sie am Knöchel, und sie kroch zur Seite wie ein Krebs und starrte weiter fassungslos vor sich hin.
    Überall schien Blut zu sein. Auf der Theke und an der Wand verspritzt, auf
dem Boden verschmiert. Der Rücken von Ians Hemd war rot durchtränkt und klebte ihm so am Körper, dass sie darunter die Anstrengung seiner Muskeln sah. Er kniete halb über dem strampelnden Bug und versuchte, mit der rechten Hand die Axt zu erreichen, während ihm sein linker Arm leblos am Körper hing. Arch hieb mit steifen Fingern nach seinem Gesicht, um ihn zu blenden, während Rollo wie ein Aal zwischen der Masse der Gliedmaßen umherschoss und knurrend zubiss. Ganz auf dieses Spektakel konzentriert, war ihr nur dumpf bewusst, dass ein Mann hinter ihr stand. Sie blickte schließlich verständnislos auf, als sein Fuß sie nicht gerade zärtlich am Hintern berührte.
    »Habt Ihr irgendetwas an Euch, das Männer mit Äxten anzieht?«, fragte William gereizt. Er zielte sorgfältig über den Lauf seiner Pistole hinweg und feuerte.

101
    REDIVIVUS
    I ch war dabei, mir das Haar für den Nachmittagstee hochzustecken, als es an der Schlafzimmertür kratzte.
    »Herein«, rief John, der sich gerade die Schuhe anzog. Die Tür wurde vorsichtig geöffnet und gab den merkwürdigen Jungen aus Cornwall preis, der William hin und wieder als Ordonnanz diente. Er sagte etwas zu John, in einer Sprache, die vermutlich Englisch war, und überreichte ihm eine Note. John nickte freundlich und entließ ihn.
    »Konntest du verstehen, was er gesagt hat?«, erkundigte ich mich neugierig, während er mit dem Daumen das Siegel aufbrach.
    »Wer? Oh. Colenso? Nein, kein Wort«, antwortete er geistesabwesend und spitzte die Lippen angesichts seiner Lektüre zu einem tonlosen Pfeifen.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Eine Notiz von Oberst Graves«, erwiderte er und faltete das Blatt sorgfältig wieder zusammen. »Ich frage mich, ob -«
    Es klopfte noch einmal an der Tür, und John runzelte die Stirn.
    »Jetzt nicht«, sagte er. »Kommt später wieder.«
    »Nun, das würde ich ja«, ertönte eine höfliche Stimme mit schottischem Akzent. »Aber es ist dringend, aye?«
    Die Tür öffnete sich, und Jamie trat ein und schloss sie behutsam hinter sich. Dann sah er mich, blieb wie angewurzelt stehen – und dann lag ich in seinen Armen, und seine überwältigende Wärme ließ auf der Stelle alles andere verblassen.
    Ich wusste nicht, wohin mein Blut verschwunden war. Es hatte meinen Kopf bis auf den letzten Tropfen verlassen, und flackernde Lichter tanzten mir vor
den Augen – doch meine Beine trug es auch nicht, denn diese hatten abrupt unter mir nachgegeben.
    Jamie hielt mich aufrecht. Er überschüttete mich mit Küssen, wohin auch immer sie trafen; er schmeckte nach Bier, und seine Bartstoppeln kratzten mir über das Gesicht. Seine Finger waren in meinem Haar vergraben, und meine Brüste pressten sich warm an seinen Körper.
    »Oh, da ist es ja«, murmelte ich.
    »Was denn?«, fragte er und hielt einen Moment inne.
    »Mein Blut«, sagte ich. Ich berührte meine kribbelnden Lippen. »Mach das noch einmal.«
    »Oh, das werde ich«, versicherte er mir. »Doch es sind englische Soldaten in der Nachbarschaft, und ich glaube -«
    Unten hämmerte es an der Tür, und die Realität schnellte an ihren Platz zurück wie ein Gummiband. Ich starrte ihn an und plumpste auf den glücklicherweise hinter mir stehenden Polsterstuhl. Mein Herz hämmerte wie eine Trommel.
    »Warum zum Teufel bist du denn nicht tot?«
    Er zuckte mit einer Schulter, und sein Mundwinkel verzog sich nach oben. Sein Gesicht war braun, und er war sehr dünn – und schmutzig; ich konnte seinen Schweiß riechen und den strengen Geruch lange getragener Kleider. Und einen Hauch von Erbrochenem – er war erst vor Kurzem von Bord eines Schiffes gegangen.
    »Wenn du noch ein paar Sekunden

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