Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
willst«, sagte sie und wich einen Schritt zurück. »Und deinen Schmerz und deine Wut verübele ich dir nicht. Aber du musst doch wissen, dass es nicht recht ist, was du tust; der Herr kann nicht wünschen, dass du -«
»Sei still, Kleine«, sagte er, und sein Blick ruhte mit einer seltsamen Zärtlichkeit auf ihr. »Noch nicht. Wir werden auf ihn warten.«
»Auf … ihn?«
»Aye, auf ihn.« Mit diesen Worten sprang er über die Ladentheke und packte ihren Arm. Sie schrie und schlug um sich, doch sie konnte sich nicht losreißen, und er öffnete die Klappe in der Theke und zerrte sie hindurch, um sie fest vor einen der Büchertische zu stoßen, sodass die Stapel wackelten und zusammenfielen.
»Du kannst doch nicht hoffen, dass -«
»Ich habe keine Hoffnung«, unterbrach er sie vollkommen ruhig. Die Axt steckte in seinem Gürtel; Rachel sah sie, blank und silbrig. »Ich brauche keine.«
»Du wirst gewiss sterben«, sagte sie und gab sich keine Mühe, das Zittern ihrer Stimme zu verbergen. »Die Soldaten werden dich festnehmen.«
»Oh, aye, das werden sie.« Zu ihrer Überraschung wurde sein Gesicht ein wenig sanfter. »Dann sehe ich meine Frau wieder.«
»Ich kann dir nicht zum Selbstmord raten«, sagte sie und hielt sich so weit wie möglich von ihm fern. »Doch wenn du ohnehin sterben willst, warum beharrst du dann darauf – darauf, deinen Tod und deine Seele mit dem Makel der Gewalt zu beflecken?«
»Du glaubst, die Rache ist ein Makel?« Er zog seine buschigen Käferbrauen hoch. »Sie ist glorreich, Kleine. Sie ist meine glorreiche Pflicht gegenüber meiner Frau.«
»Nun, aber gewiss nicht mir gegenüber«, wandte sie aufgebracht ein. »Warum sollte ich gezwungen sein, deinem bösen Rachedurst zu dienen? Ich habe dir und den Deinen nichts getan!«
Er hörte nicht zu. Zumindest hörte er ihr nicht zu. Er hatte sich leicht zur Tür gedreht, die Hand an seine Axt gelegt, und lächelte beim Klang der laufenden Schritte.
»Ian!«, kreischte sie. »Komm nicht herein!«
Natürlich kam er herein. Sie ergriff ein Buch und warf es dem Alten an den Kopf, doch er wich ihrem Wurf aus und packte sie erneut am Handgelenk, die Axt in der Hand.
»Lasst sie los«, sagte Ian, heiser vom Rennen. Seine Brust hob und senkte sich, und der Schweiß rann ihm über das Gesicht; sie konnte ihn riechen, selbst durch den muffigen Gestank des Alten hindurch. Sprachlos vor Grauen entriss sie Arch Bug ihre Hand.
»Du darfst ihn nicht töten«, sagte sie, an beide Männer gewandt. Keiner von ihnen hörte auf sie.
»Ich habe es dir doch gesagt, nicht wahr?«, sagte Arch zu Ian. Er klang ganz vernünftig, ein Lehrer beim Abschluss eines Beweises. Quod erat demonstrandum. Q.E.D.
»Lasst sie in Ruhe«, sagte Ian.
Seine Hand schwebte über seinem Messer, und Rachel sagte erstickt: »Ian, nicht! Das darfst du nicht. Bitte!«
Ian warf ihr einen Blick voll wütender Verwirrung zu, doch sie sah ihn unverwandt an, und er ließ die Hand sinken. Dann holte er tief Luft und trat rasch einen Schritt beiseite. Bug fuhr herum, um ihn in Reichweite seiner Axt zu behalten, und Ian ließ sich vor Rachel gleiten und schirmte sie mit seinem Körper ab.
»Dann tötet mich«, sagte er bedächtig zu Bug. »Macht schon.«
»Nein!«, rief Rachel. »Das ist es nicht, was ich – Nein!«
»Komm her, Kleine«, sagte Arch und winkte ihr mit seiner gesunden Hand. »Hab keine Angst. Es geht auch ganz schnell.«
Ian stieß sie von sich, sodass sie vor die Wand prallte und sich den Kopf stieß, hockte sich schützend vor sie und wartete. Unbewaffnet, weil es ihre Bitte gewesen war.
»Zuerst bringt Ihr mich um, verdammt«, sagte er im Konversationston.
»Nein«, entgegnete Arch Bug ebenso höflich. »Du wartest, bis du an der Reihe bist.« Die alten Augen maßen ihn, kalt und gewitzt, und die Axt bewegte sich ein bisschen – ungeduldig.
Rachel schloss die Augen und betete. Sie fand keine Worte, doch sie betete dennoch, panisch vor Angst. Da hörte sie ein Geräusch und öffnete die Augen.
Ein langer grauer Pfeil schoss durch die Luft, und im nächsten Moment lag Arch Bug am Boden. Rollo stand über ihm und schnappte dem Alten knurrend nach der Kehle. Doch er mochte ja alt sein, aber er war immer noch Herr seiner selbst, und er wurde von der Macht der Verzweiflung getrieben. Seine gesunde Hand packte den Hund an der Kehle, schob ihn mit aller Kraft von sich, ließ die sabbernden Kiefer nicht an sich heran, und ein langer, sehniger Arm zuckte hervor,
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