Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
der Tag kühl war. Konnte er sie so finden?, fragte er sich. Indem er einfach durch die Straßen wanderte und wie die Kinder »Wärmer, kälter« spielte … und es ihm selbst immer wärmer wurde, je näher er ihrem Quartier kam, um schließlich bei ihr anzugelangen, kurz bevor er in Flammen aufgehen konnte?
    »Du könntest ruhig mithelfen, weißt du?«, forderte er Rollo tadelnd auf. Er hatte sofort versucht, Rollo dazu zu bewegen, ihre Spur zurückzuverfolgen, als ihn der Hund gefunden hatte. Doch der Hund war so verrückt vor Freude über Ians Rückkehr gewesen, dass mit ihm nicht zu verhandeln gewesen war. Doch das war keine schlechte Idee – falls sie irgendwo ihre Fährte kreuzten, konnte Rollo sie möglicherweise aufnehmen, jetzt, da er seine Freude abreagiert hatte.

    Er lächelte schief bei diesem Gedanken; der Großteil der britischen Armee hatte sein Lager zwar in Germantown aufgeschlagen, doch Tausende von Soldaten waren zusätzlich in der Stadt selbst einquartiert. Genauso gut konnte er den Hund bitten, der Witterung eines Schmetterlings über einen Schlachthof zu folgen.
    »Na gut, wenn wir hier weiter herumsitzen, finden wir sie gar nicht«, sagte er zu Rollo und stand auf. »Komm mit, Hund.«

100
    WARTE, WARTE NUR EIN WEILCHEN …
    I ch wartete darauf, dass alles einen Sinn ergab. Doch nichts geschah. Seit fast einem Monat lebte ich jetzt in John Greys Haus mit seiner anmutigen Treppe, seinem Kristalllüster, den Orientteppichen und dem feinen Porzellan. Und doch erwachte ich jeden Tag, ohne zu wissen, wo ich war, und streckte über das leere Bett hinweg die Hand nach Jamie aus.
    Ich konnte es nicht glauben, dass er tot war. Ich konnte es nicht. Wenn ich in der Nacht die Augen schloss, hörte ich ihn langsam und sacht an meiner Seite atmen. Ich spürte seinen Blick auf mir, humorvoll, lüstern, verärgert, leuchtend vor Liebe. Jeden Tag drehte ich mich ein halbes Dutzend Mal um, weil ich mir einbildete, hinter mir seinen Schritt zu hören: öffnete den Mund, um etwas zu ihm zu sagen – hatte ihn tatsächlich mehr als einmal angesprochen, und erst als ich die Worte in der Leere verhallen hörte, begriff ich, dass er nicht da war.
    Jeder dieser Momente vernichtete mich erneut. Und doch brachte mich keiner davon mit seinem Tod in Einklang. Mit sinkendem Mut hatte ich mir seinen Tod vorgestellt. Er hätte es absolut gehasst zu ertrinken. Ausgerechnet! Ich konnte nur hoffen, dass das Schiff schlagartig untergegangen war und er bewusstlos im Wasser gelandet war. Denn sonst … Er konnte doch nicht aufgeben, hätte es niemals getan. Er wäre geschwommen und immer weitergeschwommen, endlose Meilen von jedem Ufer entfernt, allein in der leeren Tiefe, wäre stur immer weitergeschwommen, weil er nicht aufgeben und nicht kampflos ertrinken konnte. Er wäre geschwommen, bis sein kraftvoller Körper erschöpft war, bis er die Hand nicht mehr heben konnte, und dann …
    Ich drehte mich um und presste das Gesicht fest in mein Kissen, und das Grauen umklammerte mein Herz.
    »Was für eine dumme, dumme Verschwendung! «, schluchzte ich tonlos in die Federn hinein und krallte die Fäuste in das Kissen, so fest ich konnte. Wenn er wenigstens in der Schlacht gestorben wäre … Ich drehte mich wieder
auf den Rücken und schloss die Augen, biss mir auf die Unterlippe, bis Blut kam.
    Schließlich wurde mein Atem langsamer, und ich öffnete die Augen in der Dunkelheit und begann zu warten. Auf Jamie zu warten.
    Etwas später öffnete sich die Tür, und aus dem Flur fiel ein Lichtstreifen in das Zimmer. John kam herein, stellte eine Kerze auf den Tisch an der Tür und kam zum Bett. Ich sah ihn nicht an, doch ich wusste, dass er auf mich hinunterblickte.
    Ich lag auf dem Bett und starrte die Decke an. Oder blickte vielmehr durch die Decke hindurch in den Himmel. Dunkel, leer und voller Sterne. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, eine Kerze anzuzünden, doch ich verfluchte die Dunkelheit nicht. Starrte nur hinein. Und wartete.
    »Du bist sehr einsam, meine Liebe«, sagte er sanft, »und ich weiß das. Soll ich dir nicht Gesellschaft leisten, wenigstens für eine kleine Weile?«
    Ich sagte nichts, doch ich rückte ein wenig zur Seite und wehrte mich nicht, als er sich neben mich legte und mich vorsichtig in die Arme nahm.
    Ich legte den Kopf auf seine Schulter, dankbar für den Trost der simplen Berührung und der menschlichen Wärme, auch wenn sie nicht bis in die Tiefen meiner Trostlosigkeit drang.
    Versuche, nicht zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher