Highland Secrets 2
neben dem Sofa stehen und schenkte uns beiden Tee ein, den meine Mutter in einer Kanne auf einem Stövchen warmgehalten hatte.
Wir machten uns einen schönen Abend, unterhielten uns über Tante Lucy, Mutters Operation und ihre Arbeitsstelle, die sie in den nächsten Wochen nicht aufsuchen konnte. Wir unterhielten uns nicht über Vater. Das Thema war für uns beide zu schmerzlich.
Es war schön, nahe neben ihr zu sitzen und einfach zu plaudern. Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich das vermisst hatte.
»Du putzt jetzt also auf Glenoak Hall?«, hakte ich erstaunt nach.
»Ja, hast du von der Sache mit den Serienmördern gehört?«, wollte sie wissen.
Ich runzelte die Stirn und schluckte. »Serienmörder?« Mrs Theresa Finnley sah mich aufgeregt aus funkelnden Augen an.
»Sag bloß, du hast nichts von unserem ureigenen Ripper in Dunvegan gehört?« Meine Mutter setzte sich etwas aufrechter hin, ich stopfte ihr ein weiteres Kissen in den Rücken und legte ihre Füße auf meinen Oberschenkeln ab.
»Nein«, sagte ich ehrlich erstaunt.
Meine Mutter lachte. »Das kommt davon, wenn man seine Nase nur in Bücher steckt und keine Zeit für das reale Leben aufbringt.«
Damit hatte sie Recht. In Summers und meiner Wohnung gab es keinen Fernseher und auch den Laptop, den wir besaßen, nutzten wir eher für Abrechnungen, Bestellungen und Mailkontakte, als um Nachrichten aus aller Welt zu lesen. Keine von uns beiden hatte auch nur im Entferntesten Interesse an Nachrichten, Politik oder Tratsch über Hollywoodsternchen und die neuesten Hits der Hitparaden.
»Dann musst du mich jetzt wohl aufklären«, meinte ich und nippte an meinem Earl Grey, während ich meine Mutter erwartungsvoll ansah und mich insgeheim freute, weil sie sich freute, dass sie mir den neuesten Tratsch aus Dunvegan erzählen konnte.
»Adam MacLeod, du kennst ihn doch noch?«
»Du meinst diesen Macho, der in Glenoak Hall lebt?« Und der mit der Schulschönheit verheiratet war?, fügte ich in Gedanken an. Die beiden waren ein paar Klassenstufen über mir und damals das Stadtgespräch schlechthin gewesen, weil sie gleich nach der Schule geheiratet und sie ihn betrogen hatte. Alle hatten Mitleid mit Adam, aber der hatte sich recht schnell mit anderen Frauen getröstet. So war das auch noch gewesen, als ich von hier fortging.
»Genau. Er hat wieder geheiratet und lebt jetzt in Edinburgh.«
Erstaunt sah ich meine Mutter an. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, bei dem Gedanken, dass der Cousin von Ian MacLeod ganz in meiner Nähe wohnte. Natürlich war Edinburgh nicht gerade klein, aber man konnte ja nie wissen.
»Jedenfalls, bevor es dazu kam, dass er mit seiner neuen Frau wegging, gab es hier einige grauenvolle Morde an jungen Touristinnen.« Meine Mutter sah mich geheimnisvoll an und nickte bedeutungsschwanger. »Alles Frauen, die mit Adam geschlafen haben. Und seine neue Frau wäre auch fast eins der Opfer geworden. Erst haben alle gedacht, Adam wäre der Mörder. Aber ich hab das nie geglaubt. Er war vielleicht ein Macho, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er im Grunde nur ein verletzter Mann war.«
»Und diese Frauen sind ermordet worden?«, hakte ich nach und war wirklich überrascht. Dunvegan war eine unschuldige kleine Stadt. Hier passierte so etwas nicht.
»Nicht nur das, ausgeweidet und gefoltert. Und im Internet zur Schau gestellt.«
»Die Leichen?« Ich erschauderte.
»Nein. Im ganzen Haus hatten die Mörder Überwachungskameras und haben dann Videos ins Internet gestellt, in denen man Adam beim Sex mit den Opfern gesehen hat.« Meine Mutter nickte und sah mich mit großen Augen an. Fast bekam ich das Gefühl, dass sie begeistert war, mir die grausamen Details dessen erzählen zu können, was hier geschehen war. Ich konnte es ihr nicht mal verübeln, denn viel passierte hier wirklich nicht. Und so grauenvoll diese Morde vielleicht auch waren, für eine Stadt wie Dunvegan waren sie mit Sicherheit ein Gesprächsthema, das noch lange vorhalten würde.
Ich keuchte erschrocken auf. Das musste schrecklich für diese Frauen und auch Adam gewesen sein. So entblößt zu werden, unvorstellbar. Aber ermordet zu werden war sicher noch grauenvoller für sie, als sich nackt beim Sex im Internet wiederzufinden, berichtigte ich meine Gedankengänge schnell. Und ein wenig enttäuschend für mich, denn ich hatte leider keins dieser Videos zu Gesicht bekommen. Den Cousin von Ian nackt zu sehen, wäre fast so gewesen, wie Ian selbst
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