Highland Secrets 2
nackt zu sehen. Ich schüttelte innerlich den Kopf darüber, wo meine Gedanken mich hinführten. Ich hatte angenommen, dass meine Schwärmerei für Ian vorbei wäre. Aber wieder in Dunvegan zu sein, holte wohl auch meine Schulschwärmerei in meinen Kopf zurück und das, obwohl ich ihn eigentlich hassen sollte, nach dem, was er mir angetan hatte. Und überhaupt, wie konnte ich mich darüber ärgern, Adams Hintern nicht im Internet gesehen zu haben, wenn es dabei doch darum ging, dass diese Frauen getötet wurden?!
Ian war eine Klassenstufe über mir gewesen und, nachdem sein Cousin die Schule verlassen hatte, offiziell der heißeste Typ. Natürlich hatte er nicht einmal gewusst, dass ich existierte. Anfangs. Doch dann fing er aus heiterem Himmel an, mit mir zu flirten, mir brennende Blicke zuzuwerfen oder mich mit funkelnden Augen zu mustern, wo auch immer ich ihm begegnete. Ganz plötzlich schien ich sein Interesse geweckt zu haben und das, obwohl er eine feste Freundin hatte. Einmal steckte er mir sogar ein Briefchen zu, in dem er schrieb: »Wenn ich dein feuriges Haar sehe, und deine grünen Augen auf mir ruhen, schlägt mein Herz schneller, als bei jedem anderen Mädchen.«
Von diesem Tag an brannte jedes Mal, wenn wir uns begegneten, mein Gesicht und mein Puls schlug mir bis zum Hals. Über Wochen hinweg warf er mir heimliche Blicke zu und ich genoss sein Interesse voller Inbrunst und fragte mich nie, warum er mich nicht um ein Date bat oder Michelle den Laufpass gab. Es genügte mir, zu wissen, dass er mich endlich zur Kenntnis genommen hatte. Ich fieberte jeder Schulpause entgegen in der Hoffnung, ihm auf den Gängen zu begegnen. Manchmal lief ich die Gänge sogar nur entlang, um ihm ganz zufällig über den Weg zu laufen. Ich lechzte nach jedem Lächeln, das er mir schenkte.
Und dann kam dieser Tag in der Schulcafeteria, an dem er vor mir stehen geblieben war, mich angesehen hatte mit diesem Blick, der mir das Gefühl gab, vollkommen unter Strom zu stehen. So als wäre ich die einzige Frau auf der Welt und es gäbe nur ihn und mich. Diese Sekunden, in denen er vor mir stand, ließen mein Herz hoffnungsvoll in meiner Brust hämmern. Endlich würde er mich fragen, ob ich mit ihm ausgehen wollte. Oder er würde wenigstens ein paar Worte mit mir wechseln. Das Flirten aus der Ferne, die Heimlichkeiten würden endlich vorbei sein. Innerlich zitterte ich, so nervös war ich.
Auch seine Freunde, ich nannte sie immer seine Anhängsel - Kerle die ihn, den großen Sporthelden und coolen Gitarrenspieler, vergötterten -, waren stehengeblieben und sahen mich und ihn fragend an. Dieser Moment hatte etwas Magisches, sein Blick tief versunken in meinem. Ich werde nie vergessen, wie hektisch meine Atmung ging, wie mein Gesicht heiß wurde und ich nicht wusste, was ich mit meinen Händen tun sollte oder was ich sagen sollte. Und dann flackerte sein Blick, der Moment war weg, er sah seine Freunde an und Michelle, die hinter mir aufgetaucht war. Dann verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen.
»Du meinst sie? Schätzchen, hast du sie dir mal angesehen? Selbst wenn sie auf mich steht, die kommt doch nie an dich ran.«
Ich werde die abgrundtiefe Scham, den pulsierenden Schmerz in meiner Brust und die brennenden Tränen in meinen Augen nie vergessen. Und das Gelächter der anderen. Ich war einfach losgerannt. Raus aus dem Schulgebäude in den Wald gegenüber, wo ich mich unter einen Baum setzte und den Rest des Schultages heulte. An jedem anderen Tag danach hatten seine Freunde gelacht und getuschelt, wenn sie mich sahen, und er hatte immer diesen Blick; die Lippen aufeinander gepresst, die Augen leicht zusammengekniffen. So sah er mich immer an, während ich an ihm und seinen Freunden vorbeirannte, um so schnell wie möglich von ihnen weg zu kommen. Später an diesem Tag kam Michelle zu mir. Ihre schokoladenbraunen Haare glänzten im Sonnenlicht und sie sah mich spöttisch an. Ihre beiden Freundinnen standen neben ihr, und sie grinste breit.
»Hast du wirklich geglaubt, Ian würde auf dich stehen? Das war alles nur ein riesen Spaß. Du warst sein Spielzeug. Er würde mich nie verlassen. Schon gar nicht für so ein graues Mäuschen wie dich.«
Er hatte mit mir gespielt, das zu wissen war fast noch schmerzhafter als die Schmach in der Cafeteria.
Dieses Erlebnis mit Ian MacLeod war Nummer 2 auf meiner Liste für Gründe, Männern gegenüber immer misstrauisch zu sein. Lange Zeit hatte ich immer, wenn ein Mann Interesse
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