Hilf mir, liebes Hausgespenst!
beim Seerosenteich gäbe. Niemand würde sie ernst nehmen, wenn sie so etwas erzählte, und so bestand keine Gefahr, daß sie Zeitungsreporter und Parapsychologen, Gelehrte also, die übersinnliche Erscheinungen untersuchten, nach Heidholzen locken würde. Nein, was Monika beunruhigte, war Gabys Überängstlichkeit.
Endlich nahm sie sich vor, ihr gleich am nächsten Morgen, wenn sie auf die Ereignisse der Nacht zu sprechen kam, die Wahrheit zu sagen.
Danach schlief sie, einigermaßen beruhigt, ein.
Aber es kam anders, als sie gedacht hatte, denn Gaby schien, als sie aufwachte, völlig vergessen zu haben, daß ihr jemand zweimal die Decke weggezogen hatte.
Sie war ganz vergnügt und entwickelte beim Frühstück, jedenfalls für eine so kleine Person, einen bärenhaften Hunger.
Herr Schmidt hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen, um seinen Töchtern beim Ausbau des Stalles zu helfen. Während die Mädchen — Monika, Liane und Gaby — zu graben begannen, bohrte er das Loch, zu dem die Jaucherinne früher geführt hatte, wieder auf und befestigte einen Reinigungstopf zwischen der Rinne und dem Jaucheloch. Dann begann er den oberen Teil der Wände mit Kalk zu weißen. Den unteren Teil wollte er mit teerhaltiger Farbe streichen, weil an so einem glatten, wasserabweisenden Anstrich keine Wurmlarven hochkriechen konnten, um dann von den Pferden aufgeleckt zu werden.
Sie hatten kaum angefangen, als Ingrid erschien. Sie war, wie Monika beifällig feststellte, nicht so fein angezogen wie sonst, sondern trug auch nur abgewetzte Jeans und ein T-Shirt. Über die rechte Schulter hatte sie sich eine Schaufel gelegt.
„Gut, daß du kommst!“ rief Monika ihr entgegen. „Das ist eine Mordsarbeit.“
„Kann ich mir denken.“
Monika machte Ingrid mit ihrer Schwester und ihrer Freundin bekannt. Liane, die für jede Hilfe dankbar war, schenkte Ingrid ein herzliches Lächeln, Gaby fiel es schwer, sich ihre Eifersucht nicht anmerken zu lassen; sie zog ein saures Gesicht.
Bald stellte sich heraus, daß Ingrid mit der Schaufel am besten umzugehen wußte.
„Toll was du schaffst!“ sagte Monika anerkennend.
Ingrid lachte. „Kunststück! Wir haben einen Garten!“
„Und den bestellt ihr selbst?“ fragte Gaby spitz.
„Sonst macht es doch keinen Spaß!“ Ingrid merkte, daß Gaby gekränkt aussah. „Mach dir nichts draus“, versuchte sie sie zu trösten, „du kommst eben aus der Stadt, und ich bin eine richtige Landpomeranze.“
Gaby stiegen die Tränen in die Augen.
„Was ist los mit dir?“ Monika begann die Geduld zu verlieren. „Hab dich doch nicht so!“
„Ich hab mich nicht... ich kriege Blasen an den Händen!“
„Zeig her!“
Nun stellte sich heraus, daß Gabys zarte Fingerchen tatsächlich schlimm aussahen.
„Du hättest eben Handschuhe anziehen sollen wie ich“, erklärte Liane mitleidlos.
„Sei nicht so!“ fuhr Monika ihre Schwester an. „Das konnte sie doch nicht wissen.“ Sie wandte sich Gaby zu. „Du hörst sofort auf und gehst ins Haus, um dich von unserer Mutter verarzten zu lassen!“ Sie betrachtete die eigenen Handflächen, die leicht gerötet waren. „Und ich komme mit...“
„Was?“ schrie Liane. „Willst du dich etwa auch drücken?“
„Erstens drückt sich hier niemand, und zweitens will ich mir vorsichtshalber auch ein Paar alte Handschuhe suchen!“ Monika legte den Arm um Gabys Schultern und zog sie mit zum Haus hin.
„Beeilt euch!“ rief Liane ihnen nach.
„Ihr könnt inzwischen ruhig mal Pause machen!“ rief Monika zurück.
Frau Schmidt riet Gaby, sich die Hände in lauwarmem Wasser gründlich zu waschen und einzucremen. „Was anderes weiß ich nicht, aufstechen darf man die Blasen jedenfalls ganz bestimmt nicht.“
Gaby ließ sich sehr viel Zeit bei der Prozedur.
Monika hatte schon ein Paar Handschuhe gefunden, als sie immer noch am Waschbecken stand.
„Warte auf mich!“ bat Gaby.
„Hör mal! Wie stellst du dir das vor?“ protestierte Monika. „Was sollen denn die anderen von uns denken?“ Sie wandte sich zur Tür.
„Bitte, Moni, bitte, hör mich mal an!“
Allmählich begann Monika die Freundin auf die Nerven zu gehen, und sie konnte ihre Ungeduld kaum noch bezähmen. „Was willst du?“ fragte sie nicht eben freundlich.
„Könnten wir nicht mal was anderes tun als das blöde Graben?“
„Vielleicht kannst du meinem Vater irgendwie helfen.“
„Nein, überhaupt nicht das... was Schönes! Spielen, Spazierengehen, lesen...“
„Gaby,
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