Hilf mir, liebes Hausgespenst!
geschickten Ruck heruntergezogen wurde.
„Schäm dich, Amadeus!“ flüsterte sie aufgebracht. „Nicht schon wieder!“
Im gleichen Augenblick fuhr Gaby mit einem spitzen Schrei in die Höhe. „Meine Decke!“
„Du hast dich losgestrampelt!“ versicherte Monika.
„Das kann doch nicht sein!“
„Ganz bestimmt! Ich habe dich beobachtet. Du schläfst furchtbar unruhig. Hast du schlecht geträumt?“
Gaby fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ich weiß nicht mehr.“
„Ganz bestimmt. Du hast dich dauernd von einer Seite auf die andere geworfen. Was ist nur los mit dir?“
„Ich weiß es wirklich nicht“, sagte Gaby kläglich.
„Trink einen Schluck Wasser und versuch wieder einzuschlafen. Ich paß schon auf dich auf. Du bist sicherer als in Abrahams Schoß.“
Doch Gaby konnte nicht so schnell einschlafen; sie knipste das Licht an und setzte sich hoch. „Sag mal, du hast mir doch erzählt, daß es hier im Haus spuken soll“
„Erzählt habe ich es schon. Aber natürlich ist das Quatsch.“ Monika spürte, wie ihr bei der ungewohnten Lügerei der Schweiß ausbrach. „Sonst wären wir ja nicht hier wohnen geblieben.“
„Und wenn es nun doch ein Gespenst war, das mir die Decke weggezogen hat?“
„Jetzt spinnst du aber wirklich, Gaby! Zufällig war ich nämlich noch wach und hab gesehen, wie du dich losgestrampelt hast.“
„Ach, wirklich?“
„Ja, ganz wirklich. Jetzt schlaf wieder. Du weißt, wir haben morgen viel zu tun.“
Gehorsam knipste Gaby das Licht wieder aus und rollte sich auf die Seite.
Aber Monika wußte nicht, ob sie wirklich schon wieder schlief. Sie selber war jedenfalls wach wie eine Lerche beim Morgenrot. Es war ihr klar, daß es mit Gaby schiefgehen würde, wenn Amadeus nicht aufhörte sie zu necken. Also mußte sie mit ihm reden. Aber in Gabys Gegenwart ging das natürlich nicht
Lange Zeit blieb sie ganz ruhig liegen und wartete ab.
Dann flüsterte sie. „Gaby?“
Gaby gab keine Antwort.
Monika fügte die intelligente Frage hinzu: „Schläfst du schon?“
Als Gaby sich nicht rührte, entschied sie sich, daraus zu schließen, daß die Freundin eingeschlafen war. Leise, ganz leise stand sie auf, schlüpfte in ihre Pantoffeln und den Bademantel und verließ, die Tür sachte hinter sich ins Schloß ziehend, das Zimmer.
Amadeus läßt nicht mit sich reden
Auf dem Dachboden war es sehr dunkel. Monika verzichtete darauf, das Licht anzuschalten, weil sie fürchtete, daß Amadeus sich dann bestimmt nicht sehen lassen würde. Zum Glück fiel ein Streifen Mondlicht durch eines der schrägen Fenster, so daß sie doch wenigstens etwas sehen konnte.
Sie stellte sich mitten in den Raum und rief: „Amadeus, Amadeus! Hier bin ich! Laß dich sehen! Bitte, Amadeus!“
Das Hausgespenst ließ eine Weile auf sich warten, aber damit hatte sie gerechnet, und geduldig wiederholte sie ihren Ruf.
Sie war gar nicht erstaunt, als sich im Mondlicht ein weißer, durchsichtiger Nebel bildete, der sich bewegte und Gebilde wie Arme und Beine nach allen Seiten ausstreckte.
„Na, endlich!“ sagte sie. „Nun mach schon!“
Allmählich bildete sich aus dem beweglichen Nebel eine Gestalt, die ziemlich genau dem Ölbild glich, das unten im Erker in der Wohndiele hing. Ein hübscher Junge mit weit auseinanderstehenden Augen stand vor ihr, deren Iris ein klares Blau zeigten. Man hätte ihn für einen lebendigen Menschen halten können, wenn er nicht so durchscheinend gewirkt hätte. Er warf keinen Schatten im Mondlicht.
„Eigentlich wollte ich überhaupt nicht mehr mit dir reden“, waren seine ersten Worte.
„Und warum nicht?“
„Weil du dein Versprechen gebrochen hast!“ Das Gespenst schob die Unterlippe vor und schmollte.
„Ich?“ rief Monika. „Stimmt ja gar nicht... du!“
„Und wer hat gesagt, er will sich um mich kümmern? Mit mir sprechen und so? Seit deine blöde Freundin da ist, hast du nicht einmal mehr ein Wort an mich gerichtet. Du hast sogar zu ihr gesagt, es gäbe mich gar nicht! Bildest du dir etwa ein, ich hätte das nicht gehört?!“
„Aber doch nur, weil sie schreckliche Angst vor... nicht sichtbaren Personen hat!“ Beinahe hätte Monika gesagt „vor Gespenstern“, sie konnte das Wort gerade noch rechtzeitig zurückhalten.
„Tu me gasse!“ Amadeus wandte ihr den Rücken zu.
„Was heißt denn das schon wieder?“
„Daß du mich nervst... du und deine dummen Ausreden.“
„Aber es ist wirklich wahr.“
„Das heißt aber doch nur, daß dir
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