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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ultramoderne Kunst gesagt hast!«
    Als das vorüber war, beeilte sich Tessa, ein Telegramm abzuschicken. Es ging an ihren Bruder, Don Nelson, und lautete: »Komme mit Dir, auf jeden Fall für sechs Monate.« Als nächstes rief sie einen Bodenmakler an und brachte ihr Haus »zum dringenden Verkauf« auf den Immobilienmarkt. Dann überlegte sie, was sie am Ende dieser sechs Monate tun würde oder wenn Don ein anderes Mädchen fand. Sie zuckte die Achsel. »Warum soll ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Vielleicht bin ich in sechs Monaten tot!«
    Das erinnerte sie an Edward Hall, und sie lachte. Sie hörte seine Stimme: »Mein liebes Kind, du hast die Mentalität eines Grashüpfers, nur nicht in die Zukunft sehen, sich nie für den nächsten Tag vorbereiten. Das Heute genießen, weil du morgen vielleicht tot bist. Das habe ich schon zu oft von dir gehört.« Dann hatte er ihr immer wieder die gräßliche kleine Geschichte von dem Grashüpfer erzählt, der im Winter verhungerte, weil er die Zukunft nicht hatte vorbereiten wollen.
    So etwas hatte er auch in ihrem letzten Streit gesagt, und sie war dadurch in ihrem Entschluß bestärkt worden. »Nein, Edward, es hat keinen Zweck. Wir sind in allem völlig verschiedener Auffassung. Ich würde dich wahnsinnig machen.«
    Er hatte eine Weile protestiert, aber schließlich hatten sie sich in diesem Sinne getrennt. Eigentlich waren beide Seiten dafür dankbar, dachte sie. Wie schrecklich wäre es gewesen, wenn sie Edward geheiratet hätte; schrecklich für sie beide. Damals schien es ihm etwas auszumachen, aber sie hatte ihren Kopf durchgesetzt, obwohl sie erst zwanzig war, und ausnahmsweise kümmerte sie sich dieses eine Mal nicht um die Gefühle anderer Menschen. Sofort hatte sie sich erleichtert gefühlt, war von etwas befreit, das sie zu ersticken drohte. Wenn sie heute zurückschaute, war sie sicher, daß auch Edward Erleichterung empfunden hatte. Alles wurde schließlich noch dadurch vereinfacht, daß ihn seine Firma plötzlich als Betriebsleiter nach Malaysia schickte. Tessa hatte die herzlichsten Wünsche auf sein Schiff telegrafiert und dann die ganze Geschichte zu den Akten gelegt.
    Das lag jetzt zehn Jahre zurück, und seitdem hatte sie ihr Junggesellendasein genossen. Da sie eine attraktive Frau war — klein, dunkelhaarig, lebhaft, mit großen braunen Augen — und außerdem eine liebenswerte Art und eine geistreiche Zunge besaß, hatte es ihr an Bewunderern nie gefehlt. Aber sie war nie auch nur im geringsten in Versuchung geraten, die Freiheit aufzugeben, die Edward sechs Monate lang bedroht hatte. Jetzt fand sie, daß sie ein glückliches Leben führte; sie hatte ihr kleines Haus, ein Einkommen, das gerade ausreichte, und ihre Malerei, die ihr ein wenig Komfort ermöglichte. Zwar verachteten die ultramodernen Kritiker sie, aber sie hatte eine kleine, jedoch treue Anhängerschaft, und ihre Bilder verkauften sich an die etwas altmodischen Menschen, die noch immer das Schöne in der Kunst liebten. Nicht daß Tessas Stil fotografisch oder kitschig gewesen wäre, aber sie hatte sich gegen das Extreme aufgelehnt und hatte es gesagt, und gerade das machte die gegenwärtige Situation so besonders schwierig.
    Denn der Tag war gekommen, an dem Thérèse Nelson (die Kritiker schrieben ihren Namen immer voll aus) rebelliert hatte. Sie hatte ein gräßliches Bild verbrochen, das sie »Träume« nannte, und den hohen Herren als Scherz ins Gesicht geschleudert. Sie hatte nie im Traum daran gedacht, daß man ihre wilde Kleckserei, ihre »Träume«, ihre Parodie auf die extreme abstrakte Kunst ernst nehmen könnte, daß irgend jemand auch nur ein zweites Mal hinsehen würde. Glücklicherweise hatte sie sich nicht einmal die Mühe gemacht, zu der Ausstellung zu gehen. Und dann hatte das Telefon zu klingeln begonnen, und sie hatte zu ihrer Bestürzung herausgefunden, daß »Träume« nicht nur ausgestellt, sondern auch gekauft worden war — für den phantastischen Preis, mit dem sie es als Teil des Scherzes ausgezeichnet hatte — und es wurde als ein Meisterstück bejubelt.
    Jetzt wurde ihr ganz klar, daß sie in diesem Augenblick die Wahrheit sagen und das Geld hätte ablehnen müssen. Aber bei Tessa verband sich eine unbekümmerte Art mit dem Widerwillen, die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, alle lächerlich zu machen.
    Seitdem war das Leben schrecklich gewesen. Sie hatte sich über ihren ziemlich gehässigen Scherz geschämt und

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