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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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erkennen. Die schlanken Stämme waren dunkel, ihre Kronen verschwammen im Nebel.
    » Es ziehen nicht alle Karawanen hinauf nach Moshi«, erwiderte er nach einer Weile. » Aber das war nicht der Grund. Ich renne keinesfalls jedem Europäer nach, der sich hier in der Gegend sehen lässt. Doch ich hörte, diesmal sei eine weiße Frau dabei… Ich hatte die verrückte Hoffnung, es könne Johanna sein…«
    » Johanna ist Ihre Frau?«
    Für einen Moment kniff er die Augen zusammen, und ein Schatten zog über sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf.
    » Johanna von Klitzing– meine Verlobte. Ich hatte Nachricht von ihr und bin zur Küste geritten, um sie in Daressalam abzuholen. Aber sie war nicht auf dem Postdampfer, und ich habe bis jetzt nicht erfahren, was geschehen ist.«
    » Das tut mir sehr leid für Sie.«
    » Die Sache wird sich gewiss bald aufklären und muss Sie nicht bekümmern«, sagte er und lächelte zu ihr hinauf. » Ich freue mich jedenfalls sehr, Sie wiederzusehen. Sie und ihren Mann. Gerade jetzt bin ich sehr glücklich, Sie bei mir zu Gast zu haben.«
    Ihr Gefühl hatte sie also doch nicht getrogen. Trotz seiner Versicherung, wie sehr er sich über das Wiedersehen freue, hatte sie ihm nicht recht glauben können. Im Grunde musste er zutiefst enttäuscht gewesen sein, dass er in Klein-Arusha sie, Charlotte, angetroffen hatte, hatte er doch auf eine ganz andere weiße Frau gehofft. Ein Wunder, dass er noch so heiter sein konnte. Charlotte ärgerte sich, nicht auf ihre innere Stimme gehört zu haben, die ihr geraten hatte, die Einladung abzulehnen, die doch nur aus Verlegenheit ausgesprochen worden war. Was für ein verrückter Kauz, dieser von Roden! Weshalb sollte seine Verlobte mit einer Karawane zu ihm reisen? Sie konnte sich doch von der deutschen Schutztruppe nach Moshi begleiten lassen. Es gab immer wieder Offiziere oder Ärzte, die durch andere abgelöst wurden, einer solchen Gruppe hätte sie sich anschließen können. Doch im Grunde ging sie das nichts an. Die Dame musste selbst wissen, was sie tat.
    Max von Roden hatte Charlotte und ihr Maultier inzwischen ihrem Schicksal überlassen und sich wieder an die Spitze der Gruppe gesetzt. Das war schon ein anderes Vorankommen als das gemächliche Reisen mit der Karawane, die sich oft weit auseinanderzog und immer wieder stockte, weil Störungen oder Hindernisse sie aufhielten. Von Roden gönnte ihnen nur wenige Pausen, suchte dafür Wasserlöcher aus, wo die Maultiere saufen und ein wenig grasen konnten, und trieb die Reisegruppe schon bald zum Weiterreiten an.
    » Wenn wir das Tempo halten, sind wir am Abend auf der Plantage.«
    Gegen Nachmittag glaubte Charlotte, ihre Beine kaum noch zu spüren, und sie konnte Christian ansehen, dass es ihm ähnlich ging. Unangenehmer war noch, dass der Maler Dobner und sein Freund Dr. Meyerwald inzwischen in einen heftigen Streit geraten waren. Es waren harte Worte und scheußliche Beleidigungen ausgeteilt worden, Dobner hatte Meyerwald einen » Ignoranten und drittklassigen Wissenschaftler« genannt, während Dr. Meyerwald seinem Freund die Bezeichnungen » Dilettant und Farbkleckser« entgegenschleuderte. Als sie sich Moshi näherten und zwischen dem Buschwerk das ausgedehnte, festungsartige Gebäude der deutschen Schutztruppe sichtbar wurde, ritt Dr. Meyerwald schweigend und mit finsterer Miene vorneweg, während Dobner, in dumpfe Niedergeschlagenheit gehüllt, das Schlusslicht der Gruppe bildete.
    Nahe der deutschen Station war eine bunte Siedlung entstanden: Neben den strohgedeckten Lehmhütten der Eingeborenen standen die typischen, rasch errichteten Flachbauten, in denen Griechen und Inder ihre Waren anboten. Von Roden suchte einen Lagerplatz unter einer weit ausladenden Schirmakazie und schickte seine beiden Angestellten hinüber zu den Läden, um Tee und Früchte einzukaufen. Auch ihm war die Auseinandersetzung der beiden Männer unangenehm, und er unternahm einen gut gemeinten Versuch, die Streithähne zu versöhnen, der jedoch nicht von Erfolg gekrönt war.
    » Kümmern Sie sich nicht darum«, knurrte Meyerwald, der es sich unter der Akazie bequem gemacht hatte. » Er hat ab und zu seine Anwandlungen– spätestens morgen ist er wieder normal.«
    Dobner hatte sich abseits der Gruppe bei den Maultieren niedergelassen, hockte dort wie ein Häufchen Unglück, die Arme um die Knie geschlungen, und kaute an einem dürren Halm. Er tat Charlotte leid; sie spürte, wie sehr Meyerwald den sensiblen Maler immer

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