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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Regale mit Büchern und allerlei afrikanischen Schnitzereien, dazu einen runden Esstisch mit sechs Stühlen, auf dem eine Vase mit einer großen, weiß leuchtenden Blüte stand. Charlotte hatte diese Blume schon auf dem Markt in Daressalam gesehen, es handelte sich um eine einheimische Amaryllis-Art.
    Kaffee und süße Limonade wurden gereicht, dazu klares, kühles Wasser, das die durstigen Reisenden gierig hinunterstürzten.
    » Sadalla zeigt Ihnen jetzt, wo Sie untergebracht sind– danach werden wir gemeinsam essen, der Koch ist schon an der Arbeit. Mich entschuldigen Sie jetzt bitte– wir sind dabei, Pflanzlöcher für die Sisalsetzlinge auszuheben. Ich muss nachschauen, ob meine Angestellten ihre Aufgaben anständig erledigt haben.«
    Aha– sie waren beim Pflanzen, und er traute seinen Arbeitern nicht über den Weg. Das erklärte wohl, weshalb er es so eilig gehabt hatte, wieder zurück auf die Plantage zu kommen. Charlotte verspürte zwar keinen Appetit– viel lieber hätte sie gleich geschlafen–, aber man durfte die Einladung selbstverständlich nicht ausschlagen. Der schwarze Angestellte, den von Roden » Sadalla« genannt hatte, verbeugte sich tief vor ihr. Als er ihr die Tür zu einem schmalen Nebenzimmer öffnete, sah er sie mit großer Erwartung an.
    » Schönes Zimmer. Bwana Roden hat alle Dinge selbst gemacht. Viel Mühe, damit die bibi zufrieden ist.«
    Sie begriff den Irrtum und beschloss, die Sache aufzuklären, bevor es zu weiteren Missverständnissen kam.
    » Ich bin nicht bibi von Klitzing, Sadalla. Ich bin bibi Ohlsen. Der bwana mit dem hellen Tropenhelm und dem kleinen Gewehr– das ist bwana Ohlsen. Mein Ehemann. Verstehst du?«
    Unsägliche Enttäuschung malte sich auf seinem Gesicht– er hatte ganz offensichtlich angenommen, die neue Hausherrin sei endlich angekommen.
    » Bibi Ohlsen«, murmelte er und verbeugte sich wieder, dieses Mal jedoch weniger tief. » Karibu. Willkommen.«
    Er zog sich zurück, bemüht, die knarrende Tür möglichst leise zu schließen. Drüben im Wohnraum wurde geflüstert, und da sie recht gut Suaheli verstand, begriff sie, dass Sadalla die Neuigkeit sogleich an seine Kollegen weitergab. Seufzend blickte sie sich um, und das unangenehme Empfinden, nicht die so sehnlich Erwartete, sondern die falsche zu sein, verstärkte sich. Von Roden hatte diesen kleinen Raum für seine Zukünftige mit großer Sorgfalt eingerichtet, vermutlich hatte er Monate gebraucht, um die Spiegelkommode, den Schrank und die hübschen Sitzmöbel anzufertigen. Eine Couch stand im Zimmer, dick gepolstert, vermutlich mit Hühnerfedern, dachte Charlotte. Decken waren darauf ausgebreitet, und sie ließ sich ächzend wegen ihrer schmerzenden Beine darauf nieder. Eine Weile lag sie auf dem Rücken, genoss das angenehme Gefühl, sich auf diesem komfortablen Lager ausstrecken zu können, und schloss die Augen. Nur nicht einschlafen– gleich würde es Abendessen geben. Bevor sie sich an den Tisch setzte, musste sie zumindest Hände und Gesicht waschen und ihr Haar in Ordnung bringen. Zu diesem Zweck stand drüben auf der Kommode eine Blechschüssel mit Wasser, daneben lag ein Handtuch, und es gab sogar Kamm und Bürste aus braunem Schildpatt.
    Ihre Gedanken schwebten von dannen, wurden zu farbigen Seidentüchern, die im Lufthauch flatterten. Bilder schoben sich darüber und verschwanden wieder: der zierliche Schattenriss einer Giraffe, die graue, hitzeflirrende Steppe, die dreieckigen Formen der Zelte, vom flackernden Schein des Feuers unruhig beleuchtet. Sie sah einen kiesbestreuten Weg, von rosig blühenden Akazien gesäumt, an dessen Ende ein helles Gebäude mit einem säulengestützten Vordach leuchtete. Eine Frau lief in verzweifelter Hast durch die Allee auf sie zu, barfuß, das Haar aufgelöst, das weite Gewand gebauscht, als sei es ein Schleier oder ein Nebel…
    » Chakula! Essen ist fertig, bibi Ohlsen. Bitte schnell kommen, der Koch hat große Mühe gemacht…«
    Sie fuhr aus dem Schlaf und brauchte einen Augenblick, um das Traumbild abzuschütteln. Mühsam erhob sie sich, das verdammte Maultier innerlich verfluchend, und setzte sich vor die Spiegelkommode, um sich ein wenig zurechtzumachen. Sie hatte Schatten unter den Augen, was ihr überhaupt nicht gefiel, außerdem fühlte sie sich ein wenig fiebrig, was ganz sicher von der Anstrengung des langen Weges herrührte.
    Der Geruch nach gebackenem Hühnerfleisch und gerösteten Erdnüssen zog in ihr Zimmer, und sie hörte, wie von Roden

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