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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Captain Coles, Sergeant Harris und Darcy gingen nach Doha und ich nach Ramstein in Deutschland. Dort würde man meine Wunden versorgen, und dann wartete eine neue Aufgabe auf mich. Alle anderen wurden der 422. zugeteilt. Die meisten waren damit zufrieden.
    Ich fragte mich, wie Jonesys Blues-Club wohl ausgesehen hätte, wenn er ihn hätte aufmachen können. Ich hätte es ihm so gewünscht.

17. Juni 2003

    Lieber Onkel Richie!
    Keine Chance, diesen Brief abzuschicken. Coles, Marla, Evans und alle anderen meiner Einheit sind zu ihren neuen Aufgaben abgereist. Captain Miller ist gestern Abend fort, bevor ich mich von ihr verabschieden konnte. Ihre ursprüngliche Einheit ist turnusmäßig in die USA zurückverlegt worden, auch wenn sie Katar nie verlassen hat – und sie ist mit ihnen gefahren. Onkel Richie, ich will nur aufschreiben, dass ich getan habe, was ich glaubte, tun zu müssen. Ich habe es für mein Land getan und für die Menschen, die ich liebe, und auch für mich selbst. Zumindest sage ich mir das immer. Was ich tue, ist mehr oder weniger das, was uns die Einsatzbefehle sagen. Aber zwischen dem, was mein Gehirn sagt, und dem, was ich innerlich fühle, besteht ein großer Unterschied. Ich glaube, das weißt Du wahrscheinlich auch.
    Ich habe heute die New York Times gelesen. Sie ist schon ein paar Tage alt, und auf der Titelseite steht nichts von Krieg oder vom Irak. Innen gibt es einen kleinen Kasten mit den Namen von zwei Gefallenen. Ich habe die Namen mit den Fingerspitzen berührt, aber ich konnte die Menschen, für die sie standen, nicht spüren. Das tut mir leid.
    Mum hat gesagt, ich soll nicht den Helden spielen. Ich weiß nicht. Vielleicht muss man ein Held sein, um mit den großen Sachen fertig zu werden, die einem zustoßen. Zumindest muss man überlebensgroß sein, um all die Dinge zu bewältigen, von denen man nicht wusste, dass man sie erleben würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich je solche Dinge sehen würde, wie ich sie hier gesehen habe. So viele tote Menschen. So viele, denen Körperteileabgeschossen wurden, die bluteten und schrien. Ich musste all diese Bilder in meinem Kopf verarbeiten, und das ist nicht leicht.
    Ich habe darüber nachgedacht, wie ich von meinen Erfahrungen hier erzählen soll. Wenn eines Tages einmal jemand behauptet, wir hätten diesen Krieg gewonnen, dann werde ich meine Zweifel haben. Diejenigen, die es nach Hause schaffen, sind nur Überlebende. Wenn es wirklich etwas zu gewinnen gibt, dann die Erkenntnis, dass wir wissen, wofür wir leben, wenn wir nach Hause kommen. Und wir werden hoffentlich dankbarer für all diese Dinge sein.
    Wenn eines Tages jemand sagt, wir hätten diesen Krieg verloren, dann weiß ich allerdings auch, dass er unrecht hat. Denn wenn man gesehen hat, wie ein Jonesy oder ein Pendleton verzweifelt nach dem höchsten Lebensideal gestrebt und sich dafür geopfert haben, dann denkt man nicht mehr so sehr über Gewinnen oder Verlieren nach. Man weiß, dass es mehr gibt im Leben, man macht weiter und versucht dieses Mehr zu finden.
    Das Seltsame ist, dass die Kameraden, die ich hier lieben gelernt habe, für mich wieder zu Fremden werden. Ich habe sie hier getroffen, hatte mit ihnen Angst, habe mit ihnen geweint. Aber erkenne ich sie überhaupt wieder, wenn ich ihnen draußen in der Welt begegnen würde? Wäre Marla ohne ihre Uniform dieselbe? Ohne dass ihre blonden Haare unter dem Helm stecken? Wie ist es mit Coles oder Jean Darcy? Würden sie im Supermarkt anders aussehen?
    Und was ist mit Captain Miller? Wie groß ist ihr Herz? Wenn ich sie in einem Bus treffen würde, vielleicht Zeitung lesend – würde ich sie erkennen? Ich glaube kaum. Ich weiß nicht, ob ich je wieder einen von ihnen erkennen würde.
    Kann ich je wieder Blues hören, ohne zu weinen?
    Onkel Richie, ich bin froh, dass ich Dir diesen Brief nicht schicken werde. Denn das Schlimmste ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob Gott und ich uns noch gegenseitig erkennen würden. Warum sollte er so einen Mist zulassen? Wieso gibt es so viel Schmerz in der Welt, wenn er etwas zu sagen hat? Was für ein Gott ist das eigentlich?
    Mir ist der Gedanke gekommen, dass das alles zu Gottes Plan gehört: die Ausbildung, die Bomben, die erschossenen Kinder, Frauen und alten Leute, die Drogensüchtigen. Ich behaupte nicht, dass es so ist. Ich weiß nicht einmal, ob ich an so etwas glaube.
    Wenn ich über diesen Krieg spreche, dann werde ich vielleicht von einem blinden irakischen Kind erzählen, das,

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