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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Stimme.
    »Sehr.«
    Edith lächelte, worauf Hannes das Spiel mit der Locke unterließ und stattdessen mit beiden Händen ihr Gesicht umfasste. Ohne sich auf eine neuerliche Diskussion einzulassen, küsste er sie.
    Sie zitterte, das spürte er deutlich. Also umfing er sie noch fester, um sie wieder zu küssen und dabei fest an sich zu drücken, als wolle er sie vor allen Widrigkeiten dieser Welt beschützen.
    Vertrauensvoll schmiegte Edith sich an ihn, und genau das war es, das ihn aus einem tranceähnlichen Zustand wieder zu sich brachte. Für ihn bedeutete es einiges an Überwindung, seine Leidenschaft zu zügeln, doch schließlich löste er sich behutsam von ihr.
    Begleitet von einer irritierenden Atemlosigkeit beeilte Hannes sich, das Picknick fertig vorzubereiten. Wenige Augenblicke später saßen sie nahe nebeneinander auf der Decke.
    Über ihnen raschelten die Blätter der Buchen und Birken im schwachen Wind, der auch die Wasseroberfläche kräuselte und sanfte Wellen an den Strand rollen ließ. Der Geruch des feuchten Bodens verband sich mit dem herben Duft des Waldes zu einer kräftigen Urwüchsigkeit. Vermutlich würde ihn dieser Duft sein Leben lang an diesen besonderen Tag erinnern.
    Nach dem Verzehr der mitgebrachten Speisen legte Hannes sich träge zurück und schloss die Augen. Bunte Lichtpunkte tanzten vor dem orangefarbenen Schimmer, der seine Lider durchdrang, da ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. Eine zarte Berührung an seiner Wange ließ ihn die Augen öffnen und gegen das helle Licht anblinzeln.
    Edith lag neben ihm, seitlich auf einen Ellenbogen aufgestützt, und streichelte ihm scheu und unendlich zärtlich über das Gesicht. Ihren Hut hatte sie abgenommen, doch wegen des grellen Gegenlichts lagen ihre Züge dennoch vollkommen im Schatten, während ihr Haar sie beinahe wie ein Heiligenschein umgab. Vorsichtig beugte sie sich ihm entgegen, und erneut berührten sich ihre Lippen.
    Auf diese verführerische Weise eingeladen, ergriff Hannes Edith und zog sie an sich, bis sie fast auf ihm lag. Ihre Haare kitzelten ihn am Hals, da er den Kragen der Uniformjacke geöffnet hatte. Seine Umarmung wurde fester, sein Kuss fordernder, doch Edith begann sich zu sträuben. Ihm blieb nichts anders übrig, als sie freizugeben.
    »Hannes«, keuchte sie atemlos. »Wir sollten miteinander reden.« Entschlossen richtete sie sich auf, was ihn zwang, ihrem Beispiel zu folgen, wobei er allerdings so dicht neben ihr blieb, dass ihre Schultern sich berührten.
    Sie ließ es zu, verschränkte aber ihre Finger nervös ineinander.
    »Hannes, ich weiß so gut wie nichts von dir. Und das behagt mir, ehrlich gesagt, nicht. Wohin geht dein Weg, nachdem du Lichterfelde abschließt? Wo und wie lebst du? Ich fürchte, ich weiß über deinen Freund Philippe mehr als über den Mann, der mir soeben indirekt einen Heiratsantrag unterbreitet hat.«
    »Du hast recht«, gestand Hannes ein und wappnete sich für seine im Vorfeld geplante Rede, obwohl er sie gern noch hinausgezögert hätte. Wer wusste schon, wie Edith, die immerhin zu einem Sozialistenzirkel gehörte, auf seine Offenbarung reagieren würde? Dennoch hatte sie recht, es war höchste Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Zögernd begann er: »Meine Mutter lebt seit ein paar Jahren nicht mehr, mein Vater ist Joseph Meindorff, der gemeinsam mit meinem älteren Bruder das Unternehmen Meindorff-Elektrik leitet.«
    Vorsichtig wagte Hannes einen Blick zu Edith hinüber, die ihr Gesicht dem blauen See zugewandt hielt. Ob sie das weit entfernt vorüberziehende Segelboot beobachtete? Oder war sein Geständnis für sie so schockierend, dass sie nicht einmal mehr bereit war, ihn eines Blickes zu würdigen?
    »Und ich dachte schon bei unserem ersten Zusammentreffen, mir käme der Name bekannt vor. Wir besitzen ein Bügeleisen der Meindorff-Werke!« Edith wandte sich ihm zu. »Mir ist schon längst klar, dass deine Familie vermögend sein muss. Immerhin ist Groß-Lichterfelde eine Elite-Militärschule. Offizier zu werden ist noch immer dem Adel und Begüterten vorenthalten. Allerdings hatte ich dich nicht direkt mit Meindorff-Elektrik in Zusammenhang gebracht.«
    »Bereitet dir das Schwierigkeiten?«, fragte er und hielt den Atem an. Der Moment, den er seit Wochen fürchtete, war gekommen: Wie würde die junge Frau reagieren?
    Edith hob die Schultern, ließ sie aber gleich darauf wieder sinken, wobei sie laut ausatmete. Das Schweigen, in das sie sich hüllte, fügte ihm

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