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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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erfahren, dass sie mit ihr zusammen gewesen war! Denn sollte dies dem Rittmeister zu Ohren kommen, war ihr eine gewaltige Standpauke sicher, ganz abgesehen von dem Verbot, das Grundstück der Meindorffs in der nächsten Zeit zu verlassen.
    Margarete verharrte noch immer reglos im Salon. Als Demy sie am Arm berührte, schrak sie sichtbar zusammen.
    »Lina muss überfallen worden sein. Sie wird gerade vom Kutscher der Meindorffs ins Haus getragen. Er darf mich hier nicht sehen!«
    »Aber … du hast recht. Vielleicht wäre es von Vorteil, wenn er uns beide nicht sieht!«
    »Komm!«, zischte Demy und zog die Freundin hinter sich her zu einer Terrassentür. Im Flur erklangen bereits feste Schritte und Männerstimmen. Das Mädchen rüttelte und zerrte an dem Knauf, bis die Tür endlich aufsprang und sie Margarete durch den Spalt schieben konnte. Demy selbst kämpfte gegen die Gardine an, da der feine Stoff sich im entstandenen Luftzug aufblähte und sie einhüllte. Letztendlich gelang auch ihr die Flucht hinaus auf die Sandsteinterrasse. Sie ließ die Tür hinter sich offen stehen und folgte Margarete über eine Steintreppe hinunter in den Garten. Schnell huschten sie um die Hausecke, wo sie sich keuchend und zitternd an die weiß verputzte Fassade pressten.
    »Das war knapp!«, lachte Demy, teils erleichtert, teils aufgeregt und drückte dabei beide Hände auf ihr rasant klopfendes Herz. Bei der Vorstellung, von einem wütenden Rittmeister mit seinen drohend zusammengezogenen Augenbrauen und den stechenden Augen wegen eines erneuten Regelbruchs abgekanzelt zu werden, zitterten ihr doch die Knie.
    »Demy, was tun wir jetzt? Wir können nicht ewig hier stehen bleiben, vor allem, weil der Professor uns bald suchen wird. Immerhin wähnt er uns in seinem Salon.«
    »Keine Angst. Bruno ist nicht der Gesprächigste. Er fährt sicher bald weg und dann können wir hinein.«
    ***
    Der Kutscher gab einem Arzt und dieser einem Polizisten die Klinke in die Hand. Währenddessen saßen die beiden Freundinnen in einem mit wildem Wein überwachsenen Gartenpavillon und wussten noch immer nicht, wie es Lina ging und was ihr zugestoßen war. Letztlich hielt es Demy in ihrem Versteck nicht länger aus. Sie lief über die Wiese bis an die Pforte und fing dort den Uniformierten ab, der im Begriff war, das Anwesen zu verlassen.
    »Entschuldigen Sie bitte, Herr Wachtmeister. Was ist mit Fräulein Barna passiert?«
    »Das müssen Sie sie selbst fragen, kleines Fräulein.« Der Mann mittleren Alters bedachte sie mit einem prüfenden Blick. »Und wer sind Sie?«
    »Demy van Campen, eine Freundin von Fräulein Barna. Hatte sie einen Unfall? Wurde sie überfallen? Rief man Sie deshalb?«
    »Der Herr Professor kann von Glück reden, dass ich überhaupt kommen konnte, Fräulein van Campen. In der Innenstadt demonstrieren mal wieder die Bürger. Über dreißigtausend Menschen sind auf den Straßen und protestieren gegen das Dreiklassenwahlrecht 26 .« Diesmal tippte der Polizist sich an seine Pickelhaube, während er Demy erneut fragend anschaute. »Sie und Fräulein Barna sind also Freundinnen? Befand Fräulein Barna sich in ihrer Gesellschaft?«
    »Nicht direkt«, murmelte Demy und ärgerte sich über ihre Ungeduld, die sie dazu getrieben hatte, den Wachtmeister anzusprechen. Wenn er sie nun detaillierter ausfragte und die Meindorffs doch noch von dieser Geschichte erfuhren …
    »Erläutern Sie mir das bitte genauer?«
    »Wir besuchten gemeinsam eine Freundin von mir und dabei entfernte Lina sich von uns. Wir konnten sie nicht mehr finden und waren sehr in Sorge um sie.«
    »Wir?« Bei dieser Frage wanderte sein Blick über sie hinweg zu Margarete, die Demy langsam gefolgt war.
    »Margarete Pfister, Herr Wachtmann«, stellte sie sich vor und gesellte sich an Demys Seite, was diese als ausgesprochen tröstlich empfand.
    »Das deckt sich mit der Aussage von Fräulein Barna. Leider stimmt es wohl auch, dass sie keine Zeugen für den Angriff auf sie hat.«
    »Sie ist also überfallen worden? Mein Gott, geht es ihr gut?« Erneut war Margarete den Tränen nahe.
    »Sie hat ein paar schmerzhafte, aber oberflächliche Blessuren davongetragen, wie ihr Arzt mir versicherte. Seien Sie also unbesorgt. Zeugen des Angriffs wurden Sie aber nicht?«
    »Wir? Nein!« Erbost stemmte Demy die Hände in die Hüfte. »Denken Sie, wir hätten dem Treiben zugesehen, ohne unserer Freundin zu Hilfe zu eilen?«
    Ein belustigtes Lächeln legte sich auf das bärtige Gesicht des

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