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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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unternahm Höhenflüge. Sybilla hatte recht. Sie war durchaus imstande, mehrere Stücke gleichzeitig anzufertigen. Sie mussten nicht in Bronze gegossen, sondern im Ofen gebrannt werden, was ihnen die rustikale Wirkung verleihen würde, nach der sie gesucht hatte.
    »Sie wird vermisst«, sagte Molly, die Arme fest verschränkt, als wollte sie die Angst festhalten, die Joe in ihren Augen sah. »Die Polizei sagt, in ihrem Haus sei keine Spur von ihr zu finden, und es sieht aus, als stünde es schon seit Wochen leer. Es ist ihnen gelungen, mit dem Kerl zu sprechen, mit dem sie zusammengelebt hat, aber er sagte, sie habe ihn vor zwei Monaten rausgeworfen und die Pferde verkauft. Seither hat er nichts mehr von ihr gehört.«
    Joe führte sie zu dem Stuhl in seinem Büro, und sie setzte sich. »Ich habe die Nachtwache verdoppelt«, besänftigte er sie, »und jeder Mann hat ein Gewehr. Sie würde es nicht wagen, noch einmal hierherzukommen – nicht jetzt, da sie weiß, dass wir auf sie vorbereitet sind.«
    »Die Sache mit den Puppen war schlimm genug.« Sie schauderte. »Und die aufgeschlitzten Reifen zu ersetzen war teuer, aber eine tote Ratte auf meinem Küchentisch zu hinterlassen und alle meine Fotos von Patrick zu zerschneiden ist krank. Gwen ist verrückt, Joe, und ich habe Angst, was sie als Nächstes tun könnte.«
    Joe legte seiner Mutter die Hand auf die Schulter, aber er fand keine tröstenden Worte für sie. Gwen Coles Terrorkampagne hatte sie alle betroffen. Er ließ Haus und Ställe jede Nacht von bewaffneten Stallknechten bewachen, die Polizei machte regelmäßig Abstecher in die Gegend, um die Grenzen abzusuchen, und die Nachbarn waren alarmiert, falls sie etwas Verdächtiges bemerkten. Die Eigner wurden nervös und erwogen bereits, ihre Pferde abzuholen, und wenn das Ganze noch länger andauerte, würde Gwen sein Geschäft ruinieren. Er war nur heilfroh, dass Lulu in England sicher war.
    »Wir stehen das durch«, sagte er und versuchte, seiner Stimme eine gewisse Zuversicht zu verleihen. »Wenn sie wahnsinnig ist, wird sie irgendwann unvorsichtig. Es wird nicht lange dauern, bis man sie erwischt und einsperrt.«
    Das Londoner Haus war längst verkauft, daher waren Sybilla und Lulu in ein Hotel in der Nähe der Galerie gezogen. Bertie kannte den Galeriebesitzer gut, und sie hatten vereinbart, dass Lulu dort ausstellen konnte. Jetzt herrschte lebhaftes Geschnatter und Gelächter in der Galerie, als die große Versammlung sich unter einem sternenklaren Julihimmel auf die gepflegten Gärten verteilte. Kellner schoben sich mit Champagner und Kaviar von Gruppe zu Gruppe, Zigarettenrauch stieg zu den Lüstern auf, und die Mischung aus verschiedenen Parfümen war ziemlich berauschend.
    Lulu wandte sich grinsend an Sybilla. »Anscheinend gefällt ihnen, was sie sehen, nicht wahr?«
    Sybilla warf lächelnd ihre Haare zurück. »Ich schätze, man könnte sagen, wir haben London auf Australien aufmerksam gemacht«, sagte sie in ihrem gedehnten Queensland-Akzent.»Und wenn wir im September in New York ausstellen, wirst du sehen, dass sie uns dort auch mögen.«
    Lulu riss aufgeregt die Augen auf. »Sie sind einverstanden?«
    »Natürlich«, antwortete sie hochnäsig. »Ich habe durchaus ein wenig Einfluss, musst du wissen, und Bertie kann hervorragend Fäden ziehen.« Sie winkte jemandem auf der anderen Seite der Galerie zu und eilte davon – ein wallendes Traumbild in roter und violetter Seide.
    Lulu konnte nicht aufhören zu lächeln. New York. Wer hätte das gedacht? Sie betrachtete Sybillas Gemälde an den weißen Wänden. Sie brachten das Outback mit seinen glühenden Farben und der herben Schönheit perfekt zum Ausdruck, und sie konnte den Eukalyptus förmlich riechen. Die Schwester ihres Vaters war eine begabte Künstlerin, die selbst den schotterigen Boden im Busch mit wenigen Pinselstrichen wiedergeben konnte. Sie malte einen Wasserfall, der sich über rote Klippen ergoss, und fing den dabei entstehenden Regenbogen ein. Ihr zarter Strich konnte den Glanz der Gier im Auge eines Staffelschwanzes darstellen sowie die unheimliche Kraft des großen Keilschwanzadlers, wenn er über seiner Beute schwebte.
    Froh, ein paar Augenblicke für sich zu haben, bewegte sie sich durch die Menge und inspizierte ihre eigene Arbeit. Sie war ganz anders als ihre letzte Ausstellung, denn es waren weniger Stücke, die auch nicht so stilisiert wirkten wie ihre vorherigen Werke, und es waren keine großen Bronzestatuen.
    Die Studien

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