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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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aber sie stellte fest, dass sie keinen Appetit hatte, obwohl Veras Speisen köstlich dufteten. Sie zwang sich, so viel davon zu essen, bis Vera zufriedengestellt war. Die Hausangestellte hantierte noch eine Weile im Zimmer herum, bevor sie mit dem Versprechen ging, später wiederzukommen. Lulu saß still neben Clarice und begann die Briefe zu öffnen, die Vera mitgebracht hatte.
    Die meisten waren an Clarice und wünschten ihr eine baldige Genesung. Nichts von Joe – es war noch zu früh, und wahrscheinlich wusste er nicht einmal, dass sie in England war.
    »Lorelei?«
    Sie ließ die Briefe fallen. »Gott sei Dank, oh, Gott seiDank«, schluchzte sie. Sie ergriff die zerbrechliche Hand und hielt sie sich an die Wange.
    »Was machst du hier?«, fragte Clarice mit dünner Stimme und verwirrt.
    »Ich bin nach Hause gekommen«, sagte sie und strich das graue Haar sanft aus der bleichen Stirn. »Ich bin hier, Mütterchen, und ich werde dich nie wieder allein lassen.«
    Clarice drehte den Kopf auf dem Kissen, in den Augen glitzerten Tränen. »Mütterchen«, seufzte sie, »wie schön.«
    »Es tut mir nur leid, dass ich es noch nie gesagt habe.« Sie stützte sich auf das Bett, ihr Gesicht nah an Clarice’. »Du bist die einzige Mutter, die ich je hatte – die beste Mutter der Welt, und ich liebe dich von ganzem Herzen.«
    »Ich liebe dich auch«, murmelte Clarice.
    Lulu hielt ihre Hand fest, als Clarice wieder einschlief. Hoffnung keimte auf und schwand, während sie ihre Tante beobachtete. Wagte sie zu glauben, dass Clarice wieder genesen würde? »Du musst wieder gesund werden«, flüsterte sie. »Ich brauche dich, Clarice.«
    Doch Clarice wachte an den nächsten drei Tagen nicht auf.
    Während draußen vor dem Fenster der Schnee fiel, las Lulu, an den Heizofen gedrängt, einen alten Brief von Joe. Obwohl der Tonfall ein wenig gestelzt war, berichtete er ausführlich vom Alltag in Galway House, den Rennen, den Erfolgen und Misserfolgen der Pferde. Bob saß wieder im Sattel, hatte mit Ocean Child zwei Rennen gewonnen und ein Handicap verdient, daher buchte er ihn für ein wichtiges Rennen in Melbourne im neuen Jahr. Die Gespräche, die Molly täglich mit Frank über Fernsprecher führte, sorgten für viel Klatsch und Tratsch, und Eliza und ihr Vater waren in ein Haus bei Railton umgezogen, das nur ein paar Meilen weit entfernt war. Sie war sozusagen zum festen Inventar auf dem Pferdehof geworden,worüber Molly sich endlos freute, sich aber gleichzeitig darüber sorgte, dass die Stallburschen zu sehr abgelenkt wurden.
    Lulu versuchte, ihre aufkommende Eifersucht zu unterdrücken. Sie hatte kein Recht dazu. Doch Joes Brief weckte in ihr die Sehnsucht, ihn wiederzusehen.
    Dollys hastig hingekritzelte Notiz war vom Landsitz der Familie gekommen, auf dem sie sich häuslich niedergelassen hatte und bereits lernte, wie man den Stammbaum ihres Viehbestandes verbessern konnte. Ihr Vater war über ihren Entschluss schockiert gewesen, erwärmte sich aber allmählich für die Idee, nachdem er sah, dass sie es ernst meinte. Die Verlobung mit Freddy war in aller Stille und in gegenseitigem Einvernehmen gelöst worden. Von ihrem Erpresser hatte sie nichts gehört, und sie freute sich auf den Jagdball am Ort, an dem sie in Begleitung eines jungen Mannes teilnehmen würde, der auf einem großen Anwesen in der Nähe Brahma-Bullen züchtete.
    Berties Brief war kurz und bündig. Er sei froh, dass sie wieder da sei, es tue ihm leid, dass es Clarice nicht gut gehe, und er habe mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass Lulu mit Sybilla Henderson verwandt sei. Er beendete den Brief mit der Frage, wann er denn mit den fertiggestellten Aufträgen rechnen könne.
    Lulu vernahm das Rascheln von Bettzeug und eilte zu Clarice. »Hallo, Mütterchen«, sagte sie sanft und küsste die bleiche Stirn.
    Clarice umfasste mit schwachem Griff ihre Finger. »Ich bin froh … ihn gefunden hast«, brachte sie trotz ihres abgerissenen Atems zustande. »Frank ist … guter Mann.«
    Die kurzen Worte erschöpften sie anscheinend so, dass sie verstummte, nach Luft rang, offensichtlich unter Schmerzen.
    »Soll ich den Arzt holen? Brauchst du mehr Medikamente?«
    Clarice schloss die Augen und bewegte den Kopf auf ihrem Kissen. »Nein«, krächzte sie. »Hast … Gwen gesehen?«
    Lulu biss sich auf die Lippe. »Kurz«, antwortete sie, »wir hatten uns nicht viel zu sagen.«
    Die blassblauen Augen schauten sie durchdringend an, der Atem rasselte in der Brust. »Dann«,

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